Buchen. Sie gackern, scharren und picken: Eine Vielzahl brauner Hühner tummelt sich auf der Wiese oberhalb der Aussiedlerhöfe „Am Weidenbaum“ in unmittelbarer Nähe eines großen Anhängers. Bei dem Gefährt handelt es sich um ein sogenanntes „Hühnermobil“. Wie Peter Beuchert erläutert, bietet es Platz für 450 Hühner und drei Hähne. Darin legen die Hühner täglich ihre Eier in Nester. Von dort kullern sie auf ein Förderband und werden zu einer Sammelstelle am Ende des Wagens gebracht, wo man sie einsammeln kann.
Das Hühnermobil verfügt über einen Futterautomaten, in dem man Futter für bis zu zwei Wochen bevorraten kann, und eine Tränke mit einem Wassertank, der für etwa eine Woche ausreicht. Außerdem wird der Hühnermist mittels Förderband aus dem mobilen Hühnerstall transportiert.
Die Ein- und Auslassklappe für die Hühner an der Unterseite des Wagens schließt selbsttätig eine Stunde nach Sonnenuntergang und öffnet sich bei Sonnenaufgang. Alle zwei Wochen stellt Beuchert das Hühnermobil an einen anderen Standort auf seiner Wiese. Denn würden die Hühner immer an der gleichen Stelle scharren und picken, wäre die Weide dort rasch zerstört.
Peter Beuchert hat das Hühnermobil gemeinsam mit seinem Sohn Lukas angeschafft. Die Hühner zogen im Alter von 18 Wochen ein, vier Wochen später begannen sie damit, Eier zu legen. Nach zwölf bis 15 Monaten endet ihre Legephase. Dann werden die Beucherts neue Hühner anschaffen, die alten werden als Suppenhühner verkauft.
Zusätzliche Einnahmequelle
Mit dem Hühnermobil will sich die Familie Beuchert eine zusätzliche Einnahmequelle verschaffen. Denn die Milchviehwirtschaft läuft demnächst aus. Sohn Lukas wird die Landwirtschaft, möglicherweise im Nebenerwerb, weiterführen. Derzeit legen die freilaufenden Hühner der Beucherts etwa 430 Eier am Tag. Diese wollen sie in Direktvermarktung verkaufen. In einer rund um die Uhr zugänglichen Hütte auf ihrem Bauernhof bieten sie außerdem Kartoffeln und Gemüse zum Kauf an.
Nach den Worten von Bernhard Heim, Leiter des Fachdienstes Landwirtschaft im Landratsamt, halten Landwirte im Neckar-Odenwald-Kreis insgesamt rund 50 000 Hühner. Im Jahr 1980 waren es noch 180 000. Deshalb freut er sich, dass die Beucherts sich ein Hühnermobil zugelegt haben. Im gesamten Landkreis gäbe es noch nicht einmal zehn Hühnermobile, sagt Heim. „Direktvermarktung liegt in der Landwirtschaft im Trend“, fügt er an.
Diese Erfahrung hat auch Peter Beuchert gemacht. „Die Leute wollen, dass der Bauer das Geld direkt bekommt“, sagt er. „Einen Automaten mit Kartenzahlung will der Verbraucher nicht.“ Auch Bürgermeister Roland Burger zeigt sich beeindruckt von dem Hühnermobil und seinen Bewohnern. Er wünscht der Familie Beuchert viel Erfolg mit der Hühnerhaltung und viele Kunden.
Nach Angaben des „Bundesverbands Mobile Geflügelhaltung“ bedeutet eine mobile Hühnerhaltung einen bis zu 14-fach höheren Arbeitsaufwand für den Landwirt. Dafür werden die Hühner besonders artgerecht gehalten. Sie befinden sich ständig an der frischen Luft und können nach Belieben scharren, picken und im Sand baden. Außerdem können sie bei einem Angriff durch einen Raubvogel schnell im oder unter dem Hühnermobil Schutz finden. Peter Beuchert bietet seinen Kunden an, die frei gehaltenen Hennen zu beobachten und sich die Eier, die einem am besten gefallen, selbst auszusuchen. Wer es eilig hat, kann sich die schon verpackten Eier aus der Verkaufshütte holen.
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