Nassau. Die von der FN-Redaktion vor wenigen Tagen veröffentlichte Meldung über den schockierenden Tier-Fund in einer landwirtschaftlichen Güllegrube in Weikersheim-Nassau ist von mehreren Medien weiterpubliziert worden: Drei tote Dachse und ein toter Waschbär wurden in der Grube entdeckt. Das hochbrisante Detail: Es war bei den Tötungen mit hoher Wahrscheinlichkeit auch eine Schusswaffe im Spiel. War in Nassau ein Schütze mit einer illegalen Waffe am Werk? Der Deutsche Landwirtschaftsverlag etwa sprang über seine Onlineplattform „Pirsch“ auf: „War es Wilderei?“, fragt das Medium.
Zeugen gesucht – auch anonym
Jetzt meldet sich die die Tierrechtsorganisation „Peta“ zu Wort und setzt sogar eine Belohnung in Höhe von 1000 Euro aus. „Tierquäler gesucht“, schreibt „Peta“: Der Betreiber der Güllegrube fand die toten Tiere, als er die Grube auspumpte. Unbekannte hatten sie offenbar über die Umzäunung hineingeworfen. „Die Polizei hat Ermittlungen aufgenommen“, formuliert Peta weiter. „Bei mindestens einem Tier bestehe der Verdacht, dass es durch einen Schuss getötet wurde.“ Offensichtlich nicht besonders ortskundig schiebt Peta den aus lokaler Sicht kuriosen Hinweis nach: „Dachse dürfen in Bayern zwischen dem 1. November und 30. Juli nicht bejagt werden. Hinweise nimmt das Polizeirevier Tauberbischofsheim unter 09341/810 entgegen.“
„Um den Fall aufzuklären“, setzt Peta nun eine Belohnung in Höhe von 1000 Euro für Hinweise aus, „die zur rechtskräftigen Verurteilung der tatverantwortlichen Person oder Personen führen“. Wer etwas beobachtet „oder anderweitig mitbekommen hat, wird gebeten, sich bei der Polizei oder telefonisch unter 0711/8605910 oder per E-Mail direkt bei der Tierrechtsorganisation zu melden – auch anonym. Der Polizei-Pressestelle in Heilbronn, die die ursprüngliche Meldung herausgegeben hat, ist der Aufruf von Peta nicht bekannt. Auch die mögliche Abwicklung einer Belohnungszahlung laufe nicht über die Polizei.
Man begrüße zwar die breite Unterstützung von Ermittlungen auch in sozialen Netzwerken. Der dortigen Vorab-Bewertung von solchen Fällen schließe sich die Polizei aber nicht an.
Erst Tiere, dann Menschen
Peta wird in ihrem Aufruf nämlich deutlich und mutmaßt: „Die Dachse und der Waschbär sind vermutlich einem Hobbyjäger zum Opfer gefallen, der seine Tat durch das Versenken in der Güllegrube vertuschen wollte.“ Es gebe keinen wildbiologischen Grund dafür, diese Tierarten zu bejagen. „Meist werden sie aus reiner Jagdlust getötet – außerhalb der Schonzeit leider völlig legal“, wird Peter Höffken, Fachreferent bei Peta zitiert. „Wir fordern harte Strafen für Tierquäler, um eine abschreckende Wirkung zu erzielen. Wer wehrlose Tiere umbringt, der schreckt möglicherweise auch nicht vor Gewalttaten gegenüber Menschen zurück.“ Tierquälerei sei kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat nach Paragraf 17 des Tierschutzgesetzes und könne mit einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren geahndet werden.
Peta versucht einen Zusammenhang zwischen Gewalttaten an Menschen und Tieren herzustellen: „Fachleute aus der Psychologie und Justiz“ seien sich „mittlerweile einig, dass Vergehen an Tieren vermehrt Aufmerksamkeit verlangen“. Der Aggressionsforscher Christoph Paulus von der Universität des Saarlandes sage dazu: „Geschätzte 80 bis 90 Prozent aller extremen Gewalttäter haben vorher bereits Tiere gequält.“
Über den Zusammenhang von Tierquälerei und Gewalttaten will Peta in der Broschüre „Menschen, die Tiere quälen, belassen es selten dabei“ aufklären, die nach eigenen Angaben als Informationsquelle für Staatsanwaltschaften, die Richterschaft und Polizei sowie Angestellte im sozialen Bereich dient.
Zur Auslobung der 1000 Euro: Peta „setzt regelmäßig Belohnungen in Fällen von misshandelten oder ausgesetzten Tieren aus, um bei der Ermittlung der Täter zu helfen.“
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