Weikersheim. Norbert Beck und einige seiner Mitstreiter, darunter der aktuelle Lehrling Levi Schmidt, reisen voller Freude in die baden-württembergische Landeshauptstadt. Denn im Beisein von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, dessen baden-württembergischem Amtskollegen Peter Hauk sowie dem Chef des Landesbauernverbandes (LBV), Joachim Rukwied, wird der Hof Aischland als „Ausbildungsbetrieb des Jahres“ ausgezeichnet.
Ziele dieses Wettbewerbs, der vom LBV durchgeführt wird, sind, das Ausbildungsengagement sichtbar nach außen zu machen und dadurch die Wichtigkeit der landwirtschaftlichen Bildung hervorzuheben. Auf dem Weikersheimer Betrieb werde dies hervorragend umgesetzt, so einer der Gründe dafür, dass die Wahl auf ihn gefallen ist.
Nach wie vor schwierig
„Wir hatten bislang mehr als 20 Lehrlinge, darunter auch zwei weibliche“, meint Norbert Beck im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten. „Alle haben sich bei uns sehr gut entwickelt – und sind bis in die Gegenwart der Landwirtschaft auch treu geblieben.“ Darauf könne man zurecht stolz sein. Auch wenn sich die Lage derzeit etwas zu entspannen scheine, gestalte es sich nach wie vor recht schwierig, genügend Jugendliche für den Agrarsektor zu gewinnen. Genug Nachwuchs sei die Basis dafür, dass eine gesamte Branche einigermaßen zuversichtlich in die Zukunft blicken könne. Denn Landwirte seien ein wesentlicher und grundsätzlicher Baustein der Gesellschaft, für deren Lebensmittel sie sorgten.
Deswegen sei es umso unverständlicher, dass die Bauern für viele Dinge als Sündenböcke herhalten müssten. „Für mich völlig unverständlich, weil es ganz einfach nicht stimmt. Die Landwirte sind nicht das Problem, sondern wichtiger Faktor zur Problemlösung“, meint Beck, der sich – wie viele seiner Kollegen – wünscht, dass die Politik endlich damit beginne, die vielen bürokratischen Hürden abzubauen und stärker im Sinne der Landwirtschaft zu entscheiden. Es gebe immer noch zu viele Störfaktoren, welche die Bauern zu stark einschränkten.
Levi Schmidt ist beruflich gewissermaßen „vorbelastet“. Denn seine Eltern bewirtschaften im Creglinger Stadtteil Schön einen Betrieb im Nebenerwerb. „Den will ich später mal übernehmen – nach Möglichkeit im Haupterwerb“, sagt der 17-Jährige voller Überzeugung im Gespräch mit unserer Zeitung. Er könne sich gar nichts anderes mehr vorstellen: „Mir gefällt die große Vielfalt, mit der man in der Landwirtschaft zu tun hat.“ Zudem tauge es ihm sehr, mit Tieren und in der Natur zu arbeiten. „Mir war recht früh klar, dass ich hier meine berufliche Zukunft sehe. Ich mache dies aus Leidenschaft.“
Die Becks indes sind voll des Lobes über ihren Lehrling auf Hof Aischland – „für uns so etwas wie das vierte Kind auf Zeit“, schmunzelt Mutter Margret. Levi sei sowohl in die Familie als auch in den Betrieb, seit zwölf Jahren übrigens eine Kooperation, voll integriert und arbeite eigenverantwortlich und selbständig – etwa mit einem der großen Schlepper auf dem Feld.
Verantwortung übertragen
„Für uns ist es wichtig, den Lehrlingen frühzeitig ein großes Maß an Eigenverantwortung zu übertragen“, erklärt Norbert Beck. Dies fördere nämlich sowohl die Motivation als auch den Spaß an der Arbeit – aus seiner Sicht ganz wesentliche Voraussetzungen für den Nachwuchs, um die Grundlage zu schaffen, dass er dauerhaft mit dabei bleibe.
Die Auszubildenden seien für ein ganzes Jahr auf dem Hof tätig, erzählt der erfahrene Landwirt weiter – bei freier Kost und Logis. In dieser Zeit sei es wichtig, ihnen die gesamte Bandbreite bäuerlicher Arbeit nahezubringen. Dies auch deshalb, damit sie sich gleich zurechtfänden, wenn sie nach ihrer Lehre auf eigenen Beinen stünden, um sich etwas aufzubauen.
Dem Weikersheimer, der selbst als Lehrer an Schulen in Crailsheim und Bad Mergentheim unterrichtet, bereitet es viel Spaß, den interessierten und motivierten Nachwuchs fitzumachen, damit er nach seiner Ausbildung durchstarten könne. Bei dem knappen zwei Dutzend Jugendlichen in den vergangenen mehr als zwei Jahrzehnten sei dies bestens gelungen, freut sich Margret Beck: „Zu vielen haben wir bis heute einen guten Kontakt.“
Zahlreiche Praktikanten
Darüber hinaus kämen pro Jahr auch viele Praktikanten auf den Betrieb oberhalb der Tauberstadt, um hinter die Kulissen zu blicken, ob denn die Agrarbranche ihren beruflichen Vorstellungen entspreche. Die Becks und ihre Mitstreiter auf Hof Aischland sind Landwirte aus voller Überzeugung, weil sie wissen, dass „dieser Berufsstand auch in Zukunft gebraucht wird“, sagt Norbert Beck. Er vertritt die Auffassung, dass bei den Bauern künftig der Begriff Flexibilität einen höheren Stellenwert bekommen dürfte. Man werde auch weiterhin die Gesellschaft ernähren, müsse sich aber an deren veränderter Bedürfnisse anpassen.
Die Auszeichnung sehen die Becks und ihre Mitstreiter als besondere Motivation, den eingeschlagenen Weg weiter zu beschreiten.
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