Kommentar

Brücke in die Geschichte(n)

Michael Weber-Schwarz zur Nutzung des Eisenbahn-Teilstücks

Von 
Michael Weber-Schwarz
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Bahngleise darf man nicht betreten, nicht überqueren und schon gar nicht auf ihnen entlanglaufen. Zwischen Weikersheim und Schäftersheim wird diese elterliche Ermahnung vor der Gefahr herannahender Züge jetzt einmal regelrecht umgekehrt – und zwar zum Schutz der Schüler.

Seit Jahrzehnten fahren keine Züge mehr auf der Gaubahntrasse, dafür können und sollen sich bald Fußgänger und Radler ein kleines Stück auf historischer Strecke bewegen. Nur ein halbes Jahr, aber eine tolle Gelegenheit, die Nah-Welt einmal aus einer neuen Perspektive zu betrachten.

Das Provisorium reduziert das Gefahrenpotenzial für den „zweibeinigen“ Verkehr (in Bezug auf die Fahrvariante entlang der Taubertalstraße) erheblich. Und diese Minderung der Gefahren lässt sich die Stadt bei allem ehrenamtlichen Einsatz etwas kosten.

Als Nebeneffekt kommt dabei auch wieder ein Stück Heimatgeschichte zurück ins Bewusstsein. Ältere Einwohner erinnern sich noch gut an die Zeiten, als die Zuckerrübenwaggons mit ihrem braunweißen Inhalt hinüber ins Mainfränkische fuhren. Für die nachfolgende Generation blieben nur noch einige einsame Brücken übrig. Die Bahndämme im Tal verbuschten.

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Dabei ist die Trasse in vielerlei Hinsicht ein Denkmal: Für Ingenieurskunst und vieler Hände Arbeit, für Landwirtschaft und verarbeitende Industrie – die Bahnstrecke war wichtiges Bindeglied und Vermarktungsweg.

Solche historischen Bauwerke, auch wenn sie nicht mehr im ursprünglichen Sinne genutzt werden, vermitteln außerdem lokale Identität und Heimat, denn sie überqueren nicht nur einen Fluss, sondern auch persönliches Gestern und Heute. Dass man die Eisenbahnbrücke jetzt wieder für eine Weile „erfahren“ kann, schafft einen Erlebensraum. Die heute junge Generation wird daran irgendwann zurückdenken. An „damals“, als man mit dem Fahrrad auf der Eisenbahnbrücke fahren konnte.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Bad Mergentheim

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