Tierschutzverein Bad Mergentheim - Drei Jungtiere in Weikersheim „entsorgt“, zwei weitere in einem Karton in einem Vorgarten in Assamstadt ausgesetzt

Katzenbabys landen in Weikersheim im Müllcontainer

Schock für die Retterin und die Mitarbeiterinnen im Tierheim: Katzenkinder sind in Weikersheim wie Müll entsorgt worden – im Container eines Supermarkts.

Von 
Michael Weber-Schwarz
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Erstmal in Sicherheit: Die drei Tiere im Bild sind die aufgefundenen „Mülltonnenkätzchen“. © Tierheim/Paul

Weikersheim/Assamstadt. Klägliches Wimmern und flehentliches Miauen klingt leise aus einer Ecke eines Weikersheimer Supermarkts. Dort warten – in einem Müllcontainer entsorgt – zwei etwa fünf Wochen alte Kätzchen auf Rettung. Einfach entsorgt, wie eine kaputte Haarbürste oder verdorbene Lebensmittel. Mit dem Unterschied, dass es sich um atmende, fühlende Lebewesen handelt.

Was wie die Szene aus einem schlechten Film klingt, ist an einem Weikersheimer Supermarkt am Montag, 7. Juni, bittere Realität geworden. Dank des beherzten Eingreifens einiger Passanten konnten die beiden Katzenkinder schließlich gesichert werden. Am Folgetag tauchte an derselben Stelle noch ein drittes Kätzchen auf, das eine der Helferinnen ebenfalls eingefangen hat. Bis die drei Geschwister alt genug für ihr neues Zuhause sind, werden sie nun im Tierheim Bad Mergentheim liebevoll betreut.

Jasmin Paul vom Tierschutzverein kümmert sich mit ihren Mitstreitern um die Kätzchen. © Jasmin Paul

Wer tut so etwas?

„Unsere Tierpflegerin war mindestens genauso betroffen und geschockt wie die Dame, die die Kätzchen ins Tierheim gebracht hat“, sagt Jasmin Paul, stellvertretende Vorsitzende des Tierschutzvereins Bad Mergentheim und Umgebung., die im Vorstand schwerpunktmäßig für Katzen und Kaninchen zuständig ist. „Ich habe schon viel Tierleid gesehen, aber wenn Katzenbabys von jemandem achtlos als Abfall weggeworfen werden, frage ich mich doch: Was stimmt mit Menschen nicht, die so etwas tun?“

Nur vier Stunden zuvor sind im Tierheim zwei Geschwisterkätzchen aus Assamstadt eingetroffen. Jedes wiegt nicht einmal 130 Gramm. „Die beiden etwa zwei Wochen alten Kätzchen wurden von Unbekannten in einem Karton an der Haustür einer tierlieben Anwohnerin abgeladen, die die beiden sofort zu uns ins Tierheim gebracht hat. Ihrem beherzten Eingreifen ist es zu verdanken, dass die Kleinen noch leben, denn so junge Kätzchen benötigen eine konstante Wärmequelle und müssen alle zwei Stunden Milch bekommen. Statt der Katzenmutter übernimmt diese Aufgaben nun eine unserer hochengagierten Katzenpflegestellen, die aktuell noch drei Flaschenkätzchen aufpäppelt.“

Markierung ist wichtig

Wie Jasmin Paul berichtet, sei es in der Gegend glücklicherweise selten, dass Katzen ausgesetzt oder entsorgt werden. Bei den meisten Fundtieren handele es sich um Streuner, die kein Zuhause (mehr) haben. „Solche Tiere werden beim Tierarzt versorgt, tätowiert und kastriert. Katzen, die jahrelang draußen gelebt haben und entsprechend verwildert sind, haben keine Chance auf Vermittlung. Daher entlassen wir sie wieder in die Freiheit und sorgen dafür, dass sich in der Nähe eine Futterstelle befindet. Gerade junge Katzen lassen sich aber gut sozialisieren. Für solche Tiere suchen wir ein dauerhaftes, liebevolles Zuhause.“ Der übrige Teil seien ausgerissene bzw. fälschlicherweise als wildlebende Tiere abgegebene Hauskatzen. „Um solche Tiere schnell wieder mit ihren Besitzern vereinen zu können, ist es ungemein wichtig, dass sie tätowiert oder gechipt und die Nummern mit aktuellen Besitzer-Kontaktdaten registriert sind. Wir empfehlen dafür Haustierregister wie Findefix oder Tasso.“

Zudem sei es gar nicht einmal so ungewöhnlich, dass das Herz bei der Anschaffung von Haustieren einfach größer ist als der Geldbeutel, eine Beziehung in die Brüche geht, ein Umzug ins Seniorenzentrum ansteht, in dem keine Tiere erlaubt sind, oder eine schwere Erkrankung Tierhalter dazu zwingt, ihr Haustier wegzugeben. „Die meisten wissen, dass wir uns im Tierheim verständnisvoll der jeweiligen Abgabesituation annehmen und den Vierbeinern ein gutes Zuhause auf Zeit geben“, so die Zweite Vorsitzende. „Es gibt aber auch Fälle, in denen die betreffenden Herrchen und Frauchen sich schämen, ihre Tiere nicht mehr ausreichend versorgen zu können, oder sie haben Angst, dass wir sie verurteilen könnten. Dann werden Alternativlösungen in Betracht gezogen, die nicht immer tierschutzkonform sind. Dabei ist es uns im Tierheim eine Herzensangelegenheit, dass es den Fellnasen einfach nur gut geht. Und wenn dafür ein Zwischenstopp bei uns nötig ist, ist das nicht verwerflich. Es zeigt, dass den betreffenden Personen das Tierwohl am Herzen liegt, sonst würden sie ihre Vierbeiner aussetzen oder sie – wie die beiden Supermarkt-Kätzchen – einfach im Müll entsorgen.“

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Aktiv nach Lösung suchen

Sollten Katzen-, Hunde- oder Kaninchenbesitzer tatsächlich einmal in eine Abgabesituation kommen, sollten sie sich nach Möglichkeit frühzeitig im Tierheim melden, um sich nach dem aktuellen Platzangebot zu erkundigen. Denn auch die zahlreichen Fundtiere müssen natürlich adäquat versorgt werden. „Bislang hat sich aber noch immer eine Lösung gefunden“, so Jasmin Paul.

„Wir sehen unsere Arbeit im Tierschutzverein Bad Mergentheim und Umgebung nicht als bloßen Versorgungsauftrag, den wir für die Gemeinden und Städte erfüllen. Wir sind buchstäblich tierisch engagiert. Wir leben Tierliebe. Und wir möchten, dass die Menschen in der Region wissen, dass sie mit ihren Sorgen und Nöten zu uns kommen können - sei es eine Anfrage zur korrekten Tierversorgung, zur Tierpension, oder eben zu einer Fund- bzw. Haustierabgabe. Und natürlich freuen wir uns stets über tatkräftige Unterstützung.“ thmgh

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