Bürgermeisterwahl

Walldürn: Kandidaten liefern Antworten auf Fragen der Bürger

Sind die Walldürner jetzt schlauer? Auf jeden Fall haben sie am Dienstag bei der Vorstellungsveranstaltung der Bürgermeisterkandidaten eine Menge Informationen von Meikel Dörr, Markus Günther und Johann Martel erhalten.

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Michael Fürst
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Wie groß das Interesse an der Bürgermeisterwahl in Walldürn ist, zeigt das rege Interesse an der Kandidatenvorstellung am Dienstagabend in der Nibelungenhalle. © Michael Fürst

Walldürn. Ein Blick auf die Restredezeiten der drei Walldürner Bürgermeisterkandidaten zeigte: Alle haben alles gegeben. Meikel Dörr hatte von den 20 ihm zustehenden Minuten Redezeit noch 1,35 Rest, Amtsinhaber Markus Günther hatte noch 1,37 Minuten auf der Uhr und Johann Martel 2,10 Minuten. Die Anwärter auf das höchste Amt der Stadt hatten bei der Kandidatenvorstellung am Dienstagabend (wir berichteten bereits gestern aktuell) die etwa 1350 Walldürner in der Nibelungenhalle (etwa 900) und an den Bildschirmen (rund 450) mit umfangreichen Reden davon überzeugen wollen, am Wahltag, Sonntag, 9. Juli, das Kreuzchen bei ihnen zu machen.

Johann Martel sieht sich als Alternative zu den beiden anderen Kandidaten. © Fürst

Wie wichtig den Wallfahrtsstädtern und den Bürgern der neun Stadtteile diese Wahl ist, zeigte sich nicht nur am großen Interesse, sondern auch an der Tatsache, dass im Anschluss an die individuelle Vorstellung über 20 Fragen gestellt wurden – aus dem Publikum oder im Vorfeld schriftlich eingereicht. Bei der Beantwortung wurde deutlich, dass sich Markus Günther und Meikel Dörr inhaltlich nur wenig unterschieden. Johann Martel hingegen wurde wenig konkret und hielt sich viel in Allgemeinplätzen auf.

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Doch bevor es zu den relevanten Fragen geht, gilt es erst noch einmal ein paar Beobachtungen zu schildern: Während der Herausforderer Meikel Dörr seine Rede mit einem zuvor auf der Leinwand gezeigten Video einleitete, stark intoniert und gestenreich seine Begeisterung für seine Vorstellungen und das Bürgermeisteramt ausdrückte, wählte Amtsinhaber Markus Günther das Souveräne in seiner Darstellung – äußerlich, aber auch inhaltlich, indem er nicht nur ideenreich nach vorne blickte, sondern auch Geleistetes und Umgesetztes während seiner 16-jährigen Amtszeit zur Sprache brachte. Dabei ließ er sich auch nicht von einer nervenden Mikrofonstörung abbringen. Zwischenapplaus gab es sowohl bei Dörr als auch bei Günther, Buhrufe kassierte Johann Martel, bei dem auch so manch rhetorische Schwäche offensichtlich wurde – was er im Nachgang übrigens selbst eingestand.

Amtsinhaber Markus Günther setzt auf Bewährtes und bringt neue Ideen mit. © Fürst

Starker Wahlleiter

Übrigens: Dass der Fragenblock letztlich stringent und nach den im Vorfeld festgelegten Regeln durchgezogen wurde, war Wahlleiter Fabian Berger zu verdanken. Einigen versuchten Auswüchsen mit minutenlangen Monologen über persönliche Empfindungen und Befindlichkeiten von Bürgern gebot er fix Einhalt und erinnerte streng an die Verpflichtung, eine Frage stellen zu müssen: „Das hier ist kein Zwiegespräch, sondern eine Fragestunde.“ Auch dem Versuch, den AfD-Kandidat „zu grillen“ oder mit kessen Behauptungen zu polarisieren, schob er souverän und eloquent einen Riegel vor.

Die wesentlichen Themen der Bürgerfragen, die an alle drei Kandidaten gestellt wurden (die Reihenfolge der Antworten entspricht der tatsächlichen Reihenfolge):

Wann kommen Senioren- und Jugendrat?

Meikel Dörr: „Ich habe die Bildung solcher Räte in meinem 100-Tageprogramm.“

Markus Günther: „Ich möchte das mit aller Strenge vorantreiben, dass wir bis zum Ende des Jahres alles vorbereitet haben und solche Räte nächstes Jahr tatsächlich auch beraten können.“

Johann Martel: „Wir können vieles versprechen. Wenn ich Bürgermeister werde, kommen Sie zu mir und wir lösen das.“

Meikel Dörr möchte frischen Wind in die Walldürner Kommunalpolitik bringen. © Fürst

Wie sieht das jeweilige Verkehrskonzept aus?

Martel: „Die Verkehrssituation muss durchschaut werden. Da, wo Gefahr besteht, müssen wir handeln. Da, wo nichts passieren kann, muss freie Fahrt möglich sein.“

Dörr: „Ich kann Ihnen nicht versprechen, dass ich Abhilfe schaffen kann (an bestimmten Gefahrenpunkten, Anm. d. Red.), aber ich verspreche, dass ich mich mit ganzem Herzen der Sache annehmen werde und werde erörtern, ob es keine andere Möglichkeiten für die Verkehrsführung gibt.“

Günther: „Das Verkehrskonzept wurde einstimmig im Gemeinderat beschlossen. Bei der Evaluation sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass die Situation aktuell nicht geändert wird. Das Verkehrskonzept ist das eine, aber wir brauchen auch genügend Parkräume, um die Stadt fußläufig zu erreichen.“

Wie soll Walldürn touristisch weiter flott gemacht werden und wie kann man mehr Gastronomie nach Walldürn bringen?

Martel: „Zuerst brauchen wir Parkplätze, dass man überhaupt erst einmal in die Stadt kommt. Dazu muss die Innenstadt saniert werden, damit sie wieder schön aussieht. Weiter gilt es, den Einzelhandel zu stützen.“

Dörr: „Unser größtes Gut ist die große Waldfläche. Wir sollten auf die Landschaft setzen, Rad- und Wanderwege ausbauen. Eine attraktive Innenstadt hängt an vielen Punkten, unter anderem an attraktiven Plätzen zum Verweilen.“ Weiter kann sich Dörr vorstellen, neue Gastronomen beim Start mit der Miete zu unterstützen.

Engagiert stellten die Walldürnerinnen und Walldürner Fragen an die drei. . . © Fürst

Günther: „Wir haben ein Konzept zur Städtebauförderung. Damit wollen wir auch Plätze zum Verweilen schaffen. Wir müssen aber auch realistisch sein: Wir werden nicht mehr Gastronomie nach Walldürn bekommen. Wir haben eine funktionierende Gastronomie und müssen die unterstützen. Im Tourismus haben wir eine Riesenchance: Es liegt ein Radwegkonzept vor. Zudem wollen wir mit Wanderwegen einiges bewegen. Wir haben aber auch schon viel, was wir vorweisen können, wie unsere Museen, auf die wir stolz sein können.“

Was wäre die erste Amtshandlung?

Dörr: „Ich würde mich wieder für einen Personalrat stark machen. Das würde dem Arbeitsklima im Rathaus guttun.“

Günther: „Bei mir würde es keine Veränderung in der Personalführung geben.“ Ansonsten sprach er über den Senioren- und Jugendrat (siehe oben).

Martel: „Da ich nicht aus dem Bereich der Verwaltung komme, würde ich mich erst einmal einarbeiten und viel zuhören, damit ich weiß, was meine Aufgabe ist.“

. . . Kandidaten. Dabei ging es auch um Senioren- (l.) und Verkehrsthemen (r.) © Fürst

Wie soll es mit der Wallfahrt weitergehen, wenn doch die Seelsorgeeinheiten im Bistum Freiburg ab 2025 neu geordnet werden sollen?

Günther: „Wir haben darauf politisch wenig Einfluss. Aber der Erzbischof hat mir erklärt, dass die Wallfahrt immer eine Sonderstellung im Bistum erhalten wird. Als Kommune wolle man die Wallfahrt weiter stärken.“

Martel: „Was die Kirche entscheidet, entscheidet die Kirche. Wir können Vorschläge bringen, aber mehr können wir nicht machen.“

Dörr: „Als Stadt sollten wir uns voll hinter die Wallfahrt stellen, sie gehört zu Walldürn. Doch als Stadt können wir die Wallfahrt nicht alleine retten. Wir können und werden sie allerdings immer mit unterstützen.“

Info: Das komplette, über dreistündige Video der Bürgermeister-Kandidatenvorstellung in Walldürn ist bis zur Wahl weiter auf YouTube abrufbar.

Ressortleitung Reporterchef und Leiter der Sportredaktion

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