Wertheim. Schon seit einiger Zeit zeichnet die Bädergesellschaft Wertheim für die technische Betriebsführung des Freibads Wenkheim verantwortlich. Ab 2023 übernimmt sie auch die technische Betriebsführung des Waldbads in Triefenstein-Lengfurt. Die entsprechenden Verträge wurden am Mittwochvormittag im Konferenzraum der Stadtwerke Wertheim unterzeichnet. Betreiber des Waldbads bleibt die Gemeinde Triefenstein, die dabei tatkräftig von dessen Förderverein unterstützt wird.
Für den technischen Betrieb eines solchen Bads mit chemischer Wasseraufbereitung sowie zur konsequenten Umsetzung und Dokumentation gesetzlicher Vorgaben sind umfassende Fachkenntnisse nötig. Die technische Bäderführung muss gemäß gesetzlichen Vorgaben durch autorisiertes Personal erfolgen. Aufgrund des Ausscheidens des bisherigen Betriebsleiters des Waldbads stand bei der Gemeinde niemand mehr mit entsprechenden Fachkenntnissen zur Verfügung. So wandte sich Triefensteins Bürgermeisterin Kerstin Deckenbrock Mitte Oktober an die Bädergesellschaft Wertheim.
Deren Geschäftsführer Thomas Beier erklärte am Mittwoch, er freue sich, dass die Kooperation zustande kommt. Den Personalengpass im Bereich Fachangestellte für Bäderbetriebe spüre man überall. Beier verwies auf die gute Zusammenarbeit von Betriebsleiter Ingo Ortel mit dem Verantwortlichen des Bads in Wenkheim. Die Übernahme der Betriebsführung passe zur interkommunalen Zusammenarbeit. Er hoffte auf eine jahrelange Kooperation.
Deckenbrock betonte, die Gemeinde und der Förderverein seien sich einig gewesen, den Schritt mit der Bädergesellschaft Wertheim zu gehen. Den bisherigen Betriebsleiter habe man vor zwei Jahren vom Bad „Wonnemar“ Marktheidenfeld übernommen. Er habe zwei harte Saisons fast allein gestemmt und trete nun eine Stelle als Lehrer an der Mittelschule Marktheidenfeld an. „Die Stelle gönnen wir ihm“.
Schon früher habe es Überlegungen zur Kooperation mit Wertheim gegeben. „Wir wollen unser Bad weiter betreiben und rechnen dafür auch mit dem Defizit“, betonte die Rathaus-Chefin. Als Kommune könne man sich solch ein Bad allein gar nicht leisten. Zum Glück habe sich vor fünf Jahren der Förderverein gegründet. Er unterstütze nicht nur den Betrieb massiv, sondern habe auch mit viel Eigenleistung zum Beispiel die Sanierung von Becken vorangebracht. So habe man den Wasserverlust deutlich reduzieren können. Die Aufgabenteilung zwischen Kommune und Förderverein sei vertraglich festgelegt. Es sei eine super Zusammenarbeit.
Wertheims Bürgermeister Wolfgang Stein freute sich über den Kooperationsvertrag. Für die kleine Wertheimer Bädergesellschaft sei dies ein ordentlicher Zugewinn auf dem Wachstumskurs, der mit der Übernahme der Betriebsführung in Werbach eingeschlagen wurde. Räumlich gesehen übernehme man nun in Bädern rechts und links von Wertheim die Aufgabe. Er selbst wohne im Osten der Kreisstadt. Die Leute von dort gingen mehr ins Waldbad nach Triefenstein als ins Bestenheider Freibad. „Weil es näher ist und heimeliger.“
Die Vorschriften für Bäder würden mehr, die zur Verfügung stehenden Fachkräfte weniger. Daher sei diese gelebte kommunale Zusammenarbeit wichtig, Stein. Man schaffe diese ohne lange Gutachten und Diskussion, sondern auf kurzen Wegen. So komme man schnell voran.
Der Bürgermeister hoffte, dass das bisher gute Verhältnis der Vertragspartner erhalten bleibe. Er sah in der Kooperation bei der Betriebsführung das einzige Modell, Bäder zu erhalten. Dem Waldbad-Förderverein sprach er großes Lob für den großen Einsatz aus. Ohne ihn würde es nicht gehen.
Ingo Ortel betonte, ihm liege am Herzen, Bäder zu erhalten. Andere Bäder in der Region sehe er nicht als Konkurrenz für Wertheim. Deutschlandweit würden Bäder schließen, nicht nur aus finanziellen Gründen, sondern auch wegen fehlender Fachkräfte. Um die Bäder der Region zu erhalten, sei eine Zusammenarbeit wichtig. Sein Ziel für die Betriebsführung sei, alle in ein Boot zu holen. Jeder könne Ideen einbringen. Ortel: „Mein Herz brennt für Bäder, ich bin Schwimmmeister aus Leidenschaft.“
Klaus Scheller, Vorsitzender des Fördervereins Triefenstein Pro Waldbad, freute sich, dass dieses weiter betrieben werden kann. „Das war unser größter Wunsch. Sonst wäre alles umsonst gewesen“, verwies er auf den großen bisherigen Einsatz des Vereins. Man kämpfe um jede Stunde, in der das Bad geöffnet hat. Er und der Verein stehen dem Vertrag positiv gegenüber. Er verspreche sich davon eine gute Zusammenarbeit und viele Informationen zum Beispiel zu technischen Regelungen.
Deckenbrock erklärte, sie gehe davon aus, dass man mit dem Betriebsführungsvertrag auch die Kosten für das Bad weiter senken könne. Bisher gab es eine ganzjährige Vollzeitstelle für einen Betriebsleiter.
Beier erläuterte, die Abrechnung des Einsatzes für die technische Betriebsführung erfolge nach Einsatzstunden. Der Stundensatz, den die Bädergesellschaft veranschlage, liege bei 60 bis 70 Euro. Man unterstütze die Gemeinde Triefenstein mit dem Fachwissen und sei, wenn nötig, auch mal vor Ort. Zur allgemeinen Fachkräftesituation im Bäderbereich sagte Beier, seit August suche die Bädergesellschaft Wertheim bereits Fachangestellte für Bäderbetriebe. Für die ausgeschriebene Stelle habe es bisher nur eine durchschnittliche Bewerbung gegeben. „Wir suchen aber nicht wegen der Übernahme der Betriebsführung“, betonte er. Man überlege, in den nächsten Jahren selbst entsprechende Fachkräfte auszubilden, ergänzte er. bdg
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