Dörlesberg. Die Dörlesberger haben eine klare Vorstellung darüber, wie ihr Beitrag zum Ausbau der Windkraft aussehen soll. Dies wurde bei der dritten und letzten Bürgerversammlung zu potenziellen Vorranggebieten für Windkraft im Bereich der Großen Kreisstadt Wertheim am Donnerstag in der Waldsporthalle deutlich. Gestellt wurden vor allem Fragen zu möglichen Arealen im Bereich der Ortschaft, die laut Stadt und Ortschaftsrat südöstlich von Dörlesberg liegen sollen.
Wie Ortsvorsteher Udo Schlachter sagte, sei der Ortschaftsrat von Anfang an bei den Planungen von Waldbesitzer Johannes Graf von Ballestrem einbezogen worden. Dieser beabsichtige auf seinen Flächen südlich und östlich von Dörlesberg Windkraftanlagen aufzustellen. Der Ortschaftsrat habe dem Wertheimer Gemeinderat einstimmig empfohlen, diese Planungen weiter zu verfolgen und die entsprechenden Flächen in der Stellungnahme an den Regionalverband Heilbronn-Franken zu berücksichtigen.
„Planungen direkt westlich der Kreismülldeponie erteilen wir hingegen eine klare Absage“, so Schlachter. Er begründete dies mit der Hauptwindrichtung aus Westen. Man sehe durch sie eine unzumutbare Schallbelastung der Dörlesberger durch Anlagen dort. Zudem befürchte man Schattenwurf. Der Vorschlag für die Anlagen südöstlich der Gemeinde sei ein Zeichen der Solidarität der Ortschaft bei der Deckung des Strombedarfs und der Energiewende. Die Anlagen sollen in Totholzbereichen ohne Zukunft für den Waldbau aufgestellt und nicht in Zukunftsbeständen entstehen.
Wertheims Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez betonte, dass grüne Energie aus der eigenen Region künftig ein Standortvorteil für Unternehmen sein werde.
Stadtbaumeister Armin Dattler berichtete, eine große Suchraumfläche der Stadt Külsheim grenze direkt an das für Dörlesberg vorgeschlagene Gebiet. Würden dort in der Nachbargemeinde Windkraftanlagen aufgestellt, wirke das Ganze wie ein einheitlicher Windpark.
Graf von Ballestrem betonte, mit Hilfe der Einnahmen aus der Anlagenpacht könne er auch die Umgestaltung seiner anderen Waldflächen finanzieren. Wichtig sei ihm als Waldbesitzer, das Projekt Windenergie gemeinsam mit der Stadt zu entwickeln. Auf seinem Areal könnten zwei Anlagen stehen, auf kommunaler Fläche ebenso zwei und im angrenzenden Forst Baden-Württemberg geschätzt ebenso zwei bis drei.
Auf Nachfrage erklärte Dattler, im Gebiet, das man vorschlagen möchte, würden kleine Flächen von 137 privaten Eigentümern liegen. Hinzu kämen die großen Areale von Graf von Ballestrem, Stadt Wertheim und Forst Baden-Württemberg. Auf allen könnten Windkraftanlagen wirtschaftlich betrieben werden. Außerdem seien durch die neuen Anlagentypen auch Bereiche mit weniger Windgeschwindigkeiten wirtschaftlich. „Diesen Faktor prüfen Projektentwickler sehr genau.“ Christoph Ewen, Moderator des Energiedialogs Baden-Württemberg, ergänzte, Windgutachten seien auch zwingend für Kreditanträge der Investoren bei den Banken.
Zuhörer wollten auch wissen, wie die großen produzierten Strommengen abgeführt werden sollen und wie sich das auf die Landschaft auswirke. Beier sagte, die Netzbetreiber arbeiteten mit Hochdruck an dessen Ausbau. Bestehende 110-kV-Trassen würden im Querschnitt verstärkt. Stromleitungen vom Windpark zu diesen Freileitungen verlege man als Erdkabel. In Nähe der Einspeisemasten entstünden Umspannwerke. Zusätzliche Freileitungen werde es nur in geringem Umfang geben.
Ein Anliegen der Bürger war auch, dass die Bevölkerung von den Windenergieanlagen profitieren soll. So lautete eine Frage, ob die Stadtwerke den Strompreis senken, wenn sie durch die Windkraftanlagen Gewinne machen. Man versuche immer, den Preis möglichst niedrig zu halten – unabhängig vom Thema Windkraft, meinte Beier. Bei kommunalen Flächen profitiere man von der Anlagenpacht, ergänzte Dattler. Außerdem würden 0,2 Cent pro erzeugter Kilowattstunde Strom einer Anlage an die betroffenen Kommunen ausgezahlt. Beier sagte eine finanzielle Bürgerbeteiligung für die Anlagen zu, an denen wiederum die Stadtwerke Wertheim beteiligt sind. Dattler ergänzte, man habe auch von anderen Projektentwicklern, die bereits angefragt hätten, klare Zusagen zu Bürgerbeteiligung. Dieser Aussage stimmte Graf von Ballestrem zu.
Ortsvorsteher Udo Kempf betonte, man sei erschrocken, dass Sonderriet mitten in einem Suchraum des Regionalverbands liegt. Man sei glücklich, dass die einmal diskutierten Flächen am Heegwald und am ehemaligen Munitionsdepot aus Sicht der Stadt wegfallen sollen. Die Entscheidung des Ortschaftsrats Dörlesberg halte den Sonderrietern der Rücken frei, dankte er.
Auf eine Bürgerfrage erklärte Dattler, aufgrund des engen Zeitrahmens für die Stellungnahme habe man sich noch nicht mit Nachbargemeinden wie Külsheim abstimmen können. Das übernehme aber auch der Regionalverband. Nach Abgabe dieser ersten Stellungnahme werde man sich auf jeden Fall mit den Nachbarn abstimmen und die Stellungnahmen zusammenbringen, so der OB.
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