Weikersheim. Seit über sechs Jahrzehnten ist „Michelberger“ die Adresse, wenn es um Teppiche und Beläge aller Arten, sowie den Service rundherum geht. Es sind vor allem wirtschaftliche Entwicklungen in seiner Einzelhandelssparte, die Firmenchef Johannes Michelberger zu einem Schlussstrich unter sein alteingesessenes Unternehmen bewogen haben.
Im FN-Gespräch bedauert Michelberger die anstehende Zäsur. Gleichzeitig ist er aber auch erleichtert, dass die Entscheidung unter geordneten wirtschaftlichen Bedingungen getroffen wurde.
Als er seine gelisteten Kunden aus dem Großraum in und rund um den Main-Tauber-Kreis per Post von dem angelaufenen Räumungsverkauf in der Weikersheimer Talstraße informiert hat, reagierten diese teilweise überrascht bis geschockt. Ohne Michelberger könne man sich die Welt eigentlich gar nicht vorstellen.
Kosten und Konkurrenzdruck
Auf rund 3500 Quadratmetern Verkaufsfläche bietet die Firma eine Vielzahl an Teppichen und Läufern an, aber auch Tapeten und Borten, Malerwerkzeug, Heimtextilien und Dekoration. Das alles soll wegen der „totalen Geschäftsaufgabe“ jetzt abverkauft werden.
„Wirtschaftliche Gründe“, hinter dem Sammelbegriff verbirgt sich laut Johannes Michelberger ein ganzer Strauß an reiflichen Überlegungen. Persönliche gesundheitliche Belange, eine extrem schwierige Personalsituation, hohe Betriebs- und Energiekosten, ein sich stetig verschärfender Konkurrenzdruck durch den Onlinehandel – alles drücke letztlich die Gewinnmarge.
Zwar biete das Unternehmen zu den vielfältigen Produkten an sich einen persönlichen und fachlichen Service, doch wenn man am fernen Horizont das Ende der Wirtschaftlichkeit heraufdämmern sehe, dann müsse man sich hinsetzen und kaufmännisch hart kalkulieren. Michelbergers Schluss: Irgendwann würde es wohl nicht mehr weitergehen – also gelte es beizeiten die Reißleine zu ziehen.
Eine „Marke“ in der Region
An Mut zum Risiko mangelt es dem Familienbetrieb nicht. Ab 1960 entwickelte sich der frühere Fachbetrieb für Estricharbeiten und Bodenbeläge unter Vater Matthias Michelberger zu einer weithin bekannten Marke. Qualität, Fairness, Beratung: Das Gesamtpaket bescherte dem Unternehmen Michelberger auch goldene Jahre, hält der Inhaber fest. Auch die Vermarktung von Teppichen via Internet hat Johannes Michelberger als Pionier aktiv betrieben. Seit der Jahrtausendwende baute er den Online-Zweig aus. Doch mittlerweile setzen viele Hersteller ihrerseits auf den Direktvertrieb. Und die Logistikkosten seien in für ihn zunehmend unrentable Bereiche angestiegen.
Schwierige Suche nach Personal
Heute ist er mit noch sechs Mitarbeitern am Markt und im direkten Kundengeschäft, doch Nachwuchs lasse sich kaum oder gar nicht mehr gewinnen. Die betrieblichen Konditionen bei Großunternehmen der Region seien für viele seiner früheren Lehrlinge und Mitarbeiter attraktiver gewesen. Das müsse man als Unternehmer einfach für sich festhalten und seine Schlüsse ziehen. „Ich habe es mir nicht einfach gemacht“, aber er habe den verbliebenen Angestellten zum Ende des Februars gekündigt, sagt der 57-Jährige. Der laufende Ausverkauf werde wohl bis zum Jahreswechsel andauern. Über die Zukunft der Betriebsgebäude in der Tauberaue werde er im Anschluss in Ruhe nachdenken.
„Förmlich überrannt“
Als die anstehende Geschäftsaufgabe bekanntwurde, sei der Fachmarkt von Kunden „förmlich überrannt worden“, berichtet Johannes Michelberger. Allgemein werde der Schritt sehr bedauert – aber die Kunden hätten auch Verständnis für den unternehmerischen Schritt.
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