Kommentar „Wegwerfen“ geht nicht?!

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Michael Weber-Schwarz
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Es gibt wenige Dinge, die mich spontan in Rage bringen können – der fiese Umgang mit Tieren gehört aber dazu. Ehrlich: Da habe ich Gedanken, die ich hier gar nicht laut formulieren will.

Es war vor etwa 25 Jahren: Ich war beruflich mit dem Auto von Ulm zurück ins Taubertal unterwegs. Gehört hatte ich zwar schon von so etwas – aber mein Hirn hat die Realität nur mit Zeitverzögerung zugelassen: Im Bereich der Ausfahrt eines Autobahnparkplatzes sah ich etwas herumhüpfen. „Das waren kleine Katzen!“, wurde mir klar. Aber zum Anhalten war es schon zu spät. An der nächsten Ausfahrt machte ich kehrt, dann nördlich vom Ulmer Kreuz noch einmal. Ein zweiter Autofahrer hatte die zwei Jungtiere ebenfalls bemerkt und hielt praktisch zeitgleich an der Stelle.

Eine Katze wollte ich damals nicht, weil meine Wohnung ungünstig lag. Trotzdem „teilten“ wir uns den „Fund“ und ich kümmerte mich um den schwarzen Minikater, den ich als Jazzfan und wegen des Fundorts „James Ulmer“ nannte. Später ist „Jimmy“ bei einem Kollegen mit Bauernhof untergekommen – eine Lösung findet sich also immer, wenn man nur will.

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Und da fängt für manche offenbar das Problem an: Wenn man das Geld fürs Kastrieren nicht ausgeben will, dann stellt sich in der Logik des Lebens Nachwuchs ein. Huch, das nächste Problem: Die Minikatzen müssen „entsorgt“ werden – widerlich! Früher – auch das habe ich erlebt – landeten die Tiere ausbruchsicher verpackt im Bach und wurden ertränkt. Weil eine meiner Töchter aufmerksam war, wurde das verhindert und wir hatten unseren ersten Kater, den „Willy“, als Dauergast. Unfreiwillig zwar, aber wer nur ein wenig auf sein Herz hört, der kann nicht wegsehen und muss handeln.

Heute teile ich mir mit meinen Nachbarn eine treue Glückskatze. Auch sie bekam irgendwann Nachwuchs: drei rote Kater. Die haben wir im Jugendlichenalter an Freunde vermittelt. Das war weder ein größeres Problem, noch ein Aufwand. Wer die kleinen Tiere bei der fürsorglichen Mutter aufwachsen sieht, der „kann“ die Tiere gar nicht „wegschmeißen“. Denkt man.

Wer nicht in der Lage ist, Tiere aufziehen oder zu betreuen, muss sich ans Tierheim wenden. Das ist kein „Kann“, sondern ein „Muss“.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Bad Mergentheim