„Wasser in Weikersheim“ lautet der Titel der aktuellen Weikersheimer Kärwe-Fotoausstellung, die erneut begeistert. Auf den Bildern zu sehen: Brunnen, Bäder, Brücken und „Land unter“.
Weikersheim. Die Kärwe-Fotoausstellung im club w71 gehört seit mittlerweile rund zwei Jahrzehnten schon zur festen Kärwetradition. Gar nicht so einfach, immer wieder Themen zu finden, die zum Stöberblick in alte Fotoalben verlocken. Und der ist unverzichtbar, will man Jahr für Jahr diese einzigartige lokale Fotodokumentation einem breiten Publikum zugänglich machen.
Schon früh im Jahr und erneut zu Beginn des Sommers rief der club w 71 Vereine, Organisationen und vor allem Privatpersonen dazu auf, nach Bildmaterial zum Thema „Wasser in Weikersheim“ Ausschau zu halten.
Was würde kommen? Was haben Menschen vor fünf, sechs, sieben Jahrzehnten fotografiert zu diesem Thema? Erst tröpfelnd, dann in wachsender Zahl erreichten erste Aufnahmen die Sichtungsgruppe. Und was die gemeinsam mit Robert Schuler, der die rund 80 Aufnahmen umfassende Auswahl ausstellungsgerecht bearbeitete, auf die Beine stellte, ist ein faszinierender Bilderbogen rund um ein Thema, das in diesem von Hochwasser- und Dürrenachrichten geprägten Jahr Besucher scharenweise anzog.
Sichtlich gern eröffnete der stellvertretende Bürgermeister Norbert Beck die Ausstellung. Als Landwirt, dessen Kühe täglich gut hundert Liter Wasser trinken, an Hitzetagen auch schon mal die doppelte Menge, ist ihm unmittelbar bewusst, wie zwingend Mensch und Tier auf Wasser angewiesen sind. Das feuchte Gut – der Klimawandel macht auch vom Taubertal nicht halt – wird knapper, so Beck.
Er hakte kurz mal nach: Was schätzt das Publikum, was so pro Jahr auf den Quadratmeter von oben kommt? Die Schätzungen – wer bietet mehr? – liegen recht weit daneben. 650 bis 680 Liter sind’s im Schnitt. Klingt nach Schlaraffenland, jedoch: Viel dieser immer öfter schwallweise fallenden Regenmenge fließt einfach weg, als Oberflächenwasser, nicht speicherbar von vorher ausgedörrten Böden. Und der Bedarf ist hoch: Leut’ und Gewerbe verbrauchen pro Jahr 400 Millionen Liter. Größter Verbraucher sei dabei die Landwirtschaft.
Wasser in Weikersheim: ein packendes Thema – und ohnehin sei die Ausstellung für ihn jedes Jahr ein Highlight. Ausdrücklich dankte er dem club w71, dem er auch nachträglich zu diversen Preisen gratulierte, für das hier gebotene alternative Kulturprogramm: „Macht weiter so!“ Robert Schuler führte kurz in die Ausstellung ein: Brunnen, Brücken, See-, Tauber-, Frei-, Hallen- und Privatbäder nahmen die Fotografen schon vor Jahrzehnten aufs Korn, Feuerwehrübungen und -einsätze animierten zum Klick, die Weinbergberegnung gegen Spätfröste ebenso wie die kälteresistenten Eisbadenden, die ein Loch in den zugefrorenen Nassauer See gehackt hatten, natürlich für einen – welchen noch? – guten Zweck. Und natürlich: Hochwasserereignisse. „Daraus hätten wir leicht eine eigene Ausstellung machen können“, bestätigt Norbert Bach. Die Tauber, Seen und Teiche – etliche gibt’s längst nicht mehr – sind Themen: mit Hochwasserstand und trocken gefallen, bei Hochsommerwetter mit sportlichen Ruderern ebenso wie im Tiefwinter, vereist, zugeschneit, schlittenfahrtauglich.
Wer hätte gedacht, dass es einst, um die Weinberge bei Frost zu beregnen, einen Versuch gab, auf dem Karlsberg einen Brunnen zu bohren? Gebracht hat’s damals nichts – außer dem in der Ausstellung zu bestaunenden Doku-Foto.
Eher selten sind Aufnahmen, die ganz Alltägliches wiedergeben: Wer fotografierte schon in vordigitalen Zeiten auf teurem Filmmaterial Alltagsszenen wie sie etwa beim Waschen, Gießen der Gärten oder der Autowäsche zu erwarten sind? Dann schon eher Kinder im Planschbecken, beim munteren Spiel-, Schwimm- und Spritzvergnügen im alten Tauberbad oder beim Bad im Säuglingswännchen vor dem Weihnachtsbaum.
Schon am Eröffnungsabend schwirrte vielstimmiges Gespräch durch den Raum, wurde gefragt, gesucht, debattiert: Wo genau war die Furt? Wann war das doch noch, als Hochwasser das von zu vielen zurückgewünschte Tauberbad flutete? Und wer steht da – „Ach du liebe Güte, wie jung!“ – am Tauberbadkiosk? Wer hatte den Mut, sich kopfüber von der Brücke zu stürzen? Und überhaupt: Was ist das bitte für eine Brücke, die auf diesem Foto gebaut wird? Zum vielschichtigen Wasserkaleidoskop, das der club für die Kärweausstellung zusammengestellt hat, haben 25 Privatpersonen, Familien und Organisationen Beiträge zur Verfügung gestellt.
Stadtarchiv und die Sammlung des Stadtmuseums durchforstete Christel Nowak, köstliche Uraltaufnahmen steuerte der mittlerweile aufgelöste Altstadtverein aus dem Archiv von Bernd Schmidt bei, Martin Roller durchstöberte Aufnahmen aus DLRG-Beständen, Günther Friedel die der Freiwilligen Feuerwehr.
Nur noch am heutigen Kärwemontag ist die komplette Ausstellung zu besichtigen, nach der Kärwe wandern zumindest die aktuell an der Bühnenrückwand präsentierten Bilder wieder ins Depot. Dringend appellieren Robert Schuler und das Ausstellungsorgateam, immer mal wieder einen Blick in alte Alben zu werfen. Der nächste Bildersuchaufruf kommt ganz bestimmt. „Mit den Auswahlsitzungen, Anfertigung der Reproduktionen und Rahmung braucht die Kärweausstellung etliche Wochen Vorlauf“, erklärt Robert Schuler, der es bedauert, dass manche wirklich tolle Aufnahme heuer dem Team einfach zu spät angeboten wurde.
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