Werbach/Böttigheim. Erst stechen, dann werfen: Endlich war am Mittwochvormittag die Zeit gekommen für einen großen Wurf an der Landesgrenze von Baden-Württemberg zu Bayern. Dem Landrat des Main-Tauber-Kreises, Christoph Schauder, fiel beim Spatenstich für den neuen Radweg zwischen Werbach und Böttigheim nicht nur der Sand von der Schaufel, sondern auch ein Stein vom Herzen: „Was lange währt, wird endlich gut. Ich freue mich sehr darüber, dass wir dieses Projekt nun in die Tat umsetzen können. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag dazu, den Alltags-Radverkehr über die Landesgrenzen hinweg zu fördern und damit den Klimaschutz voranzubringen.“
Schauder bezeichnete den Radweg als alternativlos: „Ich kann die Leute doch nur aufs Fahrrad bringen, wenn die geeignete Infrastruktur vorhanden ist. Darüber hinaus schaffen wir mit der neuen Verbindung natürlich auch neue Möglichkeiten für den Radtourismus. Im Main-Tauber-Kreis beziehen rechnerisch rund 5000 Menschen wesentliche Teile ihres Einkommens direkt oder indirekt aus dem Tourismus. Dieser ist damit der Wirtschaftsfaktor Nummer zwei im Landkreis.“
Neubrunns Bürgermeister Heiko Menig bedankte sich bei den badischen Nachbarn: „Seit vielen Jahren freuen wir uns auf diesen Lückenschluss. Ein großer Teil der Böttigheimer orientiert sich nach Werbach und Tauberbischofsheim.“ Das Fahrrad gewinne dabei immer mehr an Bedeutung.
Sein Werbacher Amtskollege Georg Wyrwoll wünschte sich aber auch für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) bessere Verbindungen zwischen Bayern und Baden. Er betonte ebenso wie Werner Rüger, Kreisderzernent für Straßenbau, die Bedeutung des Alltagsradverkehrs: Gerade durch die Erfolgsgeschichte des E-Bikes ließen doch immer mehr Menschen auch werktags das Auto mal stehen. „Dazu brauchen sie mehr Sicherheit.“ Diese sei entlang der Kreisstraße 2819 mit Schwerlastverkehr und 3800 Fahrzeugen am Tag nicht gegeben.
Bei der Planung hatte es Verzögerungen und Schwierigkeiten gegeben, da etwa zwei Dutzend Grundeigentümer vom Verkauf von Flächen an den Landkreis überzeugt werden mussten. Sebastian Bokmeier, im Landratsamt für Radwegebau zuständig, erzählt: „An einer Stelle macht der Radweg eine Linkskurve. Da mussten wir um ein offenbar herrenloses Grundstück herumbauen.“ Eine Enteignung hätte viele Jahre dauern können.
Schauder wies darauf hin, dass der Radweg ein FFH-Schutzgebiet tangiere, „Daher wurde die Wegbreite auf 2,50 Meter festgelegt, um so wenig wie möglich die Grenzen des bereits vorhandenen Wegs zu verlassen und den Eingriff gering zu halten.“ Bürgermeister Wyrwoll schätzt den Eingriff in die Werbacher Natur als geringfügig ein. Er begründete das so: „Hier war ja auch vorher ein Weg. Die Umweltbelastung ist doch viel größer, wenn die Leute auf allen möglichen unbefestigten Wegen querfeldein fahren. Mit der neuen Strecke kanalisieren wir Verkehr und entlasten naturnahe Gebiete.“
Schon im Radwegekonzept des Main-Tauber-Kreises von 2012 war der Bau des Radwegs zwischen Werbach und Böttigheim vorgesehen. Realisiert wurde er aber nur auf bayrischer Seite, in der Gemeinde Neubrunn. Im Mai hatte der Kreistag des Main-tauber-Kreises die Fertigstellung einstimmig beschlossen. Damit es aber zum ersten Spatenstich kommen konnte, war eine Eilentscheidung des Landrats im Vergabeverfahren notwendig. Den Zuschlag erhielt die Firma Boller-Bau aus Tauberbischofsheim.
Fördermittel aus dem Bundesprogramm „Stadt und Land“ können nur fließen, wenn der Radweg noch 2023 fertiggestellt wird. Schauder: „Die Uhr tickt. Boller-Bau: Gas geben!“ Baggerführer Siegfried Kneukert-Eis sieht den Zeitdruck gelassen: „In drei Wochen werden der Oberboden entfernt und der Weg geschottert sein. Ende November ist der Belag drauf und die Lücke geschlossen.“ jej
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