Schäftersheim. Es hat schon besser funktioniert mit der Kooperation von Hühner-Kommune und Osterhasen: In diesem Jahr sind die letzten schon etwas in die Jahre gekommenen Hühner auf einen Gnadenhof umgezogen. Auf die Neuen müssen die vier Schäftersheimer Familien, die sich vor vier Jahren zum Gemeinschaftsprojekt „Hühner-Kommune“ zusammentaten, noch ein paar Wochen warten.
Schneefall bremste die Neubesiedlung des mit viel Erfahrungswissen und Liebe gestalteten neuen mobilen Eigenheims für die 15 Legehühner, die hier einziehen sollen, aus. Doch die Vorfreude auf die „Hühner-Kommune 2.0“ ist bei Osmund und Karin Schneider ebenso groß wie bei Martina Klärle und Andreas Fischer-Klärle. Auch die beiden anderen Familien – Margit und Werner Rösslein sowie Jacqueline Goffinet-Stiehle und Roland Stiehle – freuen sich schon auf die Zuzügler.
Ihr Projekt „Hühner-Kommune“ läuft seit vier Jahren: Martina Klärle suchte Unterstützung für die Hühner, die zuvor etliche Jahre Sohn Carl mit Begeisterung gehegt hatte. Aufgeben wollte die Familie weder die Frischei-Lieferungen noch den Umgang mit den Tieren, die längst mehr waren als nur ein naturnahes Hobby. Rössleins, Schneiders und Stiehles fanden die Idee der wöchentlich rotierenden Hühnerbetreuung samt Ertragsernte zumindest testweise überzeugend.
Neben Klärles hatte auch Margit Rösslein in Jugendtagen Hühnererfahrungen gesammelt. Dennoch dürften in der kleinen Ortschaft Wetten darüber gelaufen sein, wie lange diese seltsame Gruppierung aus ehemaliger Geistlichkeit, Pädagogen, sozialen Berufen und Ingenieuren ihr Hühnerkommunen-Projekt wirklich durchziehen würde. Schließlich fordern Hühner Haltern mit nicht automatisierten Ställen einiges ab: Früh rauslassen und füttern, mittags Eier einsammeln, abends einstallen, dazu ausmisten, einstreuen und gegen immer mal wieder auftretenden Befall mit Hühnermilben angehen.
Aber nein: die Sache läuft rund; sogar mit dem Kleebock, auf dem sie selbst gemähtes Wiesenheu inzwischen völlig korrekt trocknen – rascheln muss es vorm Aufbocken – , kommen sie prima zurecht. Selbst die Geflügelpest-Phase, die mit der Einstallungspflicht und Besuchern vom Veterinäramt zusätzliche Herausforderungen stellte, haben die Angehörigen des Hühnerkommunen-Oktetts prima gemanagt.
„Die Hühner-Kommune ist nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein soziales Projekt“, erläutert Martina Klärle: „Ohne die Hühner hätten wir acht nie so oft zusammengesessen, geplant und Freundschaft geschlossen.“
Auch das neue Hühner-Eigenheim ist ein Gemeinschaftsprojekt. Das Haus mit einer Bodenfläche von rund 180 auf 100 Zentimetern sitzt auf einem sänftenartigen Grundgestell und ist von vier Personen gut zu Fuß transportierbar. Perfekt, um ungenutzte Wiesen rund um Schäftersheim zu nutzen, und zwar in einer Art Wanderbetrieb wie bei Schafen. Das schützt die Wiesen und verschafft dem gewürmliebenden Scharrgeflügel neue Entdeckungsräume und Nahrungsquellen.
Wenn noch im April die Hühner-Kommune 2.0 einzieht, bezieht sie ein Luxusdomizil: Den mit Erfahrungen der letzten Jahre zum elaborierten Hühnerhaus weiterentwickelten Eigenentwurf – fertige Pläne oder gar Bausätze entsprachen nicht ihren Vorstellungen – realisierten Andreas Fischer-Klärle und Ossi Schneider in gut einwöchiger Bautätigkeit. Ausgestattet ist das Haus nicht nur mit Sitzstangen, Legenest und herausnehmbaren Mistblechen, sondern auch nutzerfreundlich mit Eier-, Reinigungs- und Mistklappe und sogar – Clou des Ganzen – mit elektrischem Türöffner, der wahlweise manuell, mit Zeitschaltuhr oder per Helligkeitssenor bedient werden kann. Plan und eine Fotodokumentation der Bauschritte wollen die Entwickler des Sänftenstalls demnächst Nachbauinteressenten zur Verfügung stellen.
Immer informiert sein
Wieso – der Hühnerlaie lässt grüßen – mussten eigentlich die Vorgänger ausziehen? Sie sind doch putzmunter, legen auch im Gnadenhof-Quartier noch Eier, vielleicht seltener, dafür aber mit zunehmendem Alter immer größere! Das sei, erklärt Karin Schneider, eine Frage der Hackordnung. Die Integration neuer Hühner sei schwierig: Huhn Katharina (Name geändert, der Redaktion aber bekannt), geschenkter Solozugang, brauchte fast ein Jahr, um ihren dann endlich sicheren Platz in der Hühnerkommune zu erobern. Zuvor wurde sie von den anderen Hennen derartig drangsaliert, dass sie wochenlang nur auf Bäumen schlief statt im Stall.
Also wird die Hühner-Kommune 2.0 dieser Tage komplett neu belegt: Leghorn und Vorwerk vermutlich, und, wer weiß, vielleicht dazu auch ein paar Angehörige nicht ganz so legefreudiger alter Rassen. Was genau, wird der Hühner-Kommunen-Rat erst noch beschließen.
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