FN-Serie, Teil 1

Er gestaltete das „Hohenloher Versailles“

Vor 350 Jahren wurde Graf Carl Ludwig von Hohenlohe-Weikersheim geboren. Vortragsreihe beleuchtet sein Leben

Von 
Peter Keßler
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Graf Carl Ludwig von Hohenlohe-Weikersheim gestaltete das Weikersheimer Renaissanceschloss um zum barocken „Hohenloher Versailles“. © SSG

Weikersheim. Vor 350 Jahren wurde Graf Carl Ludwig von Hohenlohe-Weikersheim geboren. Sein Lebenstraum wurde Wirklichkeit: Aus dem ererbten Renaissanceschloss am Tauberufer formte er sein „Versailles in Hohenlohe“.

Ein Schloss, im Dreißigjährigen Krieg geplündert und seit Jahrzehnten unbewohnt, ja nicht einmal ganz fertiggestellt – das erbte Carl Ludwig. Doch er war gut ausgebildet und hatte große Pläne. Der Zeit an der Ritterakademie in Wolfenbüttel war der erste militärische Einsatz gefolgt, dann zwei „Kavalierstouren“, also Bildungsreisen, wie sie junge Adligen schätzten, um andere Länder kennenzulernen.

Antike Baukunst und zeitgemäße Hofhaltung hatte er in Italien kennengelernt, dann war er neun Monate lang zu Gast am Hof des „Sonnenkönigs“ Ludwig XIV. in Paris und Versailles. Als er 1698 zurückkehrte, stand sein Entschluss fest: Wenn ich einmal erbe, mache ich aus meinem Schloss das „Hohenloher Versailles“. Doch zunächst nahm er im Dienst des Kaisers am Spanischen Erbfolgekrieg teil. Nach dem Tod seines Vaters fiel ihm im Jahr 1708 im Zuge einer Erbteilung der Landesteil Weikersheim zu und schnell ging er daran, das Schloss seiner Residenzstadt zu modernisieren.

Reiche Mitgift

Im „Langenburger Bau“, damals noch im Rohbauzustand, richtete er sechs Appartements ein und ließ sie mit Stuck und Deckengemälden, Barockmöbeln und Tapisserien „à la Versailles“ ausstatten. Der Nutzgarten auf der Südseite des Schlosses wurde aufwändig umgestaltet zum französischen Lustgarten. Der heutige Marktplatz mit markanten Gebäuden entstand.

Ermöglicht wurden die kostspieligen Maßnahmen durch die reiche Mitgift und den Gestaltungswillen seiner zweiten Frau Elisabeth Friederike Sophie aus dem Fürstenhause Oettingen-Oettingen. Als Höhepunkt in der barocken Ausgestaltung des Schlosses entstanden die „Schönen Gemächer“ im zweiten Stock und die Orangerie als Abschluss des Schlossgartens. Das große Ziel des Grafen Carl Ludwig war es, vom Kaiser in den Fürstenstand erhoben zu werden. Jäh gestoppt wurden die herrschaftlichen Pläne durch den Unfalltod des einzigen und noch kinderlosen Sohnes Albrecht Ludwig Friedrich im Jahr 1740. Keine Nachkommen – das bedeutete, dass Weikersheim an eine der anderen Hohenloher Linien fallen würde.

In Dornröschenschlaf gefallen

So geschah es dann auch, als Carl Ludwig 1756 starb. Graf Johann Friedrich II. von Hohenlohe-Öhringen (er wurde 1764 in den Reichsfürstenstand erhoben) übernahm Land und Schloss. Weikersheim war seitdem keine Residenzstadt mehr und wurde nach dem Tod von Elisabeth Friederike Sophie im Jahr 1758 nie mehr ständig bewohnt. Das prächtig ausgestattete Schloss und sein Lustgarten „à la Versailles“ aber fiel bis ins 20. Jahrhundert in einen Dornröschenschlaf.

Eine Vortragsreihe am Sonntag, 15. September, in der Orangerie des Weikersheimer Schlosses macht wesentliche Aspekte von Leben und Schaffen des Grafen Carl Ludwig anschaulich. Alles Nähere findet sich unter www.schloss-weikersheim.de.

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