350 Jahre Graf Carl Ludwig von Hohenlohe-Weikersheim (2)

Der schönste Garten weit und breit

Der Adlige ließ sich als Marschall und Drachenbändiger in Szene setzen

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peka
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Vom Herkulesbrunnen aus, der die Mitte des barocken Lustgartens bildet, blickt man auf die Schauseite des Weikersheimer Renaissanceschloss, das Graf Carl Ludwig zum barocken „Hohenloher Versailles“ umgestalten ließ. © Keßler

Weikersheim. Ein prächtiger Garten war bei den Herrschern der Barockzeit genauso wichtig wie der Festsaal drinnen im Schloss. Daher befahl Graf Carl Ludwig von Hohenlohe-Weikersheim die Gestaltung eines Lustgartens „à la Versailles“.

Am großen Schlossgarten auf der Südseite des Schlosses sollten die adligen Besucher den Rang und Herrschaftsanspruch eines Grafen ablesen, der seinen Herrschaftssitz als (fast) ebenbürtig mit dem Schloss des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV. erachtete.

Der Hofgärtner hatte zusammen mit rund 20 Gärtnern das große Areal so zu pflegen, dass den hohen Gästen stets ein „Hohenloher Versailles“ vor Augen stand. Für einen standesgemäßen mittigen Zugang vom Schlosshof zum Garten hin hatte Carl Ludwig sogar den großen Saal im Erdgeschoss durchbrechen lassen. Einige Generationen der Künzelsauer Künstlerfamilie Sommer schufen aus Hohenloher Sandstein 61 Skulpturen. Die vier Elemente am Garteneingang und die hochragenden Figuren der vier Winde sollen zusammen mit den kunstvoll geschnittenen Sträuchern den Grafen in seinem Garten als Beherrscher der Natur zeigen. Götter säumen den Weg zum Brunnen in der Mitte und umschließen ihn.

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Dort präsentiert sich Carl Ludwig symbolisch in der Gestalt des heldenhaften Drachenbändigers Herkules als einem Halbgott gleich. Das Hofpersonal posiert derweil in Zwergenform auf der Grabenmauer am Garteneingang, stets zu Diensten, doch bescheiden im Hintergrund. Eine zweiflüglige Orangerie schließt den gräflichen Garten ab. Innen können die wertvollen südländischen Topfpflanzen überwintern, die unabdingbaren Statussymbole eines Herrschers: Zitronen- und Orangenbäumchen, Zypressen und Granatäpfel, Ananas- und Kaffeepflanzen. Zwischen den Flügeln aber, umgeben von Göttern und Herrschern des Altertums, ließ Graf Carl Ludwig sich selbst in Szene setzen – als Marschall auf einem goldglänzenden Reiterstandbild, seinem Schloss zugewandt. Diese majestätische Skulptur ist allerdings längst zerfallen und hat der „Europa“ Platz gemacht, die einst am gräflichen Lustschloss auf dem Karlsberg stand. Die bunte Blumenpracht entlang der Wege hatte in der Welt des Barocks allenfalls die Bedeutung eines Farbteppichs, die die dazwischen eingebetteten Götterfiguren zur Geltung bringen sollte. Heute entzücken rund 20000 Sommerpflanzen, nach historischen Pflanzplänen arrangiert, die Gäste des Weikersheimer Schlossgartens. Eine Vortragsreihe am Sonntag, 15. September, in der Orangerie des Weikersheimer Schlosses macht wesentliche Aspekte von Leben und Schaffen des Grafen Carl Ludwig. Alles Nähere unter www.schloss-weikersheim.de. peka

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