75. Geburtstag

Eifriger Streiter für Grünenwört und die Ortschaften

Gerhard Kohout begeht Ehrentag. Jahrzehnte lang als Ortsvorsteher, Gemeinderat und Lehrer gewirkt

Von 
Nadine Schmid
Lesedauer: 
Grünenwörts früherer Ortsvorsteher Gerhard Kohout feiert an diesem Freitag seinen 75. Geburtstag. © Nadine Schmid

Grünenwört. Inzwischen sei er hauptsächlich Privatmann, erklärt Gerhard Kohout, der über viele Jahrzehnte als Ortsvorsteher von Grünenwört und Stadtrat die Geschicke Wertheims mitgelenkt hat. Außerdem hat er viele Schülergenerationen auf ihrem Weg ins Erwachsenenleben begleitet. An diesem Freitag feiert er seinen 75. Geburtstag.

Noch heute führt Kohout als Stadtführer Englisch sprechende Gäste durch die Altstadt. Sie seien jedes Mal begeistert, wenn er ihnen sein Geburtshaus in der Friedleinsgasse zeige, erzählt er. Dabei präsentiert er ein Bild, das seine Mutter seinerzeit von der großen Kinderschar in der Gasse geschossen hat. Kohout steht, damals im Kindergartenalter, in der ersten Reihe. „An seiner Geste kann man schon erkennen, dass er später Lehrer wird“, meint seine Frau Ursula schmunzelnd.

Doch bis es soweit war, gingen noch einige Jahre ins Land, in denen Gerhard Kohout zunächst die Grundschule und dann das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium besuchte. Danach wechselte er für drei Jahre zur Bundeswehr und absolvierte die Offiziersausbildung. Später engagierte er sich viele Jahre als Reservist. Kohout wurde Oberst und war Kommandeur des Logistikregiments. Durch bundesweite Kurse, zum Teil mit Soldaten anderer Länder, seien viele gute Freundschaften entstanden. Insgesamt diente er der Wehr in 38 Jahren 1100 Tage – neben seinem Hauptberuf.

Mehr zum Thema

Geburtstag

Flucht aus den Trümmern mündet in Erfolgsgeschichte

Veröffentlicht
Von
Gerd Weimer
Mehr erfahren
Verhandlung

Amtsgericht verhängt Bewährungsstrafe

Veröffentlicht
Von
goe
Mehr erfahren
Hauptversammlung

Freie Bürger Wertheim in Nassig unterwegs

Veröffentlicht
Von
fbw
Mehr erfahren

In der Zeit bei der Bundeswehr entstand Kohouts Berufswunsch: „Ich habe gemerkt, wie gerne ich anderen etwas beibringe.“ So folgte in Heidelberg das Studium zum Lehrer. Anschließend hatte er das Glück, durch die Kampagne „Lehrer aufs Land“ nach Wertheim zurückkehren zu können. Seine erste Stelle bekam er an der Sonderschule, dem Vorläufer der heutigen Edward-Uihlein-Schule. Eine weitere Zwischenstation war die Grundschule in Dertingen, bis er schließlich fast 30 Jahre seines Berufslebens an der Grund- und Hauptschule Bestenheid verbrachte.

„Er hatte den Ruf: Streng, aber gerecht“, berichtet seine Frau. Besonders habe er sein letztes Dienstjahr genossen, als er in die Hauptschule nach Freudenberg abgeordnet wurde. „Die Schüler wollten wirklich etwas lernen“; erinnert sich Kohout. Besonders habe er an dem Beruf immer die Vielfalt gemocht und die Möglichkeit, Potenziale in Menschen zu wecken.

Ein anderer Glücksfall war für ihn 1973 die Wohnung, die er in Grünenwört fand. Zu dieser Zeit plante der SC ein neues Vereinsheim und verhandelte darüber lange mit der Stadt. Das reizte Kohout, sich hier einzubringen. Acht Jahre war er Vorsitzender des SC Grünenwört. Anschließend wirkte noch viele Jahre als Kassier. Heute verfolgt er als Ehrenvorsitzender die Geschicke des Vereins.

Vom Sportverein in die Lokalpolitik war es dann nur ein kurzer Weg. Seit 1976 gehörte Kohout dem Ortschaftsrat Grünenwört an, ab 1981 war er 25 Jahre Ortsvorsteher. Außerdem saß er 15 Jahre für die SPD im Gemeinderat, davon 14 Jahre als Fraktionsvorsitzender. In seiner letzten Legislaturperiode trat Kohout für die Freien Wähler an, die er auch heute noch beratend unterstützt. Ein Anliegen sei ihm immer gewesen, die Rechte der Ortschaften hochzuhalten, betont der Jubilar. In Grünenwört nennt er den Sportheimbau und die Anlage zweier Neubaugebiete als Schwerpunkte, für die er sich einsetzte. Am Ende seiner Amtszeit habe es sogar noch das bereits im Eingemeindungsvertrag versprochene Feuerwehrauto gegeben, schmunzelt Kohout.

Im Gemeinderat sei es manchmal nicht einfach gewesen, gegen die damalige CDU-Mehrheit zu agieren. Als wichtiges Thema ist ihm hier die Forderung, Kindergärten in jeder Ortschaft zu etablieren, ebenso im Gedächtnis geblieben wie die Industrieansiedlung auf dem Reinhardshof nach dem Wegzug der Amerikaner, die Frage des Moschee-Standorts, die Bürgerbefragung zu einem Kraftwerk in Bestenheid und die Diskussion um den Schrägaufzug zur Burg. Diese Themen hätten die Bevölkerung zum Teil durchaus gespalten. In der 1980er Jahren war Kohout Teil der Bürgerinitiative „Natur SOS“, die ein Sägewerk am gegenüberliegenden Mainufer in Faulbach verhinderte.

„Es gab immer wieder neue Themen, mit denen man sich auseinandersetzen musste“, blickt Kohout zurück. Dabei sei es normal gewesen, dass immer wieder Leute bei ihm angerufen hätten oder vorbeigekommen wären, um ihre Anliegen vorzubringen. „Irgendwann haben wir uns dann das Recht herausgenommen, wenigstens am Wochenende den Telefonstecker zu ziehen“, erzählt Ursula Kohout.

Für seine zahlreichen Tätigkeiten und sein großes Engagement hat Kohout im Laufe der Jahre zahlreiche Auszeichnungen erhalten: die Stadtmedaille in Silber und Gold, außerdem die Landesehrennadel und das Ehrenkreuz der Bundeswehr.

Heute schauen die Kohouts die Lokalpolitik von „außen“ an, „zum Teil amüsiert, aber meistens wohlwollend“. Gerne werde er zwischendurch von seinen Nachfolgern um Rat gefragt. Ein besonderes Anliegen ist ihnen momentan, dass das Burgbähnle wieder fährt, damit auch ältere Menschen das Wahrzeichen Wertheims erreichen können.

Neben den Stadtführungen verbringt Kohout seine Zeit gerne mit Holzmachen und mit seiner Familie. Seine Frau Ursula Kohout, mit der er seit 20 Jahren verheiratet ist, lernte er 1988 bei der SPD kennen. Zur Familie gehören vier Kinder und vier Enkelkinder. Den Glückwünschen zum Geburtstag schließen sich die Fränkischen Nachrichten an.

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten