„German Brass“ landete Volltreffer

Pure Energie mit reizvollen Kontrasten

Prächtiger Auftakt des Hohenloher Kultursommers beim Musikfest in Weikersheim

Von 
Felix Röttger
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„German Brass“ ist zweifellos Europas erfolgreichstes klassisches Brass-Ensemble. © Felix Röttger

„Sweet & Spicy“ war das ungewöhnliche Motto des diesjährigen Musikfestes auf Schloss Weikersheim. Es begann mit einem Sonderkonzert am vergangenen Freitag vor der Orangerie mit einem renommierten Blechbläserensemble.

Weikersheim. German Brass ist zweifellos Europas erfolgreichstes klassisches Brass-Ensemble und lockte am Freitagabend trotz des noch laufenden EM-Knüllers Deutschland gegen Spanien rund 400 Gäste vor die Orangerie. Die Top-Musiker, von denen jeder einzelne zu den besten seines Fachs gehört, boten eingängige Melodien und energiegeladene Rhythmen mit reizvollen Kontrasten zwischen verschiedenen musikalischen Stilen oder Genres.

Der phänomenale Erfolg von German Brass, die mit fast 30 Instrumenten aus Goldmessing oder Neusilber für den perfekten Klang sorgten, war nachvollziehbar. Bekannten Melodien verpasste das Bläserensemble mit neuen Arrangements und Transkriptionen neue Klanggewänder; passgenau auf die im Abendlicht glitzernden Trompeten, Posaunen, Tuben und Hörner zugeschnitten.

Geistreicher „Gebrauchshumorist“

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Das Eintrittsgeld waren schon allein die Konzertmoderationen des Ensemblemitglieds und früheren Hornisten der Berliner Philharmoniker wert.

Klaus Wallendorf führte mit launigen Versen und Anekdoten voller Sprachwitz durchs Programm. Vor allem aber stimmten seine Ansagen herrlich auf die Atmosphäre und den Stil der nachfolgenden Musikstücke ein.

Während er sich selbst süffisant in Weikersheim als „Gebrauchshumoristen“ vorstellte, hatte ihn Simon Rattle bei seiner Verabschiedung von den Berliner Philharmonikern 2016 mit großem Respekt vor seiner literarischen Begabung zum „Hofpoeten auf Lebenszeit“ ernannt.

Im selben Jahr erhielt er mit German Brass den Echo Klassik Preis in der Kategorie Ensemble/Orchester. Wie exzellent er das Horn beherrschte, war bei fast allen gespielten Stücken mit sorgfältigen Arrangements herauszuhören, wobei das gesamte Ensemble ausnahmslos hervorragende Solisten in seinen Reihen hatte.

Vielseitiges Klangrepertoire

Ins Schwärmen kamen die Zuhörer schon beim eleganten Auftakt mit der klaren Gestik des 1. Satzes von Vivaldi G-Dur Konzert, gefolgt von Bachs „Air“ aus der Orchestersuite Nr.3 D-Dur von Johann Sebastian Bach.

Mit diesem Arrangement des Ohrwurms wurde es ein beglückend neues Hörerlebnis, ab sofort verbiete es sich eigentlich, es als stimmungsvoll-rührselige Background-Musik einzuspielen. Mit „Maria“, „Ungarische Rhapsodie“ , Gershwin Medley“, „Malaguena“ oder „Mambo Nr.1“ packte das Ensemble weitere Schätze aus seinem vielseitigen Klangrepertoire mit teilweise eigenen Arrangements aus.

Mehr als nur reine Unterhaltungsmusik war im Big-Band-Sound „Children of Sanchez“ von Mangione Chuck mit vielen Soloparts von Trompete, Flügelhorn oder Saxophon und einem hinreißend-temperamentvollen Finale. Großer Jubel belohnte die Musiker, die nach der ersten Zugabe von Klaus Wallendorf mit seiner zungenbrecherischen „U-Bahn-Polka“ mit dem Lied „Denn er hat seinen Engeln befohlen“ aus Felix Mendelssohn Bartholdys Oratorium „Elias“ einen besinnlichen Kontrapunkt setzten.

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