Reinhardshof. Dass sich in Sachen abgebrannter Polizeisporthalle in absehbarer Zeit etwas tun könnte, war nach der Äußerung des baden-württembergischen Innenministers, Thomas Strobl, schon Ende Oktober klar. Anlässlich der Einweihung des Wertheimer Polizeihochschulstandorts, inklusive Europas modernster Raumschießanlage, sagte Strobl: „Wertheim wird selbstverständlich im nächsten Jahrzehnt gebraucht. „Deswegen brauchen wir auch eine entsprechende Sporthalle. Und ich bin ganz sicher, Frau Kollegin Splett, wir werden das in absehbarer Zeit hinbekommen“, wandte er sich direkt an die anwesende Staatssekretärin im Ministerium für Finanzen.
Ob dieser Satz das am Ende alles entscheidende Signal war, auf welche das Finanzministerium gewartet habe, bleibt zwar Spekulation. Sicher ist aber, dass das baden-württembergische Finanzministerium auf ein öffentliches Bekenntnis des Innenministeriums gewartet hat. „Wenn die Halle grundlegend saniert und damit auch modernisiert wird, braucht das Land entweder eine dauerhafte Nutzung oder jemanden, der Interesse an einer späteren Nutzung hat. Wir können keine Halle sanieren und sie in Zukunft leer stehen lassen“, hieß es in einem Schreiben aus dem Finanzministerium im August.
Rednerin auf dem Festakt in Wertheim war auch die bereits erwähnte Staatssekräterin des Inneren, Dr. Gisela Splett. Sie hatte auf diesem Empfang laut eigener Aussage sehr genau auf die Worte Strobls gehört. Vorstellbar ist, dass ihr Besuch auch grundsätzlich geholfen hat, eine Entscheidung pro Sanierung herbeizuführen. Immerhin konnte an diesem Tag eine Vertreterin des Finanzministeriums direkt vor Ort einen Eindruck verschaffen.
Die Geschichte
Der Standort der Polizeiakademie schloss im Oktober 2015 seine Tore auf dem Reinhardshof. Die Einrichtung wurde für zwei Jahre Landeserstaufnahmestelle (LEA) für Flüchtlinge. Die Turnhalle fiel in der Nacht zum 20. September einem Brandanschlag zum Opfer. Die Täter sind bis heute nicht gefasst. Als Mitte 2018 die Polizeihochschule auf dem Reinhardshof ihren Betrieb wieder aufnahm, war klar, dass die Halle nicht genutzt werden konnte. Die Polizeianwärter werden deshalb mit Bussen zu anderen Sportstätten, beispielsweise nach Külsheim, gefahren, oder nutzen stundenweise Schulsporthallen in Wertheim.
Die Hoffnung auf eine Besserung dieser allseits belastenden Situation nährte auch Ingo-Michael Greiner, Leiter des Amts Vermögen und Bau BW, der auf ein Treffen der „Task Force“ verwies, die anlässlich der Einstellungsoffensive für einen größeren Polizeikader ins Leben gerufen wurde. Geholfen hat auch, dass die Stadt Wertheim ihren Willen deutlich bekundet hat, die Halle nach einer eventuellen Sanierung mit zu nutzen und eventuell sogar als Nachnutzer in Erscheinung zu treten (wir berichteten).
Ein weiterer, nicht ganz unbedeutender Punkt in Sachen Entscheidungsfindung: inzwischen liegt der baden-württembergische Entwurf für den Doppelhaushalt 2020/21 vor, der unter anderem neun Millionen Euro für die innere Sicherheit ausweist. In diesem Entwurf sind unter anderem 175 neue Stellen für Beschäftigte in den Gefängnissen, 25 Wachtmeisterstellen für Gerichte und 95 neue Stellen für Richter und Staatsanwälte geplant. 2020 sollen auch etwa 1600 junge Menschen, die Chance erhalten, eine Ausbildung bei der Polizei beginnen zu können. Ein Jahr später, 2021, soll es laut Haushaltsentwurf weitere 1400 Ausbildungsplätze geben. Damit will das Land seine Ausbildungsoffensive fortsetzen, um gegen den Polizeikräftemangel vorgehen zu können. Der Landeshaushalt für 2020 und 21 wird am 18. Dezember verabschiedet.
Ein wichtiges Telefonat
Laut einer Mitteilung durch die Stadt war es die Staatssekretärin Dr. Gisela Splett (B90/Grüne), die Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez am Samstagvormittag telefonisch über die positive Entwicklung informierte. Das Finanzministerium habe das Amt für Vermögen und Bau in Heilbronn angewiesen die Planungen zur Instandsetzung der im Jahr 2015 abgebrannten Turnhalle zu beginnen. Ein entsprechendes Schreiben werde Anfang der nächsten Woche in Wertheim eintreffen. Möglich geworden ist diese Entscheidung, nachdem das Innenministerium bestätigt hatte, dass der Standort der Hochschule für Polizei dauerhaft gebraucht werde. Bereits am Freitag hatte der Landtagsabgeordnete Professor Wolfgang Reinhart den OB während eines persönlichen Gesprächs die positive Meldung überbracht.
„Das ist eine hervorragende Nachricht am ersten Adventswochenende. Damit ist klar, dass die Sanierung der Turnhalle kommen wird. Das verbessert die Ausbildungsqualität der Polizei in Wertheim weiter. Darüber hinaus wird der Standort der Polizeihochschule dauerhaft gestärkt“, freute sich Markus Herrera Torrez.
Gerade auch für den ländlichen Main-Tauber-Kreis sei diese Entscheidung der Landesregierung ein wichtiges Signal, dass nicht alle Einrichtungen des Landes im Stuttgarter Ballungsraum angesiedelt werden. So könne dazu beigetragen werden, dass die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in Baden-Württemberg erhalten bleibt, fügte er an.
Einzelheiten zur Sanierung der Halle liegen noch nicht vor. Sicher ist nur, dass die Versicherung einen Teil der Kosten übernimmt.
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