Urphar. Rein äußerlich ist es die Ruhe und die pure Natur, das sanft vorbeiziehende Wasser und der schöne Blick auf das „Himmelreich“. Der Platz zwischen Bürgerhaus und Main ist für Urphars Ortsvorsteher Detlev Dosch aber auch ein Symbol für die gute Gemeinschaft in seinem Dorf.
Auch an diesem Samstagvormittag wird fleißig angepackt hinter dem Bürgerhaus an der Maintalstraße. Während drinnen inzwischen fast alle Arbeiten abgeschlossen sind, wird der dahinter liegende Platz Richtung Main noch hergerichtet. An dem Tag werden unter anderem die Pflastersteine gerüttelt und der Platz fürs Fischerstechen am kommenden Wochenende vorbereitet.
Wandertipp
Besonders schön findet Urphars Ortsvorsteher Detlev Dosch den „Jubiläumswanderweg“, der anlässlich des 1250-jährigen Bestehens der Ortschaft ausgewiesen wurde.
Startpunkt des gut 14 Kilometer langen Rundwegs ist am Bürgerhaus. Ein QR-Code und Wegweiser an markanten Kreuzungen helfen bei der Orientierung.
Für Unverständnis im Ort sorgt dagegen die schon viele Jahre andauernde Sperrung des Buschwegs, der ungefähr auf halber Höhe in der Mainleite als schöne Wanderstrecke Richtung Eichel führt. „Wir hoffen, dass er bald wieder aufgemacht wird“, fordert Dosch nachdrücklich. kg
Viele der Arbeiten haben die Urpharer in Eigenleistung erbracht. Der Bouleplatz und die Fitnessgeräte sind schon nutzbar. Ruhebänke, Sonnenliegen und Spielplatz sollen noch folgen.
„Hier unten ist es einfach am schönsten“, sagt Dosch. In zehn Monaten soll der neue Freizeitplatz dann fertig sein: Vom 4. bis 6. Juli 2025 feiert Urphar seinen 1250. Geburtstag.
An den Jubiläumsvorbereitungen haben sich laut Dosch wieder exemplarisch die Stärken seiner Ortschaft und der Einwohner gezeigt. Die Identifikation mit dem Dorf sei hoch – und damit auch die Hilfsbereitschaft und der Gemeinsinn.
„Wir haben eine starke Gemeinschaft, einen großen Zusammenhalt und gut geführte Vereine, die den Ort prägen“, lobt Dosch. Wer hier geboren werde, bleibe meist hier – oder kehre nach auswärtigen Ausbildungszeiten wieder hierhin zurück.
Detlev Dosch hat es nie aus Urphar weggezogen. Er ist hier geboren und aufgewachsen – „beschützt“, wie er heute betont. Seine Ehefrau stammt von hier und eine seiner beiden Töchter ist Erzieherin im Kindergarten ein paar Meter vom Elternhaus entfernt. Die gesamte Familie ist fest verwurzelt in Urphar. „Das haben wir bei vielen hier in Urphar“, analysiert Dosch. Und zu seiner persönlichen Situation: „Ich kann mir nicht vorstellen, woanders zu wohnen.“
Von klein auf hat der Ortsvorsteher am Dorfleben partizipiert und zunehmend immer mehr Verantwortung übernommen. Das gute Vereinsleben und Miteinander haben ihn – wie auch die heutigen jungen Generationen – früh geprägt. Ein paar Hundert Meter von seinem Lieblingsplatz am Main stromaufwärts, in der Bucht unterhalb der Kläranlage, nahm Dosch als Jugendlicher an Partys und Lagerfeuern teil. Er spielte viele Jahre aktiv beim SSV Fußball, singt noch heute im Männerchor, engagierte sich aber auch als Betreuer und Busfahrer bei der DLRG und ist aktuell Vorsitzender vom Motorradclub MC UrWald.
Seit inzwischen zehn Jahren sitzt Dosch im Ortschaftsrat, zunächst als stellvertretender Ortsvorsteher, seit 2019 als Chef. „Mein Herz schlägt für Urphar“, bilanziert er. Und damit, das macht er im Gespräch mit den FN immer wieder deutlich, sieht er sich bei weitem nicht als Einzelfall.
„Wir haben viele engagierte Bürger, die auch mal sagen, was Sache ist und wo es hakt“, freut er sich. Dank einer guten Mischung des Ortschaftsrats, sowohl altersmäßig als auch fachlich, finde man meistens Möglichkeiten, viele Bürgerinnen und Bürger zufriedenzustellen. Dosch selbst kann dabei unter anderem seine langjährige Berufserfahrung als Fliesenleger bei Rückert in Urphar und Lagerist bei der Firma Brandt einbringen.
Besonders hebt der Ortsvorsteher auch das Engagement der Jugend im Ort hervor. Nicht nur bei der DLRG, sondern auch im Festausschuss würden aktuell viele junge Leute mitwirken. Auch engagierten sich zahlreiche Frauen beispielsweise durch die Übernahme von Beetpatenschaften.
Wenn sich Dosch trotz der Wohlfühlatmosphäre noch etwas wünschen könnte, wäre das ein „Tante-Emma“-Laden. Auch wenn die nächsten Einkaufsmöglichkeiten gut erreichbar seien und man mit der Bäckerei sehr zufrieden sei, wäre das ein Mehrwert.
Platz für einen neuen Laden gebe es aber eigentlich gar nicht. In Urphar gebe es so gut wie keine Leerstände. Für ein weiteres Neubaugebiet gebe es schon Planungen. Neubürger seien willkommen: „Alle werden hier herzlich aufgenommen. Das ist das Schöne und das gefällt mir.“
Noch offen sei die Nachnutzung des ehemaligen Campingplatzes am Ortsausgang Richtung Bettingen, der durch den Gemeinderat aus Kostengründen geschlossen worden war. Direkt hinter dem Kembach handelt es sich zwar um Lindelbacher Gemarkung, allerdings würden sich die Urpharer durchaus in die Diskussion einbringen.
Die nächsten Monate werden jedoch erst einmal durch das 1250-Jahr-Jubiläum geprägt sein. Dr. Peter Rückert und Frank Kleinehagenbrock arbeiten derzeit das alte Gustav-Rommel-Buch auf und bringen es auf den neuesten Stand.
Und wenn dann – endlich – am 5. Juli des nächsten Jahres der Festumzug stattfindet, wird sich auch für Dosch ein kleiner Kreis schließen. An die 1200-Jahr-Feier vor dann genau 50 Jahren erinnert er sich noch dunkel. Auf den damals siebenjährigen Buben habe gerade der große Umzug einen bleibenden Eindruck hinterlassen. „Das noch mal erleben zu dürfen, ist einfach toll“, freut sich Detlev Dosch gegen Ende des Gesprächs.
Direkt danach geht der Ortsvorsteher schnurstracks zu den fleißigen Helfern am Bürgerhaus hinüber. Vielleicht um sich nach dem Arbeitsfortgang zu erkundigen. Wahrscheinlicher aber, um sie zu loben – oder gar selbst mit anzupacken. Wieder mal.
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