Auf Schloss Weikersheim

Musikfestival ließ keine Wünsche offen

„Sweet & spicy“ als Motto. Über 1000 Besucher bei der Operetten-Open-Air-Aufführung „Die Csárdásfürstin“. Dem Regen getrotzt

Von 
Felix Röttger
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Genüsse für Augen, Ohren und Gaumen bot das Musikfest auf Schloss Weikersheim, bei dem die Besucherinnen und Besucher mit guter Laune dem Regen trotzen.

Weikersheim. Nach dem Auftaktkonzert am Freitagabend mit dem Blechbläserensemble „German Brass“ (wir berichteten) folgten am Samstag über 1000 Besucher der Einladung des Hohenloher Kultursommers zur Operetten-Open-Air-Aufführung „Die Csárdásfürstin“ mit der Donau Philharmonie.

„Sweet & spicy war ein ungewöhnliches Motto des Festivals, passte aber gut zur „Vorspeise“ mit fünf hochwertigen Auswahlkonzerten im Rittersaal, Gärtnerhaus, in den beiden Orangerie-Flügeln und der Schlosskirche. Das traditionelle Feuerwerk setzte dem Festival die farbenprächtige Krone auf.

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Nahezu eine Standleitung gab es zwischen Marcus Meyer, dem Intendanten der Kulturstiftung Hohenlohe, und dem Deutschen Wetterdienst, nach den ergiebigen Regenfällen am Nachmittag, die vor allem den Kunsthandwerkern auf dem Marktplatz zu schaffen machten. Doch dann hörte der Niederschlag auf und das pikante Speisen- und Getränkeangebot fand im formenreichen Barockgarten seine Abnehmer. Immerhin waren es Genüsse, die zu Lebzeiten von Graf Wolfgang II. von Hohenlohe-Weikersheim, dem Erbauer des „Klein-Versailles“, fast nur ein erlauchter Kreis des Adels genießen konnte.

Immer wieder beeindruckend sind die selbstgefertigten Stelzenkostüme der Frankfurter Gagé-Stelzenkunst, diesmal mit Filmfiguren wie dem Piraten, dem Vampir und der unverdrossen lustwandelnden Eiskönigin, die der zeitweilige Nieselregen nicht zum Schmelzen brachte.

Schaute man auf die Programmpunkte der Vorkonzerte, ließ sich das Festival-Motto musikalisch als eine ansprechende Kombination von melodischen und rhythmischen Elementen übersetzen. Denn bei den Auswahlkonzerten gab es sowohl eingängige Melodien als auch energiegeladene Rhythmen oder Kontraste zwischen musikalischen Stilen oder Genres zu hören.

Klangschönheit und Virtuosität

Im gut besetzten Rittersaal spielte die „Cappella Istropolitana“, ein nur aus Streichern bestehendes Ensemble aus Bratislava, das die Stadt aufgrund ihrer zahlreichen Auszeichnungen zu ihrem „offiziellen“ Kammerorchester ernannte. Es überzeugte mit Puccinis „Crisantemi“, Béla Bartóks „Rumänischen Volkstänzen“ und vor allem mit Antonín Dvořaks „Serenade für Streicher in E-Dur op. 22“, ein charmantes und gut strukturiertes Werk, das die Virtuosität und Klangschönheit des Streichorchesters besonders hervorzuheben vermochte.

Als „klingendes Gewürzkontor“, das „Leib und Seele verbindet“ präsentierte sich die „Capella de la Torre“ im rechten Orangerieflügel mit der Leiterin Katharina Bäuml (Schalmei), Hildegard Wipperman (Pommer und Flöte), Gerd Schnackenberg (Posaune), Frank Pschichholz (Laute), Mike Turnbull (Percussion).

„De la Torre“ ist eine Anspielung auf die Bläsergruppen, die früher regelmäßig von Türmen und Balkonen herab musizierten. Gespielt wurden sorgfältig einstudierte Werke des 14. bis 17. Jahrhunderts. Das Ensemble gehört heute zu den Spitzenensembles für Renaissancemusik und gewann im Vorjahr einen „Opus“- Klassikpreis als Chorwerkeinspielung des Jahres für das Album „Monteverdi: Memories“. Es war schade, dass nur wenige Zuhörer am regnerischen Spätnachmittag den Weg in die rechte Orangerie fanden. Im linken Orangerieflügel gab es ein Wiedersehen mit der in Chemnitz aufgewachsenen Katalin Horvath, die beim Musikfest schon mit dem „Katalin Horvath Quintett“ aufgetreten war und mit flotter Folk- und Gypsymusik entlang der Donau begeisterte. Diesmal trat sie mit dem „Joka Quartett“ auf, wohl bezogen auf Mitstreiter Jordan Djevic (Akkordeon und Gesang), der mit dem Gitarristen Frank Wekenmann und dem Kontrabassisten Matthew Adomeit die Zuhörer mit einer Mixtur von französischen Chansons, Tango-Musik, alten deutschen Schlagern und portugiesischen Liedern erfreute, die von Katalin Horvath voller Temperament lebhaft angesagt wurden.

Völlig ungewöhnlich gestaltete Vicente Patiz seinen Auftritt als Solokünstler in der Schlosskapelle mit Gitarre, Percussion nebst Loop-Station; ein Equipment, das für eine ganze Band gereicht hätte. Zuvor aufgezeichnete Klänge mit tiefen Tönen liefern den Hintergrund-Rhythmus und die Bass-Begleitung. Gleich mehrstimmig erklingt sein Gitarrenspiel und das meditativ wirksame Ambiente wird noch durch eine Lichtanlage verstärkt; eine durch und durch fantastische Klangwelt.

„Süß und salzig“ war das Motto des „Trio Piacenca“, das im Gärtnerhaus mit drei Stücken von Fritz Kreisler, der „Café Music“ von Paul Schoenfield und den „Las Cuatro Estaciones Porteñas“ von Astor Piazolla begeisterte. Mit vier Tangos beschrieb der Komponist die vier unterschiedlichen Jahreszeiten auf der Südhalbkugel der Erde. Die Geigerin Elena Munteanu moderierte das Konzert, begleitet von der Pianistin Yanjun Chen und einem französischen Musiker, der für den Cellisten Dan Brandon eingesprungen war.

Irrungen und Wirrungen

Bei angenehmen Außentemperaturen und nur zwei, drei Tropfen aus dem wolkenverhangenen Himmel wurde der Abschluss des Musikfestes mit der konzertanten Operetten-Open-Air-Aufführung „Die Csárdásfürstin“ keineswegs eine „trockene“ Angelegenheit. Die Donau Philharmonie Wien unter der Leitung von Manfred Müssauer packte ihr ganzes Können aus und über 1000 Gäste folgten den Irrungen und Wirrungen der Liebesgeschichte in Emmerich Kálmáns berühmtester Operette. So ganz vorbei scheint die Zeit noch nicht zu sein, in der gesellschaftliche Unterschiede eine Heirat fast unmöglich machten. Die Aufführung erfüllte alle komödiantische Erwartungen, weil die Mezzosopranistin Diana Kantner als „Dirigentin“ Manfred Müssauer den Dirigentenstab überließ, und dann den Abend moderierte. Von ihr erfuhr man, wie gerade der Sachstand dieser Herz- und Schmerz-Operette war, die zu Beginn Ersten Weltkrieges komponiert wurde.

„Ohrwürmer“ gab es mit 16 Titeln reichlich, akustisch bestens im Park verstärkt von „Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht“, über „Machen wir’s den Schwalben nach“ , „Das ist die Liebe, die dumme Liebe“ bis im Finale „Tausend kleine Englein singen“. Als Sylva Varescu sang Catalina Paz, Zsolt Haja war ihr Verehrer Edwin, ein Fürstensohn. Die Rolle der Cousine Edwins übernahm die gebürtige Lettin Anete Liepina und Edwins Kumpanen Graf Bonifaziu und Feri liehen David Hojsak und Ivan Naumovski ihre hervorragenden Tenorstimmen.

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