Walldürn. Den Höhepunkt des dritten Wallfahrtssonntags Hauptwallfahrtszeit „Zum kostbaren Heiligen Blut“ in Walldürn stellte am Sonntagvormittag das Kommen von Weihbischof em. Dr. Johannes Kreidler (Rottenburg-Stuttgart) zur Mitgestaltung des feierlichen Pontifikalamtes als Hauptzelebrant dar. In den Mittelpunkt seiner Predigt stellte Weihbischof Peter Birkhofer das Leitwort der diesjährigen Hauptwallfahrtszeit zum kostbaren Heiligen Blut in Walldürn „Ich will Euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben“ (Jeremia, Kapitel 29, Vers 11). Kirchenmusikalisch feierlich umrahmt wurde diese Pontifikalamt vom Organist Sven Geier und vom Kirchenchor Basilika St. Georg und Basilikabläsern, die gemeinsam die „Missa Antiqua von Wolfram Menschick sowie „Tollite Hostias“ von Camille Saint-Saens aufführten.
Nachdem der Hauptzelebrant von Stadtpfarrer Josef Bregula, weiteren Konzelebranten, Diakon Tobias Eckert und den Ministranten unter dem feierlichen Geläut der Glocken der Wallfahrtsbasilika vom Gemeindehaus der katholischen Pfarrgemeinde St. Georg Walldürn in die „Basilika minor“ zum dortigen Hochaltar geleitet worden war, begrüßte dort besonders die Pilger der Pfarrei und Fünf-Wunden-Bruderschaft Miltenberg/Wenschdorf/Großheubach und die Pilgergruppen aus Königheim und Viernheim.
In einer Zeit, in der viele Menschen durch die Bilder von Krieg, Naturkatastrophen, sozialer Not, Flucht und Vertreibung verunsichert und verängstigt seien, sei diese Zusage Gottes „Ich will Euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben“ für alle heute so wichtig wie für die Israeliten damals, im babylonischen Exil. Gott lasse uns nicht allein, er gehe alle Wege mit uns, er trage uns durch alle Schwierigkeiten unseres Lebens, so Bregula. Allerdings müssten sich die Menschen ihm dafür öffnen. Manchmal sei auch Geduld gefragt, so wie das Volk Israel 70 Jahre lang habe warten müssen, bis Gott das Schicksal gewendet und es aus dem Exil nach Jerusalem zurückführt habe.
Nach den beiden von den beiden Lektoren Achim Dörr und Karin Kuhn vorgetragenen Lesungen aus dem Buch Exodus und aus dem Brief des Apostel Paulus an die Gemeinde in Rom sowie nach der Verkündigung des Heiligen Evangeliums nach Matthäus durch Diakon Tobias Eckert vertiefte Weihbischof em. Dr. Johannes Kreidler das Leitwort der Hauptwallfahrtszeit „Ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben“ in seiner Predigt. Wie er hierbei eingangs anmerkte, sei die Wall-fahrt ein Gegenzeichen gegen alle Resignation und gegen alle Lebensbedrohung der aktuellen Zeit. Sie zeige auf, wo man Halt finden könne.
„Hemmungslose Gewalt“
Seit dem 24. Februar gebe es einen furchtbaren Krieg in Europa. Heimatstädte würden dem Erdboden gleich gemacht und wehrlose Menschen würden ohne Rücksicht getötet, Gräueltaten verübt und viele Menschen durch hemmungslose Gewalt in die Flucht getrieben. Ganze Regionen würden in furchtbaren Hungerkatastrophen leben. Und für alle Christinnen und Christen sehr belastend sei auch die anhaltende Krise der Kirche. Das Nicht-mehr-Tritt-fassen der Kirche in ihrer Verantwortung und Schuld für Missbrauch und Missachtung habe einen tiefen Vertrauensverlust hervorgerufen – die Kirche, die doch mit ihrer Verkündigung, ihrer Liturgie, ihrem tätigen Dienst stets viel Halt und Glaubenshoffnung gegeben habe. Aber was nun sichtbar geworden sei und was manche Reaktion darauf bewirkt habe, müsse einem erschüttern, zornig machen, enttäuschen.
Viele Menschen würden auch in der Mitte der Kirche am Glaubens- und Vertrauensschwund leiden. Krise als Dauerzustand in Kirche und in Gesellschaft? Was trägt da noch, was lasse da noch hoffen, was ermutige für heute und morgen?
Von Gott dürfe man bei dieser Wallfahrt nun das Wort hören „Ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben“. Dies sei eine Antwort, mit der wir wieder Halt und Grund zum Hoffen finden könnten und auch sollten.
Die Gaben der Eucharistie, der Leib und das Blut Christi, hätten die Christen in allen Erschütterungen ihrer Welten und Zeiten über all die Jahrhunderte hinweg getragen und würden dies auch heute noch tun. Das Blut Christi – Symbol der Hingabe. Mitfühlend habe Jesus Christus den leidenden Menschen an seinem Lebensweg gedient, habe er die Ärmsten und Ausgestoßenen mit seiner Liebe, seinen Worten und durch sein heilendes Tun begleitet. Schließlich habe er selbst den Schmerz und den Tod im Gehorsam angenommen. So verstünden wir das Blut, das wir verehren würden, als das Zeichen einer letzten Hingabe, des Lebensopfers aus Liebe – als das glaubwürdige Beispiel dafür, dass mit dem Ende am Kreuz nicht das Ende der Liebe gekommen sei, sondern vielmehr das Fundament gegeben sei – der Liebe, die den Tod besiege. Dieser Glaube schenke allen Hoffnung, Zuversicht und Mut, und er bestärke uns in der Solidarität. Der Glaube an die Lebenshingabe Jesu Christi am Kreuz könne den Menschen dazu verhelfen, dass insgesamt innere Kraftressourcen und menschliche Größe in uns – also die Fähigkeit, über sich selbst hinauszuwachsen - offenbar würden.
Blut als Gnade der Liebe
Wenn alle im Gebet und in den Gottesdiensten bei Gott in Jesus Christus seien, dann lade die Herzen auf, dann bekämen alle wieder Kraft, das Leben zu meistern, oder doch demütig anzunehmen. Das spüre man bei diesem Heilig-Blut-Wallfahrt doch wieder einmal ganz deutlich. Diese Wallfahrt und in ihr der Glaube an den gekreuzigten und wiederauferstandenen Christus, an die Erlösung und Vollendung der ganzen Schöpfung, aller Menschen und der ganzen Welt in Gott halte die Christen.
Das Blut Jesu Christi sei der Garant der Freiheit und der Liebe. Jesus Christus stehe mit einer Lebenshingabe dafür, dass die Kräfte des Himmels siegreicher und stärker seien als alles andere. Gott werde die Welt und alle Menschen vollenden. So sollten, ja müssten wir leben: In der Gegenwart Gottes – nicht allein, nicht gottverlassen, nicht hoffnungslos, nicht ohne die lebensnotwendige, heilsame Liebe. So alleine würden die Menschen eine gute Zukunft finden.
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