Kreative Köpfe (Teil 2)

Weikersheim: Ideenreiche Käpsele erleichtern das Leben

Unsere kleine Serie „Kreative Köpfe“ blickt heute nach Weikersheim. Unternehmen dort helfen jungen Erfindern beim Umsetzen ihrer Ideen.

Von 
Inge Braune
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Feinarbeit: Nathalia Fischer (links) und Nele Gromes bei der Montage des Sensorpakets für den klimatisierten Kleintierstall. © Inge Braune/Ceracon/Datamodul

Weikersheim. David Traub fühlt sich in der CeraCon GmbH in der Weikersheimer Talstraße schon fast heimisch: Bei seinen bisher fünf Besuchen hat er gemeinsam mit Niklas Neeser, der derzeit in dem Engineering- und Maschinenbauunternehmen sein drittes Ausbildungsjahr absolviert, nach passenden Bauteilen und Materialien für seinen Hydraulischen Nußknacker gefahndet und die zuhause angefertigten Projektzeichnungen mit ihm und betreuenden Ausbildern durchgesprochen und diskutiert.

Dass Erfinden nicht nebenbei geht und während der Umsetzung auch umgedacht werden muss, hat der 13-Jährige schon beim ersten Gespräch erfahren: Die Idee, Menschen mit weniger Kraft in den Händen das Knacken von Nüssen durch hydraulische Hilfe zu erleichtern, hatte einen Haken: Ein Druck von 120 bar würde Nüsse eher zu Feinstaub zerkleinern als sie einfach zu öffnen. Pneumatisch? Elektrisch? Der St. Bernhard-Realschüler grübelte, entschied sich für die in jeder Wohnung einsetzbare Lösung des Elektroantriebs.

Unter aufmerksamer Anleitung von Ceracon-Azubi Niklas Neeser kam David Traub gut voran bei der Umsetzung seiner Nussknacker-Idee. © Braune

Der junge Erfinder habe bereits bei der Kick-off-Veranstaltung im Januar klare Vorstellungen präsentiert und dann sehr eigenständig gearbeitet, Zeichnungen entwickelt und kräftig zugepackt, etwa – natürlich unter Beachtung aller Sicherheitsmaßnahmen – Bohrungen angefertigt und Bauteile zugeschliffen.

Keine Frage: Zur Präsentation vor den Juroren des Wettbewerbs „Kreative Köpfe“, zu denen auch CeraCon-Geschäftsführer Andreas Kreissl gehört, ist der allerdings noch recht große Prototyp fertig. Bei guten Erfindungen sei – man denke nur an die Geschichte des Mobiltelefons – die Miniaturisierung dann nur eine Frage der Zeit, so Kreissl.

Aufwand lohnt sich

Natürlich sei so eine Begleitung durch ein Expertenteam für ein Unternehmen erst einmal Aufwand, aber der lohne sich für beide Seiten: Junge Menschen können schon mal einen Blick in die Arbeitswelt werfen, Auszubildende machen erste Erfahrungen als Lehrende, und Unternehmen lernen so potenzielle spätere Mitarbeiter kennen. „Es ist gut investierte Zeit“, findet Kreissl.

Das sehen Patrick Volk, bei Data Modul Leiter Mechanik und der Ausbilder André Oechsner genauso. Sie betreuen gleich zwei Projekte Kreativer Köpfe: Nele Gromes und Nathalia Fischer stehen kurz vor der Endmontage ihres klimatisierten Kleintierstalls, und dem höhenverstellbaren Einkaufswagen mit aufklappbarer Seitenwand, den Philipp Hahn und Nico Herrmann entworfen haben, fehlt nur noch die Schutzverkleidung.

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Auch bei Data Modul sind die Experten von ihren Schützlingen sehr angetan: Beide Teams waren ebenso wie der junge Einzelkämpfer bei CeraCon fünf- oder sechsmal im Betrieb und haben nicht nur ihre Ideen interessant erweitert und ausgefeilt, sondern sich mit viel Elan um nutzbare Komponenten gekümmert, recherchiert, Modelle entwickelt und bei der Umsetzung entschieden zugepackt.

Temperaturempfindlich

Die beiden 14-jährigen Weikersheimer Gymnasiastinnen Nele Gromes und Nathalia Fischer hatten sich die Umsetzung ihres klimatisierten Kleintierstalls etwas weniger komplex vorgestellt – aber sie wollten ja auch eine Menge erreichen. Es waren zunächst Nathalia Fischers temperaturempfindliche Wachteln, denen die Schülerinnen mehr Komfort bieten wollten.

Bei Hitze kühlen, bei Kälte wärmen, das Ganze beleuchtet und energieoptimiert, dazu mit gut gangbarem Ein- und Ausgang für die Tiere sowie transportabel und je nach Tierart – sie haben gleich für Huhn, Meerschweinchen und Kaninchen mitgedacht – einrichtbar: Eine echte Herausforderung.

Barrierefrei einkaufen? Philipp Hahn und Nico Herrmann (fehlt im Bild) haben mit Patrick Volk ihre Idee umgesetzt. © Braune

In der Lehrwerkstatt gestalteten sie einen Stall mit Folien-Fußbodenheizung, Lüftung, Beleuchtung und Solardach, das dank Batterie und Peltier-Element eine echte Luxus-Wohnstatt für Kleintiere geworden ist. Ausbilder Oechsner kann sich ein zufriedenes Strahlen nicht verkneifen.

Ebenso wenig kann das Patrick Volk, der als für den Bereich Mechanik zuständiger Data Modul-Experte die beiden 13-jährigen Deutschorden-Gymnasiasten Philipp Hahn und Nico Herrmann bei ihrer Erfindungsentwicklung begleitete. Philipp Hahn hatte am Flughafen miterlebt, wie sehr man zerren und hieven muss, um einen schweren Koffer vom Gepäckband zu holen. Und für schwächere Menschen, so die weitere Beobachtung, stellen auch Getränkekisten ein echtes Problem dar.

Clever

Gemeinsam machten sich die beiden Jungs mit Data Modul-Unterstützung ans Denken und Bauen. Als viel zu wacklig erwiesen sich hergebrachte Einkaufswagen als Grundform: „Wenn man eine Seite aufklappen will, muss es stabiler sein“, erläutert Philipp Hahn. Den neu entwickelten Transportkorb kombinierten sie clever mit einem per Pedal in der Höhe verstellbaren Scherentisch. Jetzt fehlt nur noch eine Rundum-Sicherung, um auszuschließen, dass sich Nutzer oder neugierige Passanten die Finger im Scherengestänge einklemmen. Auch Kleidungsstücke sollten sich nicht verfangen können. Der Rundum-Balgenschutz ist in Arbeit.

Die Experten des unter anderem auf industriell genutzte Display-, Touch-, Monitor- und Panel-PC-Lösungen spezialisierten Unternehmens sehen der Jury-Sitzung entspannt entgegen.

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