Main-Tauber-Kreis. Um die im Jahre 1991 geschlossene Partnerschaft zwischen dem Landkreis Main-Tauber und dem ungarischen Komitat (Landkreis) Tolna, ist es in den letzten Jahren – auch bedingt durch die Corona-Pandemie – etwas ruhiger geworden. Das könnte sich in Zukunft wieder ändern, denn einer der Hauptinitiatoren der Partnerschaft, Landrat a.D. Georg Denzer, weilte kürzlich zu einem mehrtägigen Besuch im Süden Ungarns, in dessen Verlauf er auch einen Abstecher nach Pecsvarad (Partnerstadt von Külsheim) machte und dem Bürgermeister der Weikersheimer Partnerstadt Dunaföldvar, Zsolt Horvath, eine Urkunde des Weikersheimer Bürgermeisters Nick Schuppert überreichte, mit der die Partnerstadt bekräftigt wird.
Weikersheim und Dunavöldvar
In der Urkunde verleiht die Stadt Weikersheim ihrem Willen besonderen Nachdruck, die Gedanken und Ziele der 1993 geschlossenen Städtepartnerschaft weiter zu verfolgen und die Verbindung zwischen den beiden Städten weiter zu vertiefen.
In seinem Grußschreiben brachte Schuppert seine Freude über das 30-jährige Bestehen der Städtepartnerschaft zum Ausdruck durch die es möglich wurde, Brücken zwischen den Kulturen zu bauen und die Bande zwischen den Gemeinschaften zu stärken. „Freundschaften sind entstanden und so zeigt dieses Jubiläum auch, Frieden in Europa beginnt in den Städten und bei den Menschen“, so Schuppert.
In drei Jahrzehnten habe die Partnerschaft nicht nur dazu beigetragen, das Verständnis für die Kultur und Geschichte des anderen zu vertiefen, sondern auch um Gemeinsamkeiten zu entdecken. So zum Beispiel die gemeinsame Tradition, rund um den Weinbau und die dadurch zum Stadtbild gehörende und viel geschätzte Kulturlandschaft.
Das Jubiläum sei jedoch nicht nur ein Anlass, um auf die Vergangenheit zurückzublicken, sondern auch, um voll Zuversicht und Tatendrang in die Zukunft zu schauen. Die Partnerschaft hat nach Schupperts Beurteilung nach wie vor großes Potenzial und der Besuch des Altlandrates in Ungarn solle auch dazu dienen, neue Ideen und Projekte für die nächsten Jahre der Partnerschaft auf den Weg zu bringen.
Külsheim und Pecsvarad
Bürgermeister Thomas Schreglmann aus Külsheim erinnert an das große Fest zum 30. Geburtstag der Partnerschaft vor einem Jahr. Da die beiden Gemeinden doch rund 1000 Kilometer auseinander liegen, trifft man sich alle zwei Jahre. Eine Ausnahme gab es lediglich durch Corona. Aus der Patenschaft sind viele private Freundschaften entstanden und sogar eine Ehe im Stadtteil Eiersheim.
Das nächste Treffen findet planmäßig 2024 statt. Vermutlich im Mai zur Burgkurzweyl. Daneben gibt es einen regelmäßigen Schüleraustausch. Bereits im Kindergarten wird in Pecsvarad eine „deutsche Gruppe“ angeboten und auch in der Schule gibt es Deutschunterricht. Das Verhältnis zur deutschen Minderheit in Ungarn bezeichnet Schreglmann als „sehr herzlich“.
Main-tauber-Kreis und Tolna
Der Main-Tauber-Kreis pflegt neben der Partnerschaft zum Komitat Tolna auch Partnerschaften zum Landkreis Bautzen in Sachsen und zum Landkreis Zabkowice in Polen sowie eine Patenschaft zum Transporthubschrauberregiment 30 in Niederstetten. Für Landrat Christoph Schauder ist die Pflege aller drei Partnerschaften eine sehr wichtige Angelegenheit. In den nächsten Jahren will er die Partnerschaften mit dem Komitat Tolna und dem Landkreis Zabkowice revitalisieren. Daher freue er sich sehr, dass es gerade mit dem polnischen Partnerlandkreis einen regen Austausch gebe, beispielsweise bei Jugendbegegnungen. Schauder begrüßte es auch, dass die Delegation um seinen Amts-Vorvorgänger Georg Denzer bei der Reise nach Ungarn die wechselseitigen Beziehungen pflegte, die Partnerstädte von Külsheim und Weikersheim aufsuchte, ein Gespräch mit der ungarndeutschen Minderheitenselbstverwaltung führte sowie einen Besuch der Deutschen Bühne in das Besuchsprogramm aufgenommen habe.
Wichtiger Gedankenaustausch
Am Gedankenaustausch mit der Spitze der ungarndeutschen Minderheitenselbstverwaltung, nahmen auch der mittlerweile 88-jährige damalige Komitatspräsident Joszef Prieger und dessen Mitarbeiter Istvan Matyas sowie der ehemalige Vorsitzende, Dr. Jozan-Jilling, dessen Nachfolgerin, Anna Farkazs und Geschäftsführer Georg Kremer teil.
Das Komitat Tolna, eine von 19 regionalen Verwaltungseinheiten in Ungarn, liegt in Süd-Transdanubien, rund 140 Kilometer südlich von Budapest. Es ist eines der kleinsten Komitate Ungarns mit einer Fläche von 3704 Quadratkilometern. Hier leben rund 245 000 Menschen in 99 Dörfern und Gemeinden sowie neun Städten. Sitz der Komitatsverwaltung ist die Stadt Szekszard mit rund 35 000 Einwohnern.
Rückblick
Die im September 1991 gegründete förmlichen Partnerschaft zwischen dem Main-Tauber-Kreis und dem Komitat Tolna, basiert auch auf früheren sportlichen, persönlichen, teils privaten Begegnungen und Kontakten zwischen Kreiseinwohnern, und deren Verwandten, die ihre ungarische Heimat nach 1956 verließen oder verlassen mussten. Besonders die Begegnungen zwischen den daraus entstandenen Partnerschaften der Städte Külsheim mit Pecsvarad und Weikersheim mit Dunaföldvar sowie auf Landkreisverwaltungsebene, entwickelten sich sehr rege und lebendig. Partnerschaftliche Kontakte und der Austausch zwischen nahezu allen Bereichen der Bevölkerung, der Vereine, Behörden und der sozialen Organisationen, fanden im gegenseitigen jährlichen Wechsel oder auch öfter statt.
Größten Wert legen die Partnerlandkreise auf den Austausch vor allem im Sport, im Jugndbereich sowie in der Kultur und bei sozialen Einrichtungen. So wurde beispielsweise die Deutsche Bühne (DBU) in der Komitatshauptstadt Szekszard bei ihren Bemühungen, die deutsche Sprache und Kultur in der jüngeren Bevölkerung lebendig zu halten, von der Kreisverwaltung aus Tauberbischofsheim unterstützt.
Deutsche Bühne
Die Deutsche Bühne Ungarn ist das einzige professionelle deutschsprachige Schauspielhaus in Ungarn. Es bietet der deutschen Minderheit, Deutschlernenden, Ausländern aus dem deutschen Sprachraum und allen, die an deutschsprachiger Kultur interessiert sind, Theatervorstellungen in deutscher Sprache an. Gegründet wurde das Ensemble 1983 in Szekszard.
Seit 1994 befindet sich das Theater im Stadtzentrum in einem wunderschönen im Stil der Sezession errichteten Gebäude, das vorher als Kinosaal diente. Die Aufgabe des Theaters liegt in der Pflege und Vermittlung der deutschen Sprache, der deutschsprachigen Theaterliteratur sowie in der Bewahrung kultureller Werte und Traditionen der Ungarndeutschen.
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