Es war eine sehr gut besuchte und überaus harmonische Bürgerversammlung: Ortsvorsteher Martin Rüttler hatte in die AMC-Halle geladen, und etwa 190 der rund 870 Einwohner kamen, um sich über die Entwicklung ihrer Ortschaft zu informieren.
Laudenbach. Aus der Arbeit im Weikersheimer Gemeinderat berichtete Josef Diemer.
Pfarrer Burkhard Keck informierte über Bestrebungen, im von der Kirchengemeinde getragenen örtlichen Kindergarten Maria Theresia eine Krippengruppe einzurichten. Zwar liefen Voruntersuchungen in der Einrichtung, die bereits auf eine 100-jährige Geschichte zurückblicken kann. Aber es sei seit Monaten nicht zu einem Termin mit dem KVJS-Landesjugendamt (Kommunaler Verband Jugend und Soziales) gekommen, der für die baulichen und die Ausstattung betreffenden Veränderungen sowie die dann erforderliche neue Betriebserlaubnis verantwortlich zeichnet.
Belastbare Aussagen über den Umsetzungszeitraum seien derzeit nicht möglich, zumal sämtliche Maßnahmen – Keck rechnet mit Kosten im fünfstelligen Bereich – unter Finanzierungsvorbehalt stünden. Sein ausdrückliches Lob galt der sehr engagierten Elternschaft, die das tolle Mitarbeiterteam und die tollen Kinder unterstütze.
Auch die Bergkirchensanierung – der Pfarrer hofft auf Fertigstellung zum Marienmonat Mai –, die Notsicherung an Turm und Außenbereichen der Pfarrkirche im Ort und die am Friedhof anstehenden Arbeiten seien zu finanzieren. Wie, so Keck deutlich, wisse er nicht.
Zentrales Thema der Laudenbacher Bürgerversammlung waren die Planungen für Umbau und Sanierung der Alten Schule, die nicht nur als Haus der Vereine dem Jugendclub, den Tischtennisfans und den drei musizierenden Vereinen, sondern mit einem Gerätehaus-Zusatzbau auch der örtlichen Feuerwehr ein zeitgemäßes Domizil bieten soll. Zusätzlich sollen bis zu sieben Wohneinheiten das lokale Wohnungsangebot um bezahlbaren Wohnraum erweitern.
Nach der Vorstellung des Projekts durch Michael Blank, der auch kurz auf die Planungen für das Gesamtquartier mit Zehntscheune, Schlossgebäude, Kelterhalle und AMC-Gebäude einging, beantwortete Blank gemeinsam mit Weikersheims Bürgermeister Nick Schuppert einige Detailfragen aus der Bürgerschaft. Aktuell dreht das Projekt eine Ehrenrunde in Sachen ELR-Förderung: Man rechne in spätestens einem Jahr mit einer sicheren Bewilligung, so Schuppert. Er verwies auf gute Gespräche mit ortsansässigen Investoren, die natürlich vor finalem Einstieg in das Projekt einige Gutachten erwarten. Das Gebäude, so der Bürgermeister weiter, bleibe in kommunaler Hand, allerdings sollen die Wohnungen privatwirtschaftlich entwickelt werden.
Zum „grundsätzlich spannenden Konzept“ wollte Ortschaftsrat Rainer Mühleck wissen, wie Dissonanzen zwischen den unterschiedlichen Nutzergruppen vermieden werden könnten.
Der Architekt sei, so Bauamtsvertreter Blank, zuversichtlich, das zu lösen. Zwei Treppenhäuser und die fortgeschrittene Entwicklung der Schallschutztechnik dürften vieles ermöglichen, zumal auch die Investoren und künftigen Vermieter der Wohnräume über die geplante Belegung ins Bild gesetzt würden.
Eine weitere Frage bezog sich auf die künftige Parkplatzsituation. Sowohl die neben dem Bestandsgebäude in Richtung auf die neben dem Sportplatz gelegenen Parkplätze vorgesehene Feuerwehr-Gerätehalle wird das Parkplatzangebot zwischen Alter Schule und Zehntscheunenareal ebenso reduzieren wie die Mieterparkplätze. Da aber der gleich jenseits des Baches gelegene Parkplatz hinreichenden Parkraum bietet, rechnen die Planenden nicht mit Problemen.
Die Gesamtareal-Sanierung bis hin zur AMC-Halle dürfte noch eine Weile auf sich warten lassen: Priorität hat das Projekt Alte Schule.
Die Anwesenden quittierten die Projektvorstellung mit kräftigem Beifall, Ortsvorsteher Rüttler lobte die positive Zusammenarbeit mit Bürgermeister, Verwaltung und Gemeinderat auf dem Weg zum gemeinsamen Ziel, im dynamischen Prozess eine gute Lösung für die ganze Ortschaft zu finden.
Dass es höchste Zeit ist, in Laudenbach neue Wohnmöglichkeiten zu entwickeln, wurde im Rahmen von Rüttlers Rück- und Ausblick deutlich: nur noch drei Bauplätze seien in kommunalem Besitz, alle weiteren seien vergeben und teilweise schon in Bebauung.
Positiv bewertet Rüttler auch die durch mehrere neue Hydranten verbesserte Infrastruktur und die Gewinnung von Jürgen Schamann als Fronmeister.
Mit Blick auf die Zukunft verwies er auf die anstehende Sanierung der Zehntscheune: Der Küchen- und Sanitärbereich seien ebenso wie die Heizsituation nicht mehr zeitgemäß, man werde diesbezüglich bald ein Gespräch mit den Vereinen führen. Da eine gewisse Konkurrenz zwischen Belangen der Naherholung und der Erzeugung erneuerbarer Energien bestehe, habe sich der Ortschaftsrat für eine Deckelung der Freiflächenphotovoltaik auf maximal weitere zehn Hektar ausgesprochen. Als weitere Vorhaben nannte Rüttler die Öffnung des Zugangs zum jüdischen Friedhof und das für 2024 geplante Stolperstein-Projekt, mit dem Laudenbach seiner einst großen jüdischen Gemeinde gedenken will.
Weikersheims Bürgermeister Nick Schuppert, erstmals zu Gast bei einer Laudenbacher Bürgerversammlung, nutzte die Gelegenheit, kurz auf einige Herausforderungen für die Gesamtstadt einzugehen, darunter die anstehende Hallenbadsanierung, die Anschlussunterbringung Geflüchteter und die Auseinandersetzung mit Fragen der Unechten Teilortswahl. „Die Stadtverwaltung und der Gemeinderat stehen hinter Laudenbach,“ so Schuppert, der zusagte, die vom Ort gewünschte Deckelung der PV-Freiflächen bei der Überarbeitung des PV-Kriterienkatalogs zu berücksichtigen.
Die sehr harmonisch verlaufene Bürgerversammlung schloss mit reichlich gegenseitigen Danksagungen, bei der Ortsvorsteher Martin Rüttler auch nicht vergaß, Schupperts Vorgänger Klaus Kornberger einzubeziehen.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/weikersheim_artikel,-weikersheim-projekt-alte-schule-kommt-in-laudenbach-gut-an-_arid,2060213.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/weikersheim.html