Werbach/Böttigheim. Auf der Kreistagssitzung im Mai könnte der seit langem geplante Radweg von Werbach in den unterfränkischen Nachbarort Böttigheim beschlossen werden. Böttigheim ist Ortsteil der Gemeinde Neubrunn im Landkreis Würzburg. Die knapp zwei Kilometer Strecke sollen 800 000 Euro kosten. Ottmar Dürr, der scheidende Werbacher Bürgermeister, freut sich: „Der Radweg nach Böttigheim hat mich Jahre lang beschäftigt. Ich bin froh, dass nun zum Ende meiner Amtszeit der Beschluss zum Bau kommt.“
An der Grenze ist Ende
Dürrs Freude teilen viele, die mit dem Rad unterwegs sind. Von Werbach aus ist der Weg nach Böttigheim abseits der viel befahrenen Landstraße nur schwer zu finden. Und auch wer mit dem Fahrrad von Böttigheim nach Werbach unterwegs ist, braucht Ortskenntnis, Geduld und eine robuste Wirbelsäule. Denn direkt an der Grenze von Bayern zu Baden-Württemberg endet der auf bayrischer Seite gut asphaltierte Radweg und mündet in einen Trampelpfad. Wiesenblumen blühen, doch mit dem Fahrrad geht es kaum noch voran. In Zeiten einer notwendigen ökologischen Verkehrswende erinnert dies an einen Schildbürgerstreich.
Die Gemeinde Neubrunn (Landkreis Würzburg) hat bereits vor zehn Jahren die Zeichen der Zeit erkannt und einen Feldweg in Richtung Werbach zum asphaltierten Radweg ausgebaut. Die kommunale Radwegeplanung war mit den beteiligten Stellen auf baden-württembergischer Seite abgesprochen und auch immer wieder Thema bei Austauschtreffen zwischen dem Landkreis Würzburg und dem Main-Tauber-Kreis.
Unterschiedliche Förderung
Für das Projekt gab es auf bayrischer Seite Fördermittel vom Landkreis Würzburg, dem Zweckverband Erholungs- und Wandergebiet Würzburg sowie dem unterfränkischen Amt für ländliche Entwicklung (ALE). „Insgesamt dürfte uns der Radweg damals etwa 130 000 Euro gekostet haben“, erinnert sich Peter Klingler, der Zweite Bürgermeister der Marktgemeinde Neubrunn.
Klingler lebt seit jeher in Böttigheim und gehört seit 1990 dem Gemeinderat an. Als leidenschaftlicher Radfahrer ist er überzeugt: „Böttigheim und Neubrunn müssen an das überregionale Radwegenetz und an den Mainradweg angebunden werden. Das würde Böttigheim aufwerten und auch touristisch als Teil des ‚Lieblichen Taubertals’ besser erschließen. Und für unsere Bürgerinnen und Bürger wären Werbach und Tauberbischofsheim dann viel einfacher mit dem Fahrrad erreichbar.“
Schlechte Busverbindung
Da es über die Landesgrenze hinweg nur einmal täglich eine Busverbindung gibt, wäre das kein Luxus. Eine Böttigheimerin bringt es auf den Punkt: „Ich fahre zum Einkaufen ohnehin nach Tauberbischofsheim und habe dort meine Ärzte. Natürlich würde ich das Auto mitunter stehen lassen und das alles lieber mit dem Rad erledigen“.
Auf der Böttigheimer Seite existiert der Radweg längst, aber in Werbach fehlte bisher der Lückenschluss. Wie so oft, lag es am Geld. Und private Grundstückseigentümer wollten ihre Flächen für den Radwegebau nicht verkaufen. Das Straßenbauamt musste über Jahre viel Überzeugungsarbeit leisten, damit der Main-Tauber-Kreis die Flächen erwerben konnte. „Die Gemeinde Werbach war dazu finanziell einfach nicht in der Lage“, gesteht der Werbacher Bürgermeister Ottmar Dürr ein.
Die Flächenaufkäufe sind nun erledigt, das Projekt aber auch jetzt noch nicht in trockenen Tüchern. Umweltverbände und andere Träger öffentlicher Belange müssen gehört werden. Ein Ökologe muss einen landschaftspflegerischen Begleitplan erstellen. Immerhin führt die geplante Radwegtrasse durch ein Flora-Fauna-Habitat (FFH) Gebiet, das naturschutzrechtlich besonders geschützt ist. Unbestritten ist, dass Radfahren gut für Umwelt, Klima und Gesundheit ist. Gleichwohl stellt der Bau von Radwegen einen mitunter empfindlichen Eingriff in natürliche Lebensräume und Kulturlandschaften dar.
Kreistag beschließt
Der Kreistag des Main-Tauber-Kreises wird am 24. Mai darüber abstimmen, ob von badischer Seite die Lücke im Radwegenetz zwischen dem Würzburger Raum und dem Taubertal geschlossen werden kann. Im Kreishaushalt 2023 sind für das Projekt 750 000 Euro eingeplant, für 2024 sind weitere 50 000 Euro vorgesehen. Dank Förderungen nach dem Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (LGVFG) und dem Bundesförderprogramm „Stadt und Land“ ist ein Zuschuss von 90 Prozent der Bau- und Grunderwerbskosten möglich. Der Bau könnte im Spätsommer beginnen und bereits im November fertig gestellt sein.
Dies wären immerhin gute Aussichten für 2024, für den Alltagsverkehr ebenso wie für den Tourismus. Am vergangenen Dienstag stellte Rebecca Harms als Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) die Ergebnisse des bundesweiten „Fahrradklima-Tests“ vor: „Einige Großstädte haben investiert und konnten sich verbessern. Auf dem Land hingegen tut sich nicht viel, obwohl es auch hier großes Potenzial und viele Möglichkeiten zur Förderung des Radverkehrs gibt.“
Potenziale nutzen
Für Werbach und Böttigheim zumindest lagen diese Potenziale viele Jahre brach. In diesem Jahr kann sich das ändern, wenn der Main-Tauber-Kreis mitzieht. Der Landkreis Würzburg hat geliefert. Was auf bayerischer Seite aktuell nur noch fehlt, ist die Beschilderung des Radwegs. Diese wurde nach dem Ausbau bereits anvisiert, soll allerdings erst dann umgesetzt werden, wenn die Radwegeverbindung durchgehend ist.
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