Weikersheim. Die Entscheidung war schon deshalb spektakulär, weil sie recht einzigartig ist: Nachdem die neue (Auto-) Tauberbrücke im Ortsteil Elpersheim schon fast ein Jahr alt war, hat die CDU-Fraktion im Weikersheimer Stadtrat einen zweiten Anlauf für eine Radlerbrücke genommen.
In der ersten Runde war die Prüfung für einen Neubau Richtung Fußballplatz knapp abgelehnt worden. Jetzt wird doch geprüft. Die CDU hatte in der Ratssitzung im Oktober vor Ort in Elpersheim strategisch alles aufgeboten – und brachte Teile des Rats zum Umdenken.
FWV zieht zurück
Weitere durchaus spektakuläre Entwicklung in der Tauber-Vorbach-Stadt: Die Fraktion der Freien Wähler sieht – quasi aus Personalmangel für den Vorsitz – „keine Zukunft“ mehr und wird bei der Kommunalwahl 2024 nicht mehr antreten. Sie repräsentiert rund ein Drittel der Weikersheimer Bürgerschaft.
Gleichzeitig hat FDP-Kreisrat Jürgen Vossler angekündigt, in Weikersheim eine unabhängige „Bürgerliste“ zu formieren. Der FWV-Stadtrat hatte mit einem „Scherenschleifer“-Eintrag auf seiner Facebook-Seite für Unmut gesorgt, weil er damit Sinti und Roma diskreditiert hatte, die am Weikersheimer Sportplatz Station gemacht machen. Vossler entschuldigte sich öffentlich wegen seiner „völlig inakzeptablen“ Wortwahl“ Vossler.
Denkmäler gegen Rassismus gibt es acht Jahrzehnte nach dem Tod des polnischen Kriegsgefangenen Boleslaw Galus in Bronn. Dort kamen Lebensgeschichten erstmals umfassend ans Tageslicht: Mit der Verlegung von Stolpersteinen wird in Bronn vier Menschen gedacht, die unter dem Terror des Nazi-Regimes gelitten haben. Galus wurde nahe Honsbronn erhängt.
Es war eine würdige und wichtige Gedenkfeier: Zahlreiche Weikersheimer nahmen an der feierlichen Verlegung der vier Stolpersteine teil. Die Bodendenkmale gelten den Mitbürgern Boleslaw Galus, Paula Nicklas, Heinz Paczkowski und der aus Montabaur stammenden Maria Löwenguth. Sie verbrachte 1940 einige Zeit bei Bekannten in der kleinen Ortschaft Bronn – und geriet in den furchtbaren Strudel der Denunziation. Löwenguth wurde Anfang 1944 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet.
Paczkowski wurde schon vor seiner Geburt zum Opfer des Nazi-Terrors. Seine Mutter (zunächst u. a. in KZ-Haft) überlebte, ihr Sohn lebt heute in Elpersheim.
Neues Flüchtlingscamp
Stichwort Flüchtlinge: Weikersheim war schon früher Stadtort eines Container-Camps längsseits der Bahnlinie. Jetzt werden auf dem Gelände des Straßenmeisterei-Stützpunkts Weikersheim 66 Plätze in Wohncontainern vorgehalten. Kreisweit können mehr als 1000 Flüchtlinge untergebracht werden.
Öffentlichkeitswirksamer Dauerbrenner ist die Sanierung des Hallenbades in Weikersheim (Zuschuss: drei Millionen Euro). Wegen Kostensteigerungen hat man das Projekt zwischenzeitlich in zwei Bauabschnitte geteilt. Blick nach Laudenbach: Die Planungen für den Umbau bzw. die Sanierung des Schulgebäudes am Ebertsbronner Bach und der Zehntscheune wurde begonnen.
Die Haushaltslage der Stadt ist aufgrund vielfältiger Faktoren nicht gerade rosig, vor allem im Bereich der Eigenbetriebe „Wasser und Abwasser“ wird sich die Verschuldung durch Instandhaltungsmaßnahmen und die Erschließung von Baugebieten deutlich erhöhen, hieß es zuletzt im Gemeinderat.
Überraschung zur Kärwe: Als Provisorium wurde eine Pontonbrücke für den maroden „Pioniersteg“ von Technischem Hilfswerk und Feuerwehr über die Tauber hinweg errichtet. Der Bau des neuen, vier Meter breiten Stegs ist mittlerweile abgeschlossen; Zuwegung und Eröffnung erfolgen witterungsbedingt aber erst im Frühjahr.
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