Wertheim/Wartberg. Eigentlich wollte er nicht nach Wertheim, heute ist er eine bekannte Persönlichkeit der Main-Tauber-Stadt. Die Versetzung war ein Segen für die Wertheimer Berufsschule, der er lange Jahre als Schulleiter vorstand, aber auch für das Gemeinwesen. Denn nicht nur im Gemeinderat prägte Schulz das Leben der Stadt mit. Heute feiert er seinen 90. Geburtstag.
Geboren wurde Schulz 1934 in Mannheim. Als zum Kriegsende die Bomben fielen, zog die Familie nach Buchen, in die Geburtsstadt seines Vaters. Dort starb Schulz Mutter noch zu Kriegszeiten. Zu dieser Zeit war glücklicherweise der Vater auf Grund einer Verwundung bereits wieder aus dem Krieg heimgekehrt.
Nach einem Umzug nach Weinheim machte der Sohn eines Lehrers in Mannheim Abitur – als einer der ersten Absolventen des neu entwickelten Wirtschaftsgymnasiums. Also die perfekte Voraussetzung für eine Laufbahn im Beruflichen Schulwesen. Doch zunächst studierte Schulz BWL. Als dann ein Vertreter des Kultusministeriums den Studenten die Möglichkeiten als Berufschullehrer aufzeigte, fing er Feuer – und verlor es sein ganzes Berufsleben nicht. Zunächst absolvierte Schulz sein Referendariat an einer kaufmännischen Schule in Heidelberg.
Die Versetzung nach Wertheim sei zwar zunächst – trotz eines in Lindelbach gebürtigen Großvaters – befremdlich gewesen, habe sich aber im Nachhinein als Glücksfall erwiesen. „Nach anfänglichem Schrecken fand ich Wertheim gar nicht schlecht“, schmunzelt der Jubilar.
Bereits mit Anfang 20 wurde er in dem damals noch kleinen Kollegium der kaufmännischen Berufsschule gut aufgenommen, übernahm bald Verantwortung und kandidierte für den Personalrat. Er wirkte tatkräftig am Aufbau des neuen Wirtschaftsgymnasiums mit und wurde Fachberater. Da war es für ihn nur folgerichtig, sich bei der Zur-Ruhe-Setzung seines Vorgängers um die Schulleiterstelle zu bewerben. Er bekam den Zuschlag und leitete das BSZ bis zum Renteneintritt. In dieser Zeit verantwortete er den Umzug von beengten Verhältnissen an der Alte Steige in den Neubau in Bestenheid sowie die Aufstockung der Schule mit der gewerblichen Abteilung.
Neben dem beruflichen Wirken war Schulz mannigfaltig ehrenamtlich tätig. Schon in Heidelberg war er in die SPD eingetreten, in Wertheim wurde er Vorsitzender des Ortsvereins und schließlich Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat. In den Kreisrat kam er schließlich auch – dies sei als Leiter einer Schule in Trägerschaft des Landratsamts durchaus von Vorteil gewesen, bemerkt der ehemalige Schulleiter. Ein Highlight in dieser Zeit sei für ihn der Besuch Willy Brandts gewesen, der im Wahlkampf in der Main-Tauber-Stadt vorbeikam. Dessen Friedenspolitik war ein großes Vorbild für den Lokalpolitiker.
Noch immer ist Schulz am politischen Geschehen in Wertheim und der Welt interessiert und versucht, am Puls der Zeit zu bleiben. So erzählt er, dass er viel Zeit am PC verbringe.
Schulz hat eine große Leidenschaft: das Singen. Seit Gründung bis heute ist er als Tenor aktives Mitglied beim Wartberg-Chor „Feelings“. So wird der Chor an seinem runden Geburtstag ein Ständchen singen, bevor alle zum Sektempfang eingeladen sind. Neben seinen Sangesfreunden ist natürlich auch seine Familie mit von der Partie. Mit seiner Frau Ingeborg ist er seit 56 Jahren verheiratet. Kennengelernt hat er sie in einem Tanzcafé in Walldürn. Sie war eine Freundin seiner Cousine. „Es hat gleich gefunkt“, erinnert sich der Jubilar. Die Beziehung wurde dann auf eine harte Probe gestellt: Ingeborg Schulz ging für ein Jahr in die USA. So lange war nur brieflicher Kontakt möglich. Aber das tat der Liebe keinen Abbruch. Zur Familie gehören außerdem zwei Söhne und drei Enkelkinder. So wurde die Wohnung in Bestenheid seinerzeit zu klein und die junge Familie und die Schulzens mieteten sich in einem Haus am Wartberg ein, das sie später kaufen konnten und in dem das Ehepaar bis heute lebt – in der Stadt, die für Schulz nach anfänglichem Schrecken zur Heimat geworden ist.
Den sicherlich zahlreichen Glückwünschen zum Ehrentag schließen sich die FN gerne an. nads
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