Musiker im Porträt - Markus Kurz aus Bad Mergentheim kommt erstmals als Profi-Orchesterschlagzeuger ins Taubertal zurück / Konzert in der Philharmonie Weikersheim

Profi-Schlagzeuger Markus Kurz kommt nach Weikersheim: Alles begann mit viel Krach auf Kochtöpfen

Als Kleinkind trommelte er mit Kochlöffeln auf Töpfen und Deckeln – heute ist aus Markus Kurz ein Profi-Schlagzeuger geworden. Mit der Württembergische Philharmonie gastiert Kurz am 4. Februar in Weikersheim.

Von 
Michael Weber-Schwarz
Lesedauer: 

Der in Bad Mergentheim aufgewachsene Markus Kurz ist seit 2017 Soloschlagzeuger der Württembergischen Philharmonie Reutlingen.     Bild: FN-Archiv

© FN-Archiv

Immer informiert sein

Die wichtigsten News des Tages

FN Mittags Newsletter - Jetzt anmelden!

Mehr erfahren

Weikersheim. Markus Kurz war gerade mal drei Jahre alt, da baute er sich sein erstes Schlagzeug selbst: Aus dem Küchengeschirr seiner Mutter. „Er hat die Schränke ausgeräumt und auf den Töpfen herumgetrommelt“, erzählt Barbara Kurz. An vorhandenen Notenständern hängte er die Topfdeckel als Becken auf. Das Ergebnis: Mehr Krach als Musik. Dennoch: Markus Kurz versuchte einfach nur nachzuahmen, was ihn damals schon begeisterte. Die größte Freude des kleinen Markus: Bei Konzerten der Bad Mergentheimer Stadtkapelle dem Schlagzeuger zuzuhören. Immer wieder half er „Drummer“ Alexander Scherer beim Auf- und Abbauen seiner Rhythmus-instrumente.

Nicht immer führt solch ein frühkindliches Engagement auch zu einer Profikarriere – doch Markus Kurz hat seinen Werdegang konsequent weiterverfolgt. Heute ist er erster Schlagzeuger der Württembergischen Philharmonie Reutlingen. Aus den Kochtöpfen sind richtige Trommeln und Pauken geworden.

Schon früh Unterricht und Preise

Markus Kurz wurde 1990 in Bad Mergentheim geboren. Und er wuchs in einer Musikerfamilie auf. Recht früh erlernte er das Klavierspielen, erinnert er sich. Sein Wunsch sei es allerdings seit je her gewesen, Schlagzeuger zu werden. Ab seinem achten Lebensjahr nahm Kurz an der Musikschule Bad Mergentheim Unterricht bei Markus Verna, der bis heute Solopauker am Mainfrankentheater Würzburg ist.

Im Laufe seiner musikalischen Ausbildung im Einzelunterricht und in verschiedenen Blasorchestern der Region, erzielte Kurz Preise beim Wettbewerb „Jugend musiziert“. Auf Bundesebene erreichte er jeweils einen ersten und zweiten Preis in der Solowertung für Schlagzeug.

Von 2004 bis 2011 war Markus Kurz Mitglied des international renommierten Bundesjugendorchesters, das jungen Nachwuchstalenten die Möglichkeit gibt, an Arbeitsphasen mit namhaften Dirigenten und Solisten teilzunehmen. Kurz musizierte etwa mit Kirill Petrenko (Berliner Philharmoniker), Sir Simon Rattle (Symphonieorcheser des Bayerischen Rundfunks) oder Gustavo Dudamel (Los Angeles Philharmonics). Diese Konzerte brachten ihn unter anderem nach Japan, Venezuela und Südafrika.

Bei der Weikersheimer Oper

Im Jahr 2007 hatte Markus Kurz seinen ersten ganz großen Auftritt mit dem Bundesjugendorchester (BJO) in Weikersheim: Er spielte unter dem italienischen Dirigenten Alessandro de Marchi in Gioachino Rossinis „La Cenerentola“ – die Regie führte übrigens damals bereits Dominik Wilgenbus, der später auch die legendäre Weikersheimer Mozart-Trilogie (bis 2017) auf die Bühne brachte.

Nach seiner schulischen Laufbahn in Bad Mergentheim besuchte Kurz von 2007 bis 2009 die Berufsfachschule für Musik in Dinkelsbühl, Fachrichtung Schlagzeug. Mit gerade einmal zehn Jahren war er in der Stadtkapelle Bad Mergentheim aktiv geworden – sein Engagement endete dort nach zwei Jahrzehnten. Trompete und Posaune lernte er nebenbei im Selbststudium.

Auf der professionellen Ebene ging es konsequent weiter: Von 2009 bis 2020 war Markus Kurz Student an der Staatlichen Hochschule für Musik Trossingen im Hauptfach Schlagzeug in der Klasse von Professor Franz Lang und schloss 2016 den „Bachelor of Music“ mit Auszeichnung ab. Im Laufe seiner Studienzeit erhielt er durch Probespiele Praktikanten- oder Zeitverträge an der Komischen Oper Berlin, beim Saarländischen Staatstheater Saarbrücken, bei der Württembergischen Philharmonie Reutlingen und bei den Stuttgarter Philharmonikern.

Mehr zum Thema

Zwei Konzerte unter äußerst erschwerten Bedingungen

Max Herre in Weikersheim: Emotionstaumel mündet in Tränen-Song

Veröffentlicht
Von
Michael Weber-Schwarz
Mehr erfahren
Erdrutschsieg in Weikersheim

Mit Nick Schuppert soll’s mehr Bürgernähe in Weikersheim geben

Veröffentlicht
Von
Michael Weber-Schwarz
Mehr erfahren
Konzert

Philharmonix: Ein Crossover der Extraklasse in der Tauberphilharmonie

Veröffentlicht
Mehr erfahren

Nach einem gewonnenen Probespiel für eine Festanstellung bei der Württembergischen Philharmonie Reutlingen stellte das in Süddeutschland renommierte Profiorchester Markus Kurz ab April 2017 als ersten Schlagzeuger mit Verpflichtung zur Pauke ein. Das Studium in Trossingen brachte ihn durch sein Wahlnebenfach Blasorchesterleitung (Dirigieren) bei Stefan R. Halder, Chefdirigent des Landespolizeiorchesters Baden-Württemberg, nach Dettingen bei Rottenburg, wo er seit März 2014 den Musikverein dirigiert. Ebenfalls seit Oktober 2016 leitet er den Musikverein Geislingen bei Balingen und war von 2014 bis 2017 Dirigent der Musikkapelle Dauchingen.

Das Knowhow weitergeben

Neben seinen musikalischen Tätigkeiten in Orchestern und als Dirigent unterrichtete er Schlagzeugschüler an der Musikakademie Villingen-Schwenningen, der Jugendmusikschule Zollernalb und der Musikkapelle Dauchingen. Zusätzlich ist er auch regelmäßig als Dozent für Schlagzeug in Blasorchestern tätig.

Markus Kurz spielte zwischen 2015 und 2017 regelmäßig bei Berthold Schick und seinen „Allgäu6“ als Schlagzeuger.

In seiner Freizeit wechselt Kurz in verschiedenen kleinen böhmischen Besetzungen oder Blechensembles auf die Trompete, das Tenorhorn, die Posaune oder die Tuba. Aktuelles Projekt: In der „Echazmusi“ führt er mit Orchesterkollegen Evergreens der Blasmusik auf: Zwar als klassische Orchestermusiker ausgebildet, haben die fünf Musiker dennoch ihre Wurzeln der Anfänge in den heimatlichen Musikvereinen nie vergessen. Was abends als „Gaudi“ nach dem Orchesterdienst bei der Württembergischen Philharmonie mit ein paar Polkas, Walzer und Ländler begann, hat bald zur Gründung eines festen Ensembles geführt. Mit guter Stimmung und viel Spielfreude kümmert sich das Ensemble bei seinem Repertoire um traditionelle Evergreens der Blasmusikliteratur sowie um Neues und längst Vergessenes – alle in süddeutschen Biergärten live zu hören.

Jetzt mit Bruckner und „Müll“

Nach Weikersheim in die Tauberphilharmonie kommt der heute 31-jährige Markus Kurz nun das erste Mal mit der Württembergischen Philharmonie Reutlingen. Zur Aufführung kommt u.a. Anton Bruckners Sinfonie Nr. 4, die sogenannte „Romantische“. Das Konzert legt neben dem Engagement von Markus Kurz einen weiteren Fokus auf das Schlagwerk: Solistin Vivi Vassileva spielt ein „Recycling Concerto“ von Gregor Mayrhofer. Es wird mit diesem Stück in Weikersheim zu einer Weltpremiere kommen, denn es wurde zwar im November 2021 in Ludwigshafen aufgenommen (als Auftragswerk der BASF) – es wurde aber noch nie öffentlich gespielt.

Die Idee hinter diesem Konzertteil: Müll, Gift und Umweltzerstörung beherrschen thematisch unsere Zeit. Sicher ungewöhnlich für eine Konzertbühne – aber ganz und gar nicht abwegig, sich auch musikalisch damit auseinandersetzen und die Menschen zum Nachdenken anregen.

Es werden daher als Bauteile für Instrumente nur Materialien verwendet, die weggeworfen wurden, etwa Kunststoffe, Folien, alte Metalle, kurz Materialien, die den Planeten nur noch als Müll belasten. Es werden ausschließlich wiederverwendete Materialien für die Instrumente verwandt, es wird nichts Neues gekauft, sondern ausschließlich Weggeworfenes, Gebrauchtes, vermeintlicher Müll. Eine Marimba beispielsweise kann auch aus gebrauchten Plastikflaschen bestehen.

Info: Die Aufführungen finden im großen Konzertsaal der Tauberphilharmonie Weikersheim unter den gültigen Hygieneregeln statt. Termin ist am Freitag, 4. Februar um 19.30 Uhr. Karten gibt es über die Webseite www.tauberphilharmonie.de. Hier sind auch die jeweiligen Kontakt-Kanäle vermerkt.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Bad Mergentheim

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten