Deutsches Küchengarten-Netzwerk

Die Tradition des gräflichen „Wurzgartens“ fortgesetzt

Tagung in Weikersheim durchgeführt. Neue Projekte wurden geplant

Von 
Peter Keßler
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Ein Schmuckstück ist der „Küchengarten“ am Weikersheimer Schloss, den Schlossgärtnerin Katja Bischoff hier präsentiert. Vor kurzem fand in Weikersheim die Jahrestagung des deutschen „Küchengarten-Netzwerks“ statt. © Keßler

Weikersheim. Gepflegte Gärten sorgten für den Bedarf des gräflichen Hofes, versorgten die Apotheke und zierten das Schloss. Das „Küchengarten-Netzwerk“ hatte jetzt in Weikersheim seine Jahrestagung.

Südlich der Stadtmauer ließ Graf Wolfgang II. um 1600 einen „Wurzgarten“ anlegen. Gewürze und Blumen, Kräuter und Gemüse waren dort gepflanzt. Dazwischen stand ein zweischaliger Brunnen, damit der Herrscher beim Lustwandeln im Grünen das ihm angemessene Vergnügen finden konnte. Mangold und Zwiebeln, Bohnen, Erbsen und Salate finden sich in der historischen Gärtnerordnung. Gräfin Magdalena sorgte als geschulte Apothekerin dafür, dass auch die Heilpflanzen angebaut wurden, die sie für ihre Hofapotheke nötig hatte.

Die Verbindung zwischen Schönem und Nützlichem, die auch dem Auge wohltun sollte, blieb in der Barockzeit erhalten. Der Küchengarten solle besser aussehen, ordnete Graf Carl Ludwig bei der Einstellung seines Hofgärtners Caspar Pich an. Melisse und Salbei, Rosmarin und Majoran habe er anzubauen, auch von Artischocken, Spargel und Kraut ist die Rede.

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Der heutige Besucher von Schloss Weikersheim findet all das noch vor. Im Mittelpunkt steht der barocke Lustgarten „à la Versailles“, tauberwärts der Obstgarten mit historischen Obst- und Traubensorten. Nördlich des Schlosses kann man im kleinen „Alchemie- und Hexengärtchen“ darüber staunen, wie sich einst botanisches Wissen und Aberglaube vermengten.

Der daneben gelegene Rosengarten erfreut die Gäste mit bunter Pracht, aber lässt vergessen, dass zur gräflichen Zeit eher die wertvollen Tulpen die Blicke der Gäste auf sich zogen.

Neben dem Gärtnerhaus schließlich, angrenzend an den jetzigen Stadtpark, liegt der von Schlossgärtnerin Katja Bischoff und ihrem Team sorgsam gepflegte „Küchengarten“. Die in gräflichen Zeiten gewünschte Vielfalt zeigt sich hier in bunter Harmonie: Kohlköpfe stehen neben Roter Beete und Mangold, Auberginen und Artischocken zwischen Pastinaken und anderem Wurzelgemüse. Kapuzinerkresse und Rosmarin sind zu finden, Tagetes und Sonnenblumen.

Ökologische Bewirtschaftung ist selbstverständlich. „Wir verwenden weder Pflanzenschutzmittel noch Mineraldünger“, versichert die Gärtnermeisterin und sie ist stolz darauf, dass ihrem Küchengarten im letzten Jahr die Plakette von „Natur im Garten e.V.“ verliehen wurde.

Die „Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg“, zu denen Schloss und Schlossgarten Weikersheim gehören, ist vor einiger Zeit dem bundesweiten „Küchengarten-Netzwerk“ beigetreten. Dieses hielt jetzt in Weikersheim seine Jahrestagung ab. Etwa 30 Gartenfachleute von Bad Muskau bis München versammelten sich zum Erfahrungsaustausch, diskutierten über Konservierung und Haltbarmachung der Ernte und planten neue Projekte.

Und die Teilnehmer konnten das Bild eines schmucken Küchengartens mit nach Haus nehmen, der historische Treue mit aktuellem Gestaltungswillen vereint. Informationen über das „Küchengarten-Netzwerk“ gibt es unter www.kuechengarten.net.

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