Minister Hauk auf der Tauberhöhe

Weikersheim: Stadt und Bioenergie wollen Sicherheit für Gasversorgung

Landwirtschaftsminister Hauk hat die „Bioenergie Tauberhöhe“ besucht. Thema waren die aktuellen Bauernproteste – und die Zukunft der lokalen Energieversorgung. Geplant ist eine Gasleitung ans Schulzentrum Weikersheim.

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Michael Weber-Schwarz
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Beim Besuch pfiff ein eisiger Wind: Minister Peter Hauk (Dritter von links) mit Vertretern der Bioenergie Tauberhöhe und der Stadt Weikersheim. © Michael Weber-Schwarz

Weikersheim. Die Biogasanlage auf der Tauberhöhe wird von rund 100 Landwirten aus der Region mit Energie-Rohstoffen versorgt. Dabei handelt es sich, so Peter Hauk, Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, um „eine zukunftsweisende Energiepartnerschaft zwischen regionalen Biogaserzeugern und überregionalen Gasversorgern.“ Die Bioenergie Tauberhöhe GmbH & Co. KG versorgt seit bereits acht Jahren eine benachbarte Bio-Methan-Aufbereitungsanlage der EnBW mit Rohbiogas. Etwa 75 Prozent des erzeugten Biogases wird dort zu Bio-Methan aufbereitet und ins Erdgasnetz eingespeist. Die bei der Verstromung in den Motoren entstehende Wärme wird als Prozesswärme zum Betrieb der „Reaktoren“ verwendet.

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Die landwirtschaftlichen Betreiber erwarteten bei dem Besuch nicht nur klare Aussagen des Ministers zur Zukunft ihrer Anlage, sondern sondierten auch eine mögliche Erweiterung zur Gasversorgung der rund drei Kilometer entfernten Stadt Weikersheim. Im Bereich des Schulzentrums ist eine Zentrale mit Blockheizkraftwerken in der Vorplanung. Und natürlich brauchen beide Partner – Tauberhöhe und Stadt – eine grundsätzliche Sicherheit, dass die Zulieferung durch eine Gasleitung ohne größere behördliche Hürden auch realisiert werden kann. Mehr noch: Es muss eine langfristige Zukunftsperspektive geben, damit sich die Investitionen lohnen.

Von Bürokratie frustriert

Geschäftsführer Eberhard Ehrmann skizzierte für den Minister das Geschäftsfeld und mögliche Probleme bei einer Erweiterung. Dabei gibt es „gesetzliche Haken“, denn bei einer erweiterten Produktion braucht es neue Genehmigungsgutachten – ein deutlicher Kostenfaktor.

Einige Landwirte äußerten im Zusammenhang mit den laufenden Bauernprotesten auch ihren Unmut an die Adresse des Ministerns. Kernthema war weniger die Debatte um Agrardiesel, als vielmehr die über viele Jahre angewachsene starke Bürokratisierung des Landwirt-Berufs. „Wir sind alle gut ausgebildet“, so ein Sprecher, aber am Ende des Tages müsse man sich mit zahllosen behördlichen Regulierungen befassen, „die nicht zur Praxis passen.“ Man sei als Bauer ein arbeitswilliger und fleißiger Unternehmer, doch gleichzeitig werde man „beschränkt in unserem Eigentum“, indem jedem Hof eine Vielzahl an Regulierungen und Einschränkungen aufgebürdet würden. Rechne man Arbeitszeit und Einkommen durch, dann rangiere man „unter dem Mindestlohn“ bei prekären Rentenaussichten. „Irgendwas stimmt im System nicht mehr“, so ein Landwirt.

Minister Peter Hauk hörte zunächst erst einmal zu, verwies auf die Unterschiede zwischen Bundes- und Landesrecht. Er werde sich aber für ein „Entlastungspaket“ einsetzen und die anstehende „Grüne Woche“ in Berlin für Gespräche mit Entscheidungsträgern nutzen. Aufgrund der Proteste erwarte er dort „größere Luft und Bereitschaft“, um bisherige Beschränkungen zu überdenken.

Das aus Weikersheimer Sicht drängende Problem ist das Nahwärmekonzept der Stadt. Eigentlich sei dies „umsetzungsreif“, so Bürgermeister Nick Schuppert. Die Stadt Weikersheim ist selbst Mitgesellschafterin der Anlage. Das „rechtliche Korsett“ bei Gasanlieferung (via Leitung etwa durch die Hammelsklinge) und Betrieb von Blockkraftwerken sei aber nicht unerheblich, so Schuppert. „Wir brauchen Planungssicherheit“. Wenn man in eine Heizzentrale investiere, dann müsse man mindestens 15 Jahre in die Zukunft blicken.

Der Bürgermeister verwies auf eine „Überregulierung“ auch aus kommunaler Sicht. Durch lange Verfahren von der Idee bis zur Umsetzung würden Systeme immer handlungsunfähiger. Schuppert: „Es sind realistische Ziele erforderlich, die uns im ländlichen Raum alle leben lassen.“

Alle an einen runden Tisch

Auf konkrete Nachfrage von Bioenergie-Geschäftsführer Hans Richard Haas zur Perspektive für das Gas-Partnerschaftskonzept mit der Stadt sagte der Minister, er unterstütze einen Vor-Ort-Termin mit dem Regierungspräsidium. Dabei sollten alle relevanten Unterlagen auf einen runden Tisch kommen. Stadt und Bioenergie sollten „einen klaren Zeitplan formulieren“. Er werde sich für das „Modellvorhaben“ einsetzen. In einer späteren Presseerklärung bezeichnete Hauk das Weikersheimer Modell als „beispielgebend für eine resiliente und krisenfeste Energieversorgung aus dem Ländlichen Raum“.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Bad Mergentheim

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