Weikersheim. Zum Besuchermagnet ist die dreitägige Textil- und Handarbeitsmesse „Nadelkunst“ in Weikersheim geworden. Tausende zufriedene Besucher hatte am Wochenende die vierte Messe im Bereich von Schloss, Schlossgarten und Stadt.
Nadelkunst hat Tradition in Weikersheim. Schon in der Barockzeit beschäftigten sich die adligen Damen am Grafenhof gerne mit feinen Handarbeiten und Händler brachten das Nötige dazu von weither ins Hohenloher Land. Doch Fürstin Elisabeth Friederike Sophie wäre gewiss mehr als erstaunt gewesen, hätte sie das reichhaltige und hochwertige Angebot sehen können, dass am Wochenende in ihren Schlossräumen und der Orangerie, in Gärtnerhaus und Gewehrhaus bei dieser sehr gut besuchten Messe präsentiert wurde. Außergewöhnliche Handarbeiten überall – fertige Arbeiten in den Ausstellungen von Hobbykünstlern und Profis, Materialien aller Art an den zahlreichen Verkaufsständen. Über 50 Künstler und Handwerker waren beteiligt. Einbezogen in die „Nadelkunst“ waren auch Stadtkirche und Rathaus, Tauberländer Dorfmuseum und Tauberphilharmonie. Umsichtig organisiert und detailliert geplant wurde die Weikersheimer Textil- und Handarbeitsmesse wieder von Carola Rollmann, in der Schlossverwaltung unterstützt durch Sonja Segeritz und Michaela Dietz. „Wir sind sehr stolz auf diese Frauen und unser engagiertes Führungsteam“, stellte am Ende Monika Menth, die Leiterin der Weikersheimer Schlossverwaltung, fest. „Ohne diese hochengagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wäre solch eine tolle Veranstaltung überhaupt nicht möglich“.
„Irrsinnig schön“
Immer wieder begeistert von dem Gebotenen zeigten sich die Besucher – oder besser gesagt: die Besucherinnen. „Wolle kann ich auch im Internet kaufen“, meinte eine der Frauen, „aber anfassen und beschnuppern kann ich sie nur hier vor Ort“. Eine andere wies auf ihren selbstgestrickten Pullover. „Frei Schnauze“ sei der entstanden, jetzt wolle sie sich von den Expertem mal „was abgucken“. Und alles, was man bei der „Nadelkunst“ zu sehen bekomme, sei „irrsinnig schön“. Bewundert wurde die Geduld der Handarbeiterinnen, die die großen Quilt-Arbeiten gefertigt hatten. Dass es zwischen den Ausstellungsräumen weite Wege gab, wurde weitgehend als angenehm empfunden – man durfte dabei ja bei warmem Sonnenschein durch den barocken Lustgarten des Grafen Carl Ludwig, sein „Hohenloher Versailles“, schreiten. Und eine Kurzführung durch das Schloss war im Eintritt auch schon enthalten, ein Angebot, das gern angenommen wurde.
Die Männer spielten an diesem Wochenende nur eine Nebenrolle. Sie begleiteten geduldig ihre Frauen und fanden allenfalls Gefallen an der Stickmaschine, die im Prinzessinnenbau eine neue Generation von Stickarbeit zeigte – allerdings nur für den, der den Preis eines Kleinwagens investieren möchte und mehr Wert legt auf Stückzahlen als auf individuelles Arbeiten.
Garne, Wolle und Stoffe fanden schnell ihren Weg in die Einkaufstaschen, Patchwork-Päckchen boten das Nötige für den Einstieg in neue Bereiche der Handwerkskunst. Auch das Zubehör für Häkel- und Strickarbeiten wie Knöpfe und Schnallen waren in großer Auswahl zu bekommen. Einzelne Verkäufer boten Workshops an ihren Ständen an, etwa für Makramee, Kerzengestaltung oder das Verzieren von Schachteln. An anderen Stellen blieben die Besucherinnen eher beim Zuschauen – die hohe Kunst des Klöppelns etwa ist nicht so einfach zu erlernen. Das blieb man lieber beim Staunen und stärkte sich nach dem Rundgang an den Verpflegungsständen im Innenhof und vor der Orangerie.
Vorführungen erleben
Beim Spaziergang rund um den Weikersheimer Marktplatz konnte man dann noch im Tauberländer Dorfmuseum Vorführungen erleben und schöne Dinge erwerben. Patchwork- und Quilt-Arbeiten gab es in Stadtkirche und Rathaus zu sehen. Wer interessante Schülerarbeiten der Weikersheimer Gemeinschaftsschule sehen und sich noch an Kaffee und Kuchen stärken wollte, schaute dann gerne auf dem Weg zum Parkplatz noch in der Tauberphilharmonie vorbei. Am Sonntag gab es eine bunte Modenschau mit historischen Kostümen mit vielen Zuschauern, die den Gewändern aus der Werkstatt der Weikersheimer Schneiderin Manuela Reuß ihre Anerkennung zollten.
Fortgesetzt wurde von emsigen Frauenhänden in der Sattelkammer auch die „Herzkissen-Aktion“ zugunsten brustkrebskranker Frauen. Am Ende waren 1000 dieser Kissen fertig, die an Krankenhäuser der Region gespendet werden sollen. Weitere 1000 Stück, so Carola Rollmann, warten noch darauf, in den nächsten Monaten gefüllt und verschlossen zu werden.
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