Tauberbischofsheim. Nicht das Lehrerzimmer, sondern der Chefsessel warten auf Frank Stephan, wenn er am Montag seinen ersten Unterrichtstag als Leiter der Kaufmännischen Schule Tauberbischofsheim hat.
Tauberbischofsheim. Frank Stephan ist Eigengewächs. Einst legte er sein Abitur am Wirtschaftsgymnasium – eine Schulart der Kaufmännischen Schule Tauberbischofsheim – ab. „Es war der normale Weg für jemanden, der ein Berufliches Gymnasium besucht. Zuerst die Realschule und dann weiter“, beschreibt er seinen schulischen Werdegang. Er kennt die Klassenräume, die Gänge, die Aula. Und das nicht nur als früherer Schüler, sondern auch als späterer Lehrer. Neun Jahre seiner beruflichen Laufbahn – 2010 bis 2019 – unterrichtete er Schüler voller Elan.
Engagiert im Lehrerverband
Sein Engagement galt aber nicht nur dem Beruf, sondern auch dem Berufsschullehrerverband Baden-Württemberg als einzigem Fachverband für das berufliche Schulwesen. Sieben Jahre lang war er Vorsitzender der Regionalgruppe Hohenlohe/Main-Tauber, initiierte vor zehn Jahren die Podiumsdiskussion zur Zukunft der beruflichen Bildung im Main-Tauber-Kreis und gehörte fünf Jahre dem Hauptpersonalrat Berufliche Schulen beim Kultusministerium an. Bis heute ist er zudem Mitglied des Disziplinarsenats beim Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg in Mannheim.
Zum Schuljahr 2019/20 wechselte Frank Stephan als stellvertretender Schulleiter an die Frankenlandschule Walldürn. „Dann kam Corona“, erinnert sich Stephan an die vielen neuen Verordnungen, die es umzusetzen galt: Abstandsregeln und Onlineunterricht, Meldungen an Behörden, Abstimmungen mit dem Schulträger. „Die Verwaltung war eine große Herausforderung mit vielen Unbekannten“, so Stephan.
Der neue Leiter der Kaufmännischen Schule Tauberbischofsheim in Nachfolge von Robert Dambach hat ein Bewerbungsverfahren mit etlichen Modulen durchlaufen. Jetzt kehrt er auch beruflich in seine Heimatstadt zurück. „Ich möchte gestalten und etwas verändern“, beschreibt er seinen Antrieb. „Die Lehrkraft ist für den Erfolg der Schülerinnen und Schüler der wichtigste Einflussfaktor, die Schulleitung dafür, gute Arbeitsbedingungen zu schaffen, zu beraten und zu fördern“, beschreibt Stephan einen zentralen Teil seines Auftrages.
Hilfe zur Selbsthilfe vermitteln
„Kaufmännische Schule Tauberbischofsheim – mehr als Unterricht“, nennt er als Motto seiner beginnenden Amtszeit. Er möchte den berufs- und lebensbezogenen Unterrichtsstil, der die Attraktivität der Kaufmännischen Schule seit Jahren ausmacht, fortführen und weiterentwickeln. Die Schülerinnen und Schüler sollen befähigt werden, nicht nur Stoff zu pauken, sondern sich diesen selbst zu erarbeiten und zielorientiert anzuwenden.
„Wir wollen ihnen Handlungs- und Problemlösungswissen mitgeben und Hilfe zur Selbsthilfe vermitteln“, umreißt er das Konzept. Aufgenommen werden auch Themen wie Schulden, Verschuldung und Überschuldung und Möglichkeiten aus so einem Dilemma wieder herauszukommen.
„Wir unterrichten junge Leute, die eine Ausbildung absolvieren, einen mittleren Bildungsabschluss, die Fachhochschulreife oder das Abitur ablegen wollen. In den VABO-Klassen lernen jungen Menschen die deutsche Sprache. Wir begleiten sie dabei, um ihnen einen guten Start ins Leben zu ermöglichen“, so Stephan. Dabei gelte es, immer ein offenes Ohr zu haben und mögliche Konflikte zu erkennen. „Unsere Herausforderungen sind die zunehmende Heterogenität unter den Schülerinnen und Schülern in den Bereichen Niveau, sprachlicher Voraussetzung und dem jeweiligen kulturellen Hintergrund“, nennt der Schulleiter einige Fakten, die Lehrer und Schulleitung im Blick behalten müssen.
Weiter unterrichten
Frank Stephan selbst wird sich nicht in seinem Büro verkriechen und nur noch Organisatorisches betreuen. Er wird weiterhin unterrichten und freut sich auf seine zwei Berufsschulklassen aus dem Bereich Verkäufer und Einzelhandel. Diese Klassen möchte er stärken, weil er weiß, wie dringend Fachkräfte gebraucht werden. Bereits in den Sommerferien hat er Kontakte zu Firmen und Schulträgern geknüpft oder wieder aufgefrischt. „Es ist gut, wenn man sich vor Ort auskennt und gut vernetzt ist“, meint Stephan.
Zwei Drittel des Kollegiums kennt er noch aus seiner früheren Tauberbischofsheimer Zeit, ein Drittel sei für ihn neu. Jetzt heißt es, sich gegenseitig kennenzulernen, zum Team zusammenzuwachsen und neue Ideen zu entwickeln. Eine ist bereits auf den Weg gebracht: Die enge Zusammenarbeit zwischen Kaufmännischer und Gewerblicher Schule auch in den Vabo-Klassen (Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf ohne Deutschkenntnisse).
Frank Stephan hat Wirtschaftspädagogik in Mannheim studiert, ist Diplom-Handelsehrer und unterrichtet die Fächer Betriebswirtschaftslehre, Geschichte, Gemeinschaftskunde und Ethik.
Zum Hintergrund
Unter dem Dach der Kaufmännische Schule Tauberbischofsheim befinden sich fünf Schularten: Wirtschaftsgymnasium(Abschluss Abitur), Berufskolleg (Abschluss Fachhochschulreife, Berufsfachschule (Abschluss Mittlere Reife), Kaufmännische Berufsschule und Vorbereitung Arbeit und Betrieb ohne Deutsch (Sprachzertifikat Niveau A und B).
Rund 600 Schülerinnen und Schüler werden von mehr als 50 Lehrkräften unterrichtet.
Der Hauptpersonalrat wird von allen Lehrkräften an beruflichen Schulen in Baden-Württemberg gewählt. Er ist die Oberste Interessenvertretung der Beschäftigten und ist am Kultusministerium angesiedelt.
Im Disziplenarsenat am Verwaltungsgerichtshof werden Disziplinarmaßnahmen aufgrund Pflichtverletzung durch Beamte verhandelt.
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