Weikersheimer Bürgermeister 100 Tage im Amt - Zwischen Terminen, Rats-Debatten und Bürgergesprächen ist Nick Schuppert inzwischen im Taubertal „angekommen“

Weikersheim: Nick Schupperts Kalender ist randvoll – jeden Tag

„Ich bin angekommen“ – Nick Schuppert ist 100 Tage im Amt als Bürgermeister der Stadt Weikersheim. Sein Kalender ist voll mit Terminen. Dennoch: „Ich gehe jeden Tag gerne ins Rathaus“, sagt der Verwaltungschef.

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Michael Weber-Schwarz
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Nützliches Weikersheim-Foto: Bürgermeister Nick Schuppert hat diese Luftaufnahme nicht nur von seinem Schreibtisch aus im Auge, er nutzt sie auch gerne im Gespräch mit Bauwilligen. © Michael Weber-Schwarz

Weikersheim. Einhundert Tage als neuer Bürgermeister – das ist im Grunde nur eine künstliche Wegmarke. Trotzdem ist sie ein Punkt, an dem sich eine erste Bilanz und eine Einschätzung für die Zukunft treffen lässt. Einen Gesprächstermin bei Nick Schuppert zu bekommen, das ist allerdings nicht ganz einfach: Sein Kalender ist randvoll. Jeden Tag.

Ob er sich wohlfühlt in Weikersheim – Nick Schuppert strahlt, als er die Frage bejaht. Die Entscheidung für Weikersheim, das sei für ihn die richtige gewesen. Und er hoffe, dass er dem Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger auch gerecht werden könne. Tägliche Arbeitszeit: Oft sitzt Schuppert noch bis in die Nacht hinein im Bürgermeister-Büro – wenn er nicht die Ortsgremien leitet oder Hauptversammlungen der Vereine besucht. „Wenn es irgend geht, nehme ich solche Termine auch wahr, denn das ist eine gute Gelegenheit, das Vereinsleben kennenzulernen.“ Alle Einladungen anzunehmen sei aber „unmöglich“ – er müsse das nach Terminlage entscheiden.

Die Kernarbeit im Rathaus: „Gute Systeme müssen nicht auf den Kopf gestellt werden“, das hatte Schuppert schon mehrfach öffentlich betont – „die internen Prozesse laufen sehr gut“ und auf seine Mitarbeiter könne er sich verlassen. Vor wichtigen Gesprächen lasse er sich kurz von den Ressort-Experten in die jeweilige Vorgeschichte des Projekts einweisen. Dies funktioniere hervorragend und in viele Bereiche sei er so bereits gut hineingewachsen. Einmal in der Woche ist Amtsleiterrunde. Die habe er recht schnell eingeführt, damit alle im Rathaus auf dem gleichen Stand sind – „und so können wir auch nach außen geschlossen auftreten.“

Die Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat: „Offene Debatten sind mir wichtig“, betont der Verwaltungschef, deswegen könnten die Ratssitzungen auch einmal länger dauern. Das Bürgermeistergeschäft lebe von vielfältigen Inputs, von der Expertise der Stadträte und der Bürger. Letztlich gehe es um die Stadt als einen sich stets entwickelnden Organismus.

In und ums Rathaus: Rund 170 Mitarbeiter stehen in Diensten der Stadt Weikersheim. Jedem und jeder Beschäftigten hat Nick Schuppert in seiner Startphase ein persönliches Gesprächsangebot gemacht, wollte auch Sorgen und Nöte erfahren. Viele haben dieses Angebot angenommen. „Das wünschen sich Mitarbeiter von einer modernen Verwaltung“, sagt Schuppert. „Mir war das wichtig und das ist auch gut investierte Zeit.“

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Personalnot in den Kindergärten der Region: Nach Einschätzung Schupperts entspannt sich die Lage nach der Pandemie etwas. Er sehe die Erzieherinnen klar als Teil des Stadt-Kollegiums, deswegen hätten auch sie jederzeit Anspruch auf Gespräche mit dem Rathaus. Aktuell seien „alle Sollstellen besetzt“, doch die Kommune müsse hier stets auf nötige Kurskorrekturen gefasst sein – ein Balanceakt zwischen Kita-Rechtsanspruch, räumlichen Möglichkeiten und Personalsituation.

Zukunft des Laukhuff-Areals: Sie ist noch ungeklärt. Die Stadt lege zwar mit dem geplanten Sanierungsgebiet die künftigen Rahmenbedingungen fest, aber das Firmengelände sei weiter in Familienbesitz. Erst wenn diese einen Investor gefunden habe, könne man auch von Stadtseite in diesem speziellen Punkt weiterplanen.

Anstehende Hallenbad-Sanierung: Sie wird logischerweise mit einer längeren Baustelle (vorgesehen ist eine Wiedereröffnung im Jahr 2025) einhergehen. Einerseits unmittelbar bedauerlich für Einwohner und Nutzer-Verein, doch am Ende bekommen die Bürger ja etwas. „Wir sind bei den Maßnahmen im Zeitplan“, die ersten Vergaben sind erfolgt – Statiker untersuchen die Materialdichte bei der Dachkonstruktion. Vom Ergebnis wird letztlich abhängen, ob man mit dem vorhandenen Dach weiterplanen kann oder ein neues aufgesetzt werden muss.

Die vielen örtlichen Vereine: Für Nick Schuppert ein großer Schatz in Weikersheim. „Die Verwaltung tut, was sie kann – auch finanziell“, aber sie könne eben nicht alles leisten. Deshalb sei ehrenamtliches Engagement auch essenziell und „deshalb ist auch Wertschätzung für diese Arbeit sehr wichtig. Und sie ist auch mir wichtig“, hält Schuppert fest. Aber nicht nur die Traditionsvereine fänden bei ihm ein offenes Ohr, sondern auch bürgerschaftliche Initiativen.

Bürger-Interessen: Aktuell hat sich eine „Interessengemeinschaft Zentrale Altstadt“ direkt an den Bürgermeister gewandt. Es ist bekannt – im Untergrund der vielen Gässchen rund um die Stadtkirche lauert schon lange erheblicher Sanierungsbedarf, der der Stadt große finanzielle Investitionen abverlangt. Doch den Anwohnern geht es aktuell (auch) um die „Schaffung von Wohlfühlzonen“, mögliche Begrünungen im Wohnumfeld. Der städtische Bauhof könne die Unterhaltung und Pflege solcher Kleinprojekte nicht leisten, also müsse es um entsprechende Patenschaften gehen. „Solche Ideen aus der Bürgerschaft heraus schaffen einen Mehrwert, auch für die anderen Einwohner“, sagt Schuppert.

Blick auf Ortsteile und Jugend-Initiativen: Wie die jüngste Bürgerbefragung dokumentiert, „haben wir in Weikersheim sehr gut organisierte Ortsteile“, sagt Nick Schuppert. Die Wege seien kurz und die Eigeninitiative für öffentliche Belange groß. „Die Einwohner identifizieren sich stark mit ihrem Ort“ – und wo man selbst etwas für sich schaffen könne, führe das zu einer hohen Zufriedenheit. Aktuell suche er zudem das Gespräch mit unterschiedlichen Jugendgruppen auf den Dörfern. „Auch da ist vieles ein Selbstläufer“; etwa bei der Neubronner Freibadfete: Am 9. Juli wird bei Musik und mit Schaumkanone Party gefeiert; am Abend gestaltet die Jugend eine Freibad-Disco. Die Kontakte zu den jungen Menschen müssten aber gepflegt werden, sagt der Rathauschef, deshalb habe er bereits Gesprächstermine auf seiner Agenda.

Gibt es einen „privaten Bürgermeister“? Nick Schuppert lacht: „Eigentlich“ ist aktuell kaum Zeit für ein richtiges Privatleben. „Ich habe noch nicht einmal einen Fernseher – ich wüsste gar nicht, wann ich etwas schauen sollte“. Der Bürgermeister wohnt mittlerweile in der Altstadt – kurze Wege also ins Rathaus. Etwa alle zwei Wochen nimmt sich Schuppert aber auch einen Tag Auszeit, fährt zu seiner Familie ins Walkersbacher Tal. „Selbst das fällt mir nicht immer leicht. Aber eines ist mir mittlerweile schon klar geworden: Im Rathaus ist man sowieso nie fertig. Man muss sich dann einfach die Zeit nehmen, denn der familiäre Rückhalt ist wichtig.“

Richtig abschalten also an einem Samstag oder Sonntag im heimatlichen Walkersbach am südlichen Rand des Welzheimer Waldes? Ganz geht das wohl nicht: „Das bedeutet, dass ich nicht wie sonst zigmal täglich ins Mail-Postfach schaue, sondern nur dreimal am Tag.“

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Bad Mergentheim

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