In Tansania - Der Walldürner Anton Fach informiert sich mehrmals im Jahr über den Einsatz der beim „Hungermarsch“ erzielten Spendengelder – zuletzt im November

Walldürn: „Hungermarsch” soll Kindern berufliche Perspektive ermöglichen

Von 
Adrian Brosch
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Anton Fach reist mehrmals im Jahr nach Tansania – und informiert sich über den Einsatz der Spendengelder. © Fach

Walldürn. Deutschland und die ostafrikanische Republik Tansania trennen mehr als 6000 Kilometer Luftlinie. Eine Distanz, die einen elfstündigen Flug bedingt – den Anton Fach seit 2003 mehrmals im Jahr auf sich nimmt: Vor Ort vergewissert der Walldürner sich über den Einsatz der beim „Hungermarsch“ erzielten Spendengelder. Das tat er auch im November wieder. Mit den Fränkischen Nachrichten sprach er über die Eindrücke einer nicht nur durch Corona besonderen Reise, auf der ihn Maria Stolz-Günther begleitet hatte.

Der „Kulturschock“ begann bei der Pandemie: „Corona spielt in Tansania schlicht keine Rolle“, sagt Anton Fach. So werden weder Masken getragen noch Abstände beachtet, was jedoch einen weiteren Grund hat: „Die größere Gefahr bedeutet bei Temperaturen von 40 Grad Plus am Tag und 30 Grad Plus in der Nacht Malaria“, schildert er.

Die hohe Kindersterblichkeit und durch Infektionen während Schwangerschaften Missbildungen bei Neugeborenen seien nur zwei Folgen. Erschwerend kommt hinzu, dass Tansania kein staatlich organisiertes Gesundheitssystem aufweist: „Krankheitsfälle oder Spätfolgen müssen in der Familie ‘irgendwie’ geregelt werden – oder auch nicht“, betont er.

Allerdings hatte die Reise nicht den Zweck, das Corona-Management Tansanias unter die Lupe zu nehmen. Viel mehr ging es um die Verwirklichung einiger Ziele des Hungermarschs. Dieser fand heuer zum zweiten Mal als Gottesdienst mit Länderausstellung statt, wie Anton Fach betont: „Die Ereignisse ließen keinen klassischen ‘Marsch’ zu“, merkt er an und erinnert an den durch die „young musicians“ untermalten Gottesdienst in der Walldürner Basilika.

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„Internetstation“ besucht

Erstes Projekt war die „Internetstation“ in Hingawali, für die Fach in Deutschland Laptops gesammelt hatte: Acht vom Walldürner Unternehmen Flaxa überholte und mit neuer Software bespielte Computer wurden als Handgepäck nach Tansania gebracht. Nun befinden sie sich in durch Einheimische sanierten Räumlichkeiten der einstigen Pfarrhausgarage Hingawalis und sind für die Jugend zugänglich. Kostenlos, wie Anton Fach klar stellt: „Hier geht es um den Erwerb von EDV-Kenntnissen, um Jugendlichen eine berufliche Perspektive in der Stadt zu ermöglichen“, betont er.

Stolz ist er auf die Pionierrolle der Aktion. „Wir sind in Tansania mit die Ersten, die ein solches Angebot auf dem Land realisieren“, räumt er ein. Enttäuscht zeigte er sich darüber, dass bei der Sammelaktion defekte und teils ausgeschlachtete Computer abgegeben wurden: „Diese mussten von Flaxa entsorgt werden“, so Anton Fach ernüchtert.

Die Internetstation wird von einem Lehrer betreut und hat ein Einzugsgebiet von 1500 Jugendlichen an drei Schulen Hingawalis. „Der Lehrer und die Einrichtung werden über die Spenden des Hungermarschs bezahlt“, betont Fach. Am Ende der Reise wurde ein Elternabend veranstaltet, um die weitere Betreuung des Projekts zu regeln. Das klappte: „Wir haben fünf Helfer gefunden, die sich neben dem Lehrer um die Organisation kümmern“, resümiert er.

Überhaupt spielte das Engagement für die Kinder und Jugendliche eine zentrale Rolle: Maria Stolz-Günther kümmerte sich etwa um neue Tafeln, 40 Stühle und 16 Tische für den Kindergarten, den der Förderverein 2013 eingerichtet hatte. Er wurde einzig von Spendengeldern finanziert.

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„Aktuell wird er von 70 Kindern besucht, die teils neue Schuluniformen erhielten – der Schneider nahm zweimal Maß“, blickt Fach zurück. Darüber hinaus erhielt die Primarschule in Hingawali eine dreistellige Anzahl neuer Schulhefte und Bleistifte.

Weiterhin wurden 500 Jungpflanzen für die Cashewnut-Felder freigeschnitten. In Kleingruppen wurden Einheimische beschäftigt, die tageweise 20 Mal 20 Meter große Parzellen bearbeiteten.

„Für die mit Spendengeldern bezahlten Männer und Frauen sind solche Arbeiten die einzige Erwerbsquelle vor Ort“, merkt Anton Fach an und verweist noch auf ein Haus für eine bedürftige Familie in Hingawali. „Der Rohbau steht bereits und wurde mit Mitteln des Hungermarschs bezahlt“, erklärt er. Das Haus sei „voraussichtlich im kommenden Jahr“ bezugsfertig.

Wenngleich die Organisation heuer „etwas kompliziert“ gewesen sei, blickt Anton Fach auf eine „sinnstiftende“ Reise zurück. „Die Zusammenarbeit mit der Bevölkerung vor Ort war gut“, betont er. Bedauerlich erschien nur, dass der geplante Besuch in den Usambara-Bergen aus Zeitgründen nicht stattfinden konnte.

Die für dortige Projekte bestimmten Spenden konnten jedoch durch einen mit Anton Fach persönlich bekannten Benediktinerpater an die Schwestern von Kwamndolwa und Ubiri sowie Pater Damian ausgehändigt werden.

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