Walldürn. Mit dem Großen Blutfeiertag feierten viele Pilger am Donnerstag den Höhepunkt der vierwöchigen Hauptwallfahrtszeit. Auch zahlreiche Walldürner Firmen, Betriebe und Geschäfte hatten zum Blutfeiertag ihren Mitarbeitern frei gegeben, um am Donnerstagvormittag dem feierlichen Pontifikalamt auf dem Wallfahrtsplatz und der Großen Blutprozession durch die Straßen der Walldürner Innenstadt beiwohnen zu können.
Mit der Walldürner Bevölkerung feierten diesen großen örtlichen Wallfahrtsfeiertag Mitglieder des Ordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem aus den Komptureien Mainz, Mannheim, Ravensburg, Speyer Stuttgart und Walldürn mit dem Provinz-Präsidenten Dr. Peter Müller an der Spitze, drei größere Pilgergruppen Hettenleidelheim, Rheinzabern und Altheim, die Mitglieder der Militärseelsorge Veitshöchheim und Walldürn, sowie viele Pilger. Sie alle waren am Donnerstag nach Walldürn zur Gnadenstätte des heiligen Blutes gekommen, um hier für den Familien- und Berufsalltag Kraft aus dem Geheimnis und aus der Feier der Heiligen Eucharistie zu schöpfen.
Musikalisch umrahmt
Das feierliche Pontifikalamt auf dem Walldürner Wallfahrtsplatz hinter der Basilika zelebrierte auch in diesem Jahr wieder der Erzbischof der Erzdiözöse Freiburg, Stephan Burger. Organist und Kirchenmusiker Sven Geier sowie der Kirchenchor St. Cäcilia, Projektsänger, Solisten sowie das Basilikaorchester gaben dem feierlichen Pontifikalamt mit der Aufführung der „Missa brevis in C“ („Spatzenmesse“) von Wolfgang Amadeus Mozart ein feierliches kirchenmusikalisches Gepräge. Nach dem Geleit des Hauptzelebranten, Erzbischof Stephan Burger (Freiburg), der 15 Konzelebranten, der drei Diakone sowie der 30 Ministranten vom Pfarrheim aus auf den Wallfahrtsplatz begrüßte Stadtpfarrer und Wallfahrtsleiter, Pater Josef Bregula, zu Beginn des Pontifikalamtes neben den Wallfahrern insbesondere den Hauptzelebranten und alle, die in dieser Zeit Verantwortung tragen.
Papst Eugen IV habe im Jahr 1445 die ursprüngliche Walldürner Kirche durch eine Ablassgewährung auf den Oktav-Tag von Fronleichnam ausgezeichnet. Trotz aller Geschehnisse in der jahrhundertelangen Vergangenheit sei dieser Tag bis heute als örtlicher Feiertag und Höhepunkt der Wallfahrt beibehalten worden, und es sei eine Freude zu sehen, wie viele Menschen ihn gemeinsam hier feiern möchten. Nach den von Lektor Herbert Kilian vorgetragenen Lesungen aus dem Buch Genesis und aus der Offenbarung des Apostels Johannes, sowie nach der Verkündigung des heiligen Evangeliums nach Johannes durch Diakon Friedhelm Bundschuh stellte Erzbischof Burger das Leitwort und Motto der Walldürner Wallfahrt zum kostbaren heiligen Blut „Ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben“ (Worte des Propheten Jeremia, Kapitel 29, Vers 11) in den Mittelpunkt seiner Predigt.
Dieses Leitwort näher thematisierend stellte er eingangs fest, dass dieses Wallfahrtsthema schon eine Steilvorlage und eine Herausforderung für den christlichen Glauben sei. Der Prophet habe diesen Vers auch an die Israeliten geschrieben, die damals schon nach Babel in die Verbannung deportiert worden waren.
Jeremia sei im 6. Jahrhundert vor Christus Zeitzeuge des Niedergangs des jüdischen Königtums und der politischen Selbständigkeit Judas gewesen und habe die Zerstörung Jerusalems und des Tempels miterlebt. Auf diesem Hintergrund dürften wir auch die momentane kirchliche Situation näher in den Blick nehmen. Wir müssten zur Kenntnis nehmen, dass der nun schon über Jahrzehnte andauernde Schwund kirchlichen Lebens in den Diözesen weitergehen werde – bei allen Anstrengungen, dagegen zu halten.
Entwicklung in den Blick nehmen
Nicht vergessen sei auch der Vertrauensverlust in eine Institution Kirche durch Skandale und durch das gesamte Missbrauchsgeschehen. Dazu sei auch die politische wie gesamtgesellschaftliche Entwicklung in den Blick zu nehmen. Wie sehr habe sich doch das ehrenamtliche Engagement in der Parteienlandschaft, auf kommunaler Ebene sowie im Vereinswesen verändert. Vor diesem Hintergrund klinge die Aussage eines Propheten Jeremia „Ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben“ wie eine Provokation. Wie solle dies denn gelingen?
Die Antwort sei: Indem wir uns als Kirche wieder auf das Wesentliche konzentrieren und auf das besinnen würden, was unseren christlichen Glauben ausmache. Und wenn wir mit diesem Glaubensverständnis ernst machen würden, wenn wir an diese Wirkungsweise Gottes glauben würden, wenn wir Christus ganz persönlich im Sakrament der Eucharistie begegnen dürften, dann könne es uns nicht egal sein, ob die Eucharistie gefeiert werde oder nicht.
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