Weikersheimer Schlossgarten - Barocker Frühjahrsflor, Aurikelschau und Wildtulpenpracht sorgen für leuchtende Augen

Im Weikersheimer Schlossgarten ins Blütenmeer eintauchen

Barocker Frühjahrsflor, Aurikelschau, Wildtulpenpracht: Der Schlossgarten in Weikersheim ermöglicht das Eintauchen in ein Blütenmeer.

Von 
Inge Braune
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Ein Blütentraum! Der Frühjahrsflor entfaltet seine volle Pracht. © Inge Braune

Weikersheim. Im Kastellangarten zwingt eine Nilgans das Gärtnerteam zu ein paar schnellen Ausfallschritten. Ausgerechnet hier, ausgerechnet jetzt, wo die Vorbereitungen für die Eröffnung der Sonderausstellung „Aurikel-Theater“ auf Hochtouren laufen, muss sie ihre Küken Gassi führen. Die kleine Piepsschar wird geborgen, die Kinderstube kurzerhand verlegt. Man kennt dergleichen Umzugsjobs im Schlossgarten-Gärtnerteam: Gerade erst haben sie den Umzug der gut 70 europäischen Koi-Karpfen aus ihrem Winterquartier im Schlosshof-Brunnen in den Herkules-Brunnen organisiert.

Im warmen März gab’s viel zu gießen, um den Durst der im Herbst gesetzten über 40 000 Pflanzen und Blumenzwiebeln, die sich zum farbenprächtigen und duftenden Frühjahrsflor entwickelt haben, zu stillen. Narzissen, Tulpen, Hyazinthen und Kaiserkrone blühen mit Stiefmütterchen um die Wette.

Vorhang auf fürs Aurikeltheater: Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Schlossgärtnerin Katja Bischoff (links) und ihr Team sorgen für die Präsentation. © Braune

Fast schon ein Pflichttermin sei im April für Blumenfreunde die Visite im Schlossgarten, sagt Katja Bischoff, Leiterin des Gärtnerteams. Nur jetzt ist die sonst schwerlich anzutreffende Pracht der unter Artenschutz stehenden grazilen Wilden Tulpen (Tulipa sylvestris) zu entdecken, die sich auch gezielten wissenschaftlichen Versuchen zur Ansiedlung in anderen Gärten widersetzen: „Die extrem tief sitzenden Miniaturzwiebeln haben sich in der Region wohl vom Schlossgarten aus wild verbreitet, aber Umzüge sind einfach nicht ihre Sache.“

Auch dem Umzug in eine Vase lassen sie sich nicht bieten: schon nach ein, zwei Stunden welken die zarten Blüten, auf die Besucher im Obstgarten und am idyllischen, über den Obstgarten zu erreichenden Nachtigall-Rundweg treffen. Hier, zwischen Schloss und Heiligem Wöhr, gibt sich der Garten ganz natürlich.

Für Gartenfreunde ist der April auch der Aurikelschau im Kastellangarten wegen ein Pflichttermin: Rund 500 der Primelgewächse hütet Katja Bischoff gemeinsam mit den Kollegen und Kolleginnen im Aurikelhaus. Ihrer Blühzeit entsprechend haben sie nach und nach im Aurikel-Theater ihren Auftritt. Schauaurikel, auf besondere Farbigkeit hin gezüchtete Sorten wie „Fliedermütterchen“, „Blue Velvet“ und „Rufus“ teilen sich die Bühne mit nicht ganz so farbprächtigen Sämlingsaurikeln, denen Bischoffs ganze Liebe gilt.

Im Mai ziehen hier rund 120 verschiedene Fuchsien ein, überwiegend alte Sorten, die zwischen 1837 und 1930 gezüchtet wurden. Auch die winterharte im Garten auspflanzbare kleinblumige Sorte „White Knight Pearl“ ist dann im Kastellangarten zu bewundern.

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Im Spätsommer lassen sie sich als etwa drei Augenpaare lange Stecklinge in nährstoffarmer Aussaaterde unter einem Plastikhäubchen gut sortenrein vermehren. Im Augenblick treiben die Kastellangarten-Nachrücker noch in der Orangerie vor. Die Winter-WG teilen sie nicht nur mit Pomeranzen, Orangen und Zitronen, sondern auch mit Palmen, Sukkulenten, Yucca, Kakteen und Bananen. Mit Schnitt und Düngung wartet hier viel Arbeit aufs Gärtnerteam.

Die Arbeiten sei man dem Grafen einfach schuldig, so Otinia Knorr, die nicht nur bei der Presseführung in die Rolle des Lustgartenplaners Carl Ludwig von Hohenlohe schlüpft. Als „Äpfel der Hesperiden“ und Hüter ewiger Jugend galten die Zitruspflanzen, die Macht- und Reichtum präsentierten und in der Orangerie mit aufziehbarem Dach ein luxuriöses Heim bewohnten. Ein stachliges Vergnügen fürs Gärtnerteam ist der Schnitt der rund 300 Rosen. Ein paar noch junge Hochstämmchen haben die Gärtner wie Bonbons eingepackt: Verdunstungsschutz. Im Sommer bietet der überm Schlossgraben an den äußeren Schlosshof angebundene Rosengarten ein einziges Dufterlebnis; das dahinter gelegene, sich zwischen Graben- und Schlossmauer entlang ziehende Alchemie- und Hexengärtchen verspricht neben Abkühlung angesichts manch magischer Zeichen und Pflanzen auch Anregungen für kreative Gestaltungsideen im eigenen Garten.

Freie Autorin Berichte, Features, Interviews und Reportagen u.a. aus den Bereichen Politik, Kultur, Bildung, Soziales, Portrait. Im Mittelpunkt: der Mensch.

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