Bad Mergentheim. Der Lärmaktionsplan der Stadt Bad Mergentheim geht in die vierte Runde und die Maßnahmen zur Reduzierung des Verkehrslärms werden konkreter. Der Gemeinderat nahm in seiner jüngsten Sitzung das rund 140 Seiten starke Werk zustimmend zur Kenntnis und behält sich vor, über weitere Einzelmaßnahmen beispielsweise auf der Westumgehung sowie in den B 19-Ortsdurchfahrten Stuppach und Rengershausen separat zu entscheiden. Handlungsdruck gibt es aber jetzt schon aufgrund der hohen Belastungswerte in Edelfingen: Hier könnte in einigen Wochen das Rathaus bereits grünes Licht für künftig Tempo 30 in der Ortsdurchfahrt (B 290) geben.
Verschärfte Rahmenbedingungen und geänderte Zuständigkeiten im Land Baden-Württemberg machen heute mehr möglich als noch vor Jahren, als die Stadt Bad Mergentheim bereits Tempo-Reduzierungen in Edelfingen durchsetzen wollte und vom Regierungspräsidium ausgebremst wurde.
Viel Zustimmung bei Betroffenen, aber auch offene Fragen
CDU-Fraktionsvorsitzender Andreas Lehr fragte zu Beginn der lebhaften Debatte, wie sich die Ortsvorsteher zu den anvisierten Maßnahmen stellen. Detlef Heidloff (Edelfingen) sagte, dass man ganz klar für Tempo 30 in der Ortsdurchfahrt sei. Karin Tremmel (Rengershausen) signalisierte ebenso, dass 30 km/h streckenweise im Ort gewünscht sei, gerade an der Engstelle bei der Kirche. Und Erwin Landwehr (Stuppach) meinte, man müsse nochmal im neuen Ortschaftsrat darüber reden, ob und wo Tempo 30 befürwortet werde.
Der Fraktionschef der Grünen, Hubert Schmieg, ergriff das Wort und betonte: „Die günstigste Variante um Straßenlärm zu verringern, ist die Tempo-Reduzierung!“ Als Gesundheitsstadt sollte man das angehen.
Alexander Hay (CDU) lehnt auf Hauptverkehrsstraßen Tempo 30 kategorisch ab, weil dies den Verkehrsfluss zu stark ausbremse und Geschäftsleuten, Handwerkern und anderen zu viel Zeit koste. Prof. Dr. Hans-Werner Springorum (FDP) plädierte dafür, alle Projekte einzeln zu behandeln und zu entscheiden.
Hanspeter Fernkorn (CDU) nannte eine mögliche Reduzierung des Tempos auf der Westumgehung auf 50 km/h gut für die Anwohner. Stadtbaudirektor Bernd Straub erläuterte, dass es noch einiges anzuschauen und dann zu entscheiden gebe, aber für Edelfingen schon klar sei, „dass wir hier handeln müssen“, die Lärmwerte seien eindeutig zu hoch. Auch der OB sagte: „In Edelfingen müssen wir was tun!“
Unterschiedliche Tag- und Nacht-Regeln denkbar
Dr. Klaus Hofmann (Freie Wähler) brachte unterschiedliche Tag- und Nachtzeiten für die Tempo-Regelung ins Spiel, sonst wäre der volkswirtschaftliche Schaden zu groß. Pierre Kranz (Freie Wähler) schlug vor, die Bürger auch über Förderprogramme zu informieren, die Maßnahmen in den Häusern (spezielle Fenster) zur Lärmreduzierung unterstützen. Und Dr. Alexandra Kurfeß (Grüne) machte nochmals klar, dass Lärmschutz ein Gesundheitsschutz und schon deshalb nötig sei.
Zum weiteren Vorgehen hieß es schließlich von der Verwaltung, dass heute der Gemeinderat nur den Lärmaktionsplan (vierte Runde) zur Kenntnis nehmen müsse, dann gehe alles seinen Gang und die Stadt könne ¬– voraussichtlich in den nächsten Wochen – schon in Edelfingen aktiv werden. Über die Westumgehung, Stuppach und Rengershausen sowie andere Straßenbereiche soll ab Mai weiter im Rat geredet und entschieden werden.
Neue Tempo-30-Zone im Kurgebiet sorgt für Ärger
Im Zuge der gesamten Diskussion über 30 km/h in der Stadt kam Christine Geldbach (Pro MGH) noch auf die neue Tempo-30-Zone im Kurgebiet zu sprechen, die vom Bembé-Kreisel über die Wolfgangsbrücke, die Bismarckstraße und Löffelstelzer Steige bis an den Stadtrand Richtung Löffelstelzen reicht. Sie habe auch mehrere Vorfahrtsänderungen mit sich gebracht, in Form von Rechts-vor-links beispielsweise an der Ecke Edelfinger Straße, an der Ecke Lothar-Daiker-Straße und an der Ecke Löffelstelzer Straße. Dies berge derzeit große Unfallgefahren, weil vielen das (trotz Beschilderung) noch nicht klar sei und auch Jordan Murphy bezeichnete es als ein „hohes Unfallpotenzial“.
Ihm sei wohl, wie vielen anderen nicht klar gewesen, dass eine Entscheidung des Gemeinderates vor einiger Zeit für eine zusammenhängende Tempo-30-Zone in dem gesamten Gebiet gleichzeitig eine Änderung der Vorfahrtsregeln mit sich bringe, so Murphy. Das halte er nicht für gut und einen zu starken Eingriff in diesem Bereich zwischen der Kernstadt und Löffelstelzen. Er ergänzte noch, dass es jetzt sehr schwierig sei, nur ein E-Bike in der langen 30er-Zone irgendwie zu überholen ohne zu schnell zu fahren.
Hubertus Hettenbach (CDU) sagte, dass der Beschluss einer Tempo-30-Zone immer die Änderung der Vorfahrtsregeln auf Rechts-vor-links beinhalte, dass sei seit Jahrzehnten so. Und auch von Fachbereichsleiter „Ordnung & Soziales“, Christian Völkel, kam später der Hinweis, dass man davon ausgegangen sei, dass alle Stadträte dies wüssten. Oberbürgermeister Glatthaar sagte dagegen, dass man in der Vorlage nochmals darauf hätte verweisen sollen, als es damals beschlossen wurde. Völkel führte erklärend weiter aus, dass aus insgesamt drei Tempo-30-Zonen im Kurgebiet nun eine zusammenhängende Zone gemacht wurde.
Gemeinderat in Kürze
Die Stadträte stimmten einmütig den Wahlen bei den folgenden Feuerwehr-Abteilungen zu: Alexander Walter (Abteilungskommandant Edelfingen); Stellvertreter Christian Reiser. Christian Ruck (Abteilungskommandant Rot); erster Stellvertreter Klaus Bayer; zweiter Stellvertreter Alfons Zeller.
Einstimmig votierte das Gremium nach kurzer Debatte für die Einführung eines Hochwasserschutzregisters . Laut Stadtbaudirektor Bernd Straub und der Ratsvorlage gehe es darum, „proaktiv mit den Herausforderungen des Hochwasserschutzes umzugehen und gleichzeitig die städtebauliche Entwicklung voranzutreiben“.
Grünes Licht gab der Gemeinderat für Tiefbauarbeiten in Neunkirchen durch die Firma Konrad-Bau (Lauda-Königshofen) zum Preis von 430.000 Euro. Im Häldenweg, aber auch im Darrweg, in der Bergstraße und einem Teilstück der Stuppacher Straße plant das Stadtwerk Tauberfranken bereits in den nächsten Wochen die Erdverkabelung der Strom-Hausanschlüsse und auch partiell ältere Wasserrohre auszutauschen.
Putzarbeiten (samt Wärmedämmverbundsystem) im Rahmen der laufenden Innensanierung und Modernisierung der Ottmar-Schönhuth-Schule in Wachbach wurden an das BBT-Bäuerle Bau-Team (Schwäbisch Hall) für 227.000 Euro vergeben.
Den Kaufpreis für Bauplätze im „Innenbereich Kohlbergstraße“ in Apfelbach legten die Stadträte auf 45 Euro pro Quadratmeter fest.
Aus dem Vorjahr ist ein Betrag von 21.000 Euro beim städtischen Bürgerbudget noch nicht ausgegeben. Das Gremium beschloss dieses Geld ins laufende Jahr zu übertragen. Bislang stehen für 2025 schon 30.000 Euro im Haushalt zur Verfügung.
Den Sachstand (eine 70-seitige Vorlage) zum angestoßenen Parkraumkonzept in Bad Mergentheim nahm der Rat ohne größere Debatte zur Kenntnis. OB Glatthaar sprach von einer wichtigen Grundlage für weitere Schritte. Beschlüsse stehen noch aus und sollen dann auch öffentlich debattiert werden.
Unter dem Punkt „Verschiedenes“ wünschte sich Christine Geldbach (Pro MGH) eine Öffnung des Basketballplatzes am Deutschorden-Gymnasium für Freizeitaktivitäten Jugendlicher. OB Glatthaar sagte eine Prüfung zu.
Wolfgang Herz (CDU) zeigte sich entsetzt ob eines FN-Artikels über die Dainbacher Feuerwehr , nachdem diese aktuell im Funkloch sitzt und Alarmierungen der Einsatzkräfte vor Ort nur sehr schwer möglich seien. Ein Festnetz-Telefon im Gerätehaus und sogar ein Fax-Gerät seien vor zwei Jahren beantragt worden, bis heute aber nicht als Minimallösung eingerichtet – das könne nicht sein, so Herz. Der Oberbürgermeister wunderte sich selbst, dass die Zustände so verheerend seien und sagte dann zu: „Ja, das machen wir ganz schnell.“
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