Walldürn. Mit dem Blutfeiertag begeht die Kirchengemeinde St. Georg bei der Heilig-Blut-Wallfahrt ihren höchsten kirchlichen Feiertag. Die Predigt beim Pontifikalamt in der Basilika am Donnerstag hielt Erzbischof Stephan Burger aus Freiburg. Für die musikalische Umrahmung sorgte das Ensemble „Capella Sanguinea“ unter der Leitung von Kirchenmusiker Sven Geier.
Stadtpfarrer und Wallfahrtsleiter Pater Josef Bregula begrüßte die Gläubigen in der unter Coronaauflagen gut besetzten Wallfahrtsbasilika. Sogar Singen war beim Gottesdienst wieder erlaubt, allerdings nur mit Maske. Er begrüßte unter dem Applaus der Gottesdienstbesucher den Erzbischof, der wieder gekommen sei, „um unseren großen Wallfahrtsfeiertag mit uns zu begehen“.
Seit Papst Eugen IV. 1445 die ursprüngliche Kirche durch eine Ablassgewährung auf den Oktav Tag von Fronleichnam ausgezeichnet hat werde dieser Tag als Großer Wallfahrtstag gefeiert. Selbst während der Jahre des 1. und 2. Weltkrieges wurde dieser Tag immer gefeiert.
Im letzten Jahr konnte man diesen Tag nur in ganz kleinem Rahmen mit den haupt- und ehrenamtlichen Wallfahrtshelfern feiern, so der Stadtpfarrer. „Wir können dieses Jahr diesen besonderen Wallfahrtstag zwar immer noch nicht wie gewohnt im größeren Rahmen und mit Prozession feiern, sind aber froh, dass wir diesen bedeutendsten Wallfahrtstag innerhalb der Hauptwallfahrtszeit überhaupt zusammen feiern können.“
„Enge Ökumene“
Er begrüßte die Vorsitzende des Pfarrgemeinderates Eva-Maria Kötter, den evangelischen Stadtpfarrer – meinen guten Freund Pfarrer Karl Kreß, mit dem uns eine sehr enge und gute Ökumene verbindet“ –, Minister Peter Hauk und Bürgermeister Markus Günther.
Man wolle sich an diesem Gnadenort anregen lassen „von der Barmherzigkeit Gottes und gestärkt, nicht nur für uns, sondern auch für die Hilfe an unseren Mitmenschen, hinausgehen in unseren Alltag, der immer noch für uns alle in dieser besonderen Zeit eine große Herausforderung ist“.
Erzbischof Burger freute sich, in Walldürn beim Großen Blutfeiertag zu sein. Möge die Zahl der Gottesdienstbesucher auch kleiner sein als sonst, „unser Herz ist mit Jesus Christus verbunden“.
Nach den Lesungen aus dem Buch Exodus und dem Brief des Apostels Paulus an die Epheser sowie der Verkündung des Heiligen Evangeliums nach Johannes durch Diakon Hans Miko ging der Erzbischof in seiner Predigt auf das Leitwort der Wallfahrt und auf die Bedeutung Walldürns als Wallfahrtsort ein.
„Festes Vertrauen zu Gott“
Das Leitwort „Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir“ nach Jesaja bringe kurz und prägnant zum Ausdruck, was das Leben eines Christenmenschen ausmachen sollte: „Ein tiefes und festes Vertrauen zu Gott.“ Man mag bisweilen durcheinandergeraten bei den vielen Veränderungen und Meinungen, die auf einen einwirken. Die Corona-Pandemie habe verunsichert, und bei den innerkirchlichen Verhältnissen zeigen sich unterschiedliche Auffassungen, wie sich die Kirche zu verändern und die Gegebenheiten von Zeit und Gesellschaft zu berücksichtigen habe. „Da erreichen mich Botschaften, die mich als Bischof auffordern, doch endlich mutiger zu werden, um längst überfällige Reformen durchsetzen zu helfen. Andere erwarten gerade das Gegenteil vom Bischof, der Tradition treu zu bleiben und keinerlei Zugeständnisse an irgendwelche Fortschrittsgedanken zu verschwenden.“
Spagat kostet Kraft
Der angebotene Rücktritt von Kardinal Marx habe einmal mehr gezeigt, „in welche Spannung wir hineingenommen sind, von Übernahme von Verantwortung für die Vergangenheit, Aufarbeitung von Versagen und Schuld bis zu den Herausforderungen, die Fragen der Gegenwart anzugehen, um die Zukunft zu gestalten. Dieser Spagat kostet alle Nerven und Kraft“.
Der Erzbischof ging in der Folge auf das Projekt „Kirchenentwicklung 2030“ ein. Es hätte Unruhe gegeben, weil man sich nicht vorstellen könne, wie es mit der Wallfahrt weitergehen soll, wenn diese nicht mehr an die Pfarrei gekoppelt sei. „Entwicklungen, Perspektiven, Veränderungen gehen dann in die richtige Richtung, wenn von den richtigen Grundlagen ausgegangen wird“, so der Erzbischof.
„Und wenn es eine Grundlage gibt, aus der sich Kirche aufbaut, wenn es ein Fundament gibt, auf dem die Kirche steht, dann zeigt sich dies doch gerade hier in Walldürn. Dreh- und Angelpunkt bildet hier die Wallfahrt, das Wunder aus dem 14. Jahrhundert, die Feier der heiligen Eucharistie. Hier geht es um das große Zentrum, um das Geheimnis unseres Glaubens.“
Dieses Geheimnis wolle nicht nur behütet und bewahrt sein, dieses Geheimnis wolle leben, wolle lebendig sein in unseren Herzen. „Solange dieser Glaube in den Herzen der Gläubigen lebt, bekannt und gefeiert wird, solange die Bewohner von Walldürn sich auf diesen Glauben beziehen, ihn selbst leben, solange hier die Feier der heiligen Eucharistie begangen und die Frohbotschaft des Evangeliums verkündet wird, solange sich Walldürn zu diesem eucharistischen Verständnis bekennt, muss es uns um die Wallfahrt und die Bedeutung von Walldürn nicht bange werden.“
Er dankte den Walldürner Partes für deren Dienst am Evangelium. „Als Erzbischof ist es mir ein besonderes Anliegen, dass dieser Dienst weitergeht und weitergehen kann, unabhängig wie auch immer eine zukünftige Pfarrstruktur aussehen wird.“ Das Leben der Gemeinden wolle nicht von den Verwaltungsstrukturen her bestimmt sein, sondern durch den gelebten und praktizierten Glauben.
Gläubige haben es in der Hand
Zusammen mit den Patres hätten es die Gläubigen in der Hand, dass diese Wallfahrt auch in Zukunft weitergeführt wird und sich weiter entfalten kann. Und es haben die Gläubigen in der Hand, die aus nah und fern nach Walldürn pilgern, um sich im Glauben und Vertrauen auf Gott stärken und bereichern zu lassen. „Wer diesen Ort wieder verlässt, möge die Erfahrung gemacht haben, sich nicht zu fürchten, weil Gott mit ihm ist!“
Die äußere Gestalt von Kirche habe sich im Laufe der Geschichte schon oft verändert, Strukturen gewandelt. „Geblieben ist das große Geheimnis, das in der Kirche lebt, das in uns lebt und das uns auch dieser Wallfahrtsort verbürgt. In dieser Zuversicht sagt uns auch heute der Prophet Jesaja „Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir.“
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