Wallfahrt zum Heiligen Blut - Domkapitular Thorsten Weil öffnete den Blutschrein / Stadtpfarrer Pater Josef ging auf das Leitwort ein

Auftakt der Walldürner Wallfahrtszeit am Sonntag

Mit der Öffnung des Blutschreins durch Domkapitular Thorsten Weil begann am Sonntag die Wallfahrt zum Heiligen Blut. Sie steht unter dem Leitwort „Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir“ nach Jesaja und geht bis zum 27. Juni.

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Ralf Marker
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Mit der Öffnung des Blutschreins in der Basilika durch Domkapitular Thorsten Weil aus Freiburg begann am Sonntag die Hauptwallfahrtszeit in Walldürn. © Ralf Marker

Walldürn. Mit der Öffnung des Blutschreins durch Domkapitular Thorsten Weil begann am Sonntag die Wallfahrt zum Heiligen Blut. Sie steht unter dem Leitwort „Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir“ nach Jesaja und geht bis zum 27. Juni.

Walldürn. Die Hauptwallfahrtszeit, die am Sonntag begann, ist in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie in eine Wallfahrtsaison eingebettet. Die geht vom 11. April bis 17. Oktober. Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst durch Kirchenmusiker Sven Geier und die Sänger des Ensembles. Der Gottesdienst wurde auch über K-TV und den Livestream übertragen.

Die Bänke in dem Gotteshaus waren nur spärlich besetzt, man musste sich vorher zum Gottesdienst anmelden, in der Kirche galten Maskenpflicht und die Abstandsregeln: Ein Wallfahrtsgottesdienst in Coronazeiten ist schon etwas Außergewöhnliches!

„Freudiges Ereignis“

Stadtpfarrer und Wallfahrtsleiter Pater Josef Bregula, OFM conv., sagte bei der Begrüßung, „es ist für uns dieses Jahr ein freudiges Ereignis, dass wir überhaupt die vierwöchige Hauptwallfahrtszeit begehen können, wenn auch in kleinerer Version und selbstverständlich unter Einhaltung der gerade gültigen Coronavorschriften“.

Er begrüßte die Vertreter des Pfarrgemeinderates mit der Vorsitzenden Eva-Maria Kötter und den Bürgermeisterstellvertreter der Stadt Fabian Berger. Sein Gruß galt weiter den anwesenden Pilgern aus nah und Fern, „denn viele Gruppen, die sonst an diesem Gottesdienst teilnehmen, sind mit Einzelpilgern heute vertreten“. Die diesjährige Wallfahrt stehe unter dem Leitwort: „Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir“ nach Jesaja.

Domkapitular Thorsten Weil (zweiter von links) wurde am Pfarrhaus von Stadtpfarrer Pater Josef (links) abgeholt und in die Basilika geleitet. © Ralf Marker

„Fürchte dich nicht“ – diesen Satz finde man ganz oft bei Jesaja und er passe sehr gut zu dieser Wallfahrt. „Im Angesicht der immer noch aktuellen Corona-Situation und den seit letztem Jahr geltenden notwendigen Kontaktverboten, den Einschränkung der Bewegungs- und Reisefreiheit, mit der Furcht um Angehörige und besonders gefährdete Personengruppen gilt der Satz allen, die sich Sorgen um Menschen in ihrem Umfeld oder um ihre eigene Existenz machen.“

Es sei gar nicht so einfach, der Aufforderung, sich nicht zu fürchten, Folge zu leisten. „Furcht ist nämlich eine Emotion, die sich nicht einfach abschalten und sich auch nicht mit Argumenten eindämmen lässt. Doch durch die Worte Jesu ,Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir’ soll in uns das Gefühl aufkommen, dass alle Menschen, also auch wir bei Gott geborgen sind und er uns begleitet und wieder zusammenführt.“

Domkapitular Thorsten Weil ging ebenfalls auf das Leitwort ein, es sei ein passendes Wort für diese Zeit. Sorgen und Nöte seien von jeher Beweggrund für eine Wallfahrt gewesen, sich auf den Weg zu machen.

Das Evangelium des Sonntags ende mit der Zusage, „Ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ Jesus habe hier aufgenommen, was bereits beim Propheten Jesaja zu lesen ist: „Fürchte Dich nicht, denn ich bin mit Dir.“ Das gelte auch in den „bewegten Zeiten von heute, auch in der Zeit der Pandemie“.

Drei Faktoren wichtig

Der Domkapitular ging auf die Dreifaltigkeit Gottes ein und zitierte Richard von Sankt Victor, einen Theologen des 12. Jahrhunderts. Man brauche alle drei Faktoren – Macht, Weisheit und Güte beziehungsweise selbstlose Liebe –, um als Mensch sagen zu können, ein Abbild des dreieinen Gottes zu sein. Der Theologe weise die Macht Gott-Vater zu, die Weisheit Gott-Sohn und die Güte dem Heiligen Geist.

Man dürfe dabei nicht, dem Bild Gottes entsprechend, in einer absoluten dreigliedrigen Abstufung denken, so der Domkapitular, Gott sei in seiner Dreifaltigkeit einer. „Daher ist in unserem Tun, unserem Denken, im Entscheiden die Einheit von Macht, Weisheit und Güte wichtig. Erst wenn sich unsere Macht zu tun und zu handeln, unser Können, unser Suchen nach Wissen, unser Suchen nach dem Guten und unsere selbstlose Liebe einander durchdringen, werden wir Menschen sagen können, ein Abbild des dreieinen Gottes zu sein.“

Aus dem Glauben heraus leben

Daran müsse man sich orientieren, nicht an der Welt. „Nur dann werden wir die Schwierigkeiten, denen die Kirche in unserem Land gegenübersteht, überwinden. Nur als solches Abbild können wir glaubwürdig als Christen leben. Das heißt, wenn wir unser Leben aus dem Glauben heraus gestalten, können wir bereit sein, Menschen, denen das auffällt, Antwort zu geben, warum ich mein Leben so und nicht anders gestalte.“

Aus der Botschaft Jesu zu leben, befähige, den anderen daran teilhaben zu lassen: Dass es für mein Leben wichtig ist, dass es mir Freude macht, dass es mir hilft, dass es mir Heil bringt.

Zur Gemeinschaft gehören

Genau das würden Wallfahrtsorte wie Walldürn fördern, sagte der Geistliche zum Abschluss. „Das Gefühl, zu der großen Gemeinschaft zu gehören, die Christus nachfolgen, das Gefühl zur Kirche als Leib Christi zu gehören, das Gefühl zu Jesus Christus zu gehören.“ Das lasse gestärkt in den Alltag zurückkehren im Bewusstsein: „Fürchte dich nicht, ich bin mit Dir.“

Redaktion Redakteur bei den FN

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