Spatenstich

Das Landesziel wird übertroffen

In Dörlesberg entstehen zwei neue Freiflächen-Photovoltaik-Parks

Von 
Birger-Daniel Grein
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Große Freude herrschte bei allen Projektbeteiligten über den Spatenstich für zwei weitere PV-Anlagen auf Freiland beim Ernsthof. © Birger-Daniel Grein

Dörlesberg. In der Nähe des bestehenden Freiflächen-Photovoltaik-Parks am Dörlesberger Ernsthof entstehen aktuell zwei weitere Parks auf einer Fläche von rund 17,5 Hektar im südlichen- und südöstlichen Teil des Gebiets. Die rund 23 700 Module mit einer Gesamtleistung von etwa 13 Megawattpeak (MWp) können den Jahresstromverbrauch von etwa 4500 Haushalten decken.

Am Freitagvormittag fand der symbolische Spatenstich statt. Das Projekt selbst ist bereits im Bau. Betriebsstart soll Ende November 2023 sein. Projektentwickler ist die Firma ecosenergy Betriebsmanagement Nordhorn. Investor ist die ecosenergy Betriebsgesellschaften. Beides sind Tochterunternehmen der Sparkassenversicherung. Grundstückseigentümer sind Ludwig Fürst zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg sowie ein weiterer privater Verpächter. Die Investitionssumme für die neuen PV-Parks wollte auf Nachfrage keiner der Beteiligten nennen.

Jens Sandschulten, Geschäftsführer vom ecosenergy Betriebsmanagement, berichtete in seiner Ansprache, man beschäftige sich schon seit 2019 mit dem Projekt. Mit dem Fürstenhaus verbinde das Unternehmen eine über 13 Jahre andauernde Partnerschaft. Er dankte dem Fürsten sowie Dörlesbergs Ortsvorsteher Udo Schlachter für ihr Vertrauen. Der Stadt dankte er für die Bauleitplanung. Die Realisierung solcher Projekte sei eine Teamleistung vieler, dankte er allen Beteiligten, die dazu beitrügen, dass dort bal grüße Energie produziert werden könne.

Erdkabel unter der Straße

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Zu den Anlagen gehören auch 2,5 Kilometer kameraüberwachte Zäune und rund hundert Kilometer Erdkabel. Die Einspeisung ins 110 kV-Netz erfolgt im nahen neuen Umspannwerk Steinbach. Dazu werde ein Erdkabel unter der Straße hindurchgeführt. Der Flächennutzungsplan für die Anlagen gelte bis 2050. Die Anlagen könnten technisch länger laufen. Nach Nutzungsende ist das Unternehmen verpflichtet, die Anlagen wieder abzubauen.

Fürst zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg freute sich über den Spatenstich. Bisher gebe es auf seinen Flächen am Ernsthof auf 80 Hektar Freiflächen-PV mit einer Leistung von rund 37 MWp. Die Leistung des neuen Parks auf kleinerer Fläche zeige die Leistungssteigerung der neuen Module. Der Ernsthof sei ein guter Standort für die Module, da es hier auch bei kühlerem Wetter schon früh viel Sonne gebe.

„Je kühler und mehr Sonne, desto besser der Ertrag“, sagte er aus seiner Erfahrung mit den Anlagen. Er sei froh, dass man bei den neuen Flächen mit bekannten Partnern zusammenarbeite. Es seien die letzten Flächen, die er selbst besitze, alle anderen habe er seinem Sohn überschrieben. Dem Betreiber wünschte er viel Glück mit der Anlage und keine Diebstähle, die es schon an der bestehenden Anlage gegeben habe. „Wird ein Modul gestohlen, fällt ein ganzer Strang aus.“

Privilegierter Standort

Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez sprach von einem privilegierten Standort für die Anlage. In Wertheim sei noch Nebel, dort Sonnenschein. Gemeinderat und Stadtverwaltung würde die feste Überzeugung tragen, dass die Energiewende dringend nötig ist, auch im Hinblick auf Klimaneutralität.

Man unterstütze solche Projekte gerne. Dies sehe man auch daran, dass der Gemeinderat dem Aufstellungsbeschluss zugestimmt habe, bevor von Energiekrise die Rede war. Es habe aber auch intensive Diskussionen im Gemeinderat zum Thema Flächenverbrauch für solche Anlagen gegeben.

Man müsse zwischen Landwirtschaft und Energieerzeugung abwägen. Die Flächen werden auf den gesetzlich vorgeschriebenen Flächenanteil für Freiflächen-PV angerechnet.

Die Landesvorgabe von Baden-Württemberg seien landesweit 0,2 Prozent der Fläche, in Wertheim erreiche man nach Betriebsstart der neuen Anlagen insgesamt 0,9 Prozent. „Das Landesziel übertreffen wir aus Überzeugung heraus.“ Der Anlage wünschte er guten Ertrag und viel Sonnenschein.

Bundestagsabgeordneter Sebastian Schäfer (Grüne) aus dem Wahlkreis Esslingen ist in seiner Bundestagsfraktion auch für unseren Wahlkreis zuständig. Er komme gerne hierher, denn hier sehe man die Energiewende live. Der Main-Tauber-Kreis sei Vorreiter in Sachen Windenergie und Freiflächen-PV: Der dankte allem am neuen Projekt beteiligten. Man sehe hier, wie die Zukunft der Energieversorgung in Deutschland aussehe. Heute gehe man einen wichtigen weiteren Schritt dazu. Die Energiewende sei wichtig für Klima, Versorgungssicherheit, Unabhängigkeit und günstige Energie. Die Energiewende könne nur gemeinsam mit Kommune, Land, Bund und Projektierer gelingen.

Peter Henrik Blum-Bart, Abteilungsdirektor bei der Sparkassenversicherung, betonte sein Unternehmen investiere ganz gezielt in Projekte zur Energiewende, bevorzugt regional im eigenen Geschäftsgebiet. Diese seien nötig für eine Lebenswerte Zukunft.

Ortsvorsteher Udo Schlachter betonte, man habe die Bewohner des Dorfs im Projektprozess sehr gut mitgenommen. Man habe bereits bei den Planungen für den bestehenden Teil viel Überzeugungsarbeit geleistet.

Die Menschen habe man durch ein transparentes Verfahren überzeugt, wobei es auch kritische Stimmen gab. Er verwies auf die noch erfolgenden Ausgleichs- und Begrünungsmaßnahmen. Im Namen der Bevölkerung wünschte er dem Projekt viel Glück.

Auf Nachfrage unserer Zeitung hieß es vom Fürstenhaus: Der neue Standort seien früher Felder mit fünf Jahres Fruchtfolge gewesen. Die Fläche unter den Anlagen werde mit vielfältigen Blumen eingesät. Es werde nur einmal pro Jahr gemäht, wenn die Blumen abgeblüht seien. Dies sei nötig, damit die Ständer nicht zuwachsen.

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