Bürgermeisterkandidaten im Interview (1)

Walldürn: Bürgernähe ist für Meikel Dörr das Wichtigste

Er hatte sich zum frühestmöglichen Zeitpunkt für das Bürgermeisteramt beworben – Meikel Dörr weist eine über 20-jährige Erfahrung in der Verwaltung auf und möchte wieder mehr Bürgernähe herstellen.

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Maren Greß und Michael Fürst
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Er möchte Bürgermeister seiner Heimatstadt werden: Meikel Dörr sprich im FN-Interview auf der „Schmittshöhe“ über seine Vorstellungen, wie er Walldürn attraktiver machen will. © Michael Fürst

Walldürn. Es ist ein Gespräch mitten in der Natur. Die FN trafen Bürgermeisterkandidat Meikel Dörr auf der „Schmittshöhe“ – dem Lieblingsplatz des 43-Jährigen. Der Verwaltungsfachwirt spricht mit großer Begeisterung über die Themen, die er als Bürgermeister Walldürns angehen würde.

Herr Dörr, Sie sind Dirigent der Odenwälder Trachtenkapelle. Schwingen Sie auch bald den Taktstock im Walldürner Rathaus?

Meikel Dörr: Diese Entscheidung treffe nicht ich alleine – sondern die Bevölkerung unserer Stadt. Aber ich finde den Vergleich ganz schön, den Ton im Rathaus angeben zu können. Wir werden es im besten Fall am 9. Juli erfahren.

Welche Eigenschaften als Musiker und Dirigent würden Ihnen als Bürgermeister helfen?

Dörr: Ich habe ein gutes Gehör, ich kann gut zuhören. Ich kann die einzelnen Stimmen aufnehmen. Ich bin somit also immer erster Zuhörer für alle Beteiligten. Danach habe ich die Möglichkeit, mein Feedback zu geben und konstruktive Verbesserungsvorschläge einzubringen. Es geht um das gemeinsame Gestalten.

Sie haben sich zum frühestmöglichen Zeitpunkt um das Bürgermeisteramt beworben. Wann und wie ist diese Entscheidung gereift?

Dörr: Die letztendliche Entscheidung war ein Prozess über einen längeren Zeitraum. Es war schon immer mein Herzenswunsch, Walldürn mit an erster Stelle voranzubringen. Denn ich weiß: Walldürn kann mehr! Hinzu kommt, dass der bisherige Amtsinhaber Markus Günther mit seiner Stellungnahme zu einer weiteren Bewerbung monatelang gezögert hat. Er hat ja auch selbst in diesem Zusammenhang gegenüber dem Gemeinderat und der Presse geäußert, sich zu 80 Prozent sicher gewesen zu sein, nicht mehr zu kandidieren. Wir haben das in der Familie diskutiert und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist. Ich habe das richtige Alter und die notwendige Erfahrung. Zudem liegt mir Walldürn sehr am Herzen. Das ist eine Möglichkeit, die sich in der Heimatstadt nur alle acht Jahre ergibt.

Wir brauchen mehr attraktive Plätze, die zum Verweilen einladen."
Meikel Dörr Bürgermeisterkandidat

Inwiefern hat Sie Ihre bisherige Tätigkeit als Leiter der Stabsstelle Bürgermeister bei dieser Entscheidung beeinflusst?

Dörr: Ich bin zuständig für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie das Ideen- und Beschwerdemanagement. Ich habe zuletzt bemerkt, dass sich die Bevölkerung nicht mehr abgeholt fühlt. Die Rückmeldungen waren: Die Bürger fühlen sich zu schlecht informiert und würden sich gerne mehr mit einbringen.

Sie wollen also mehr Wert auf eine transparente Kommunalpolitik legen.

Dörr: Genau. Transparente Kommunikation auf Augenhöhe ist mir ganz wichtig.

Haben Sie einen Vorteil bei der Wahl, weil Sie die Stärken und Schwächen von Amtsinhaber Markus Günther genau kennen?

Dörr: Ob ich dadurch einen Vor- oder Nachteil habe, kann ich nicht einschätzen. Ich habe für mich meinen eigenen Weg aufgezeichnet, wie ich mir Walldürn vorstelle und wie ich Walldürn besser machen möchte. Ich versuche, mich durch meinen eigenen Weg abzuheben, ohne Vergleiche zu ziehen.

Und wie sieht dieser Weg aus?

Dörr: Wir sollten mehr Bürgernähe leben. Wir müssen Walldürn lebenswerter gestalten. Wir brauchen mehr attraktive Plätze, die zum Verweilen einladen. Ich möchte Walldürn ökologisch aufstellen. Wir müssen fit für die Zukunft werden. Dazu gehört auch, dass wir weiterhin die ortsansässigen Unternehmen fördern und ihnen unter die Arme greifen – soweit das als Stadt möglich ist. Walldürn ist ein starker Wirtschaftsstandort, der noch stärker werden muss. Das ist nämlich unsere Haupteinnahmequelle. Wir müssen außerdem mobiler werden. Auf alle Verkehrsteilnehmer soll Rücksicht genommen werden, egal ob Vierrad, Zweirad oder Fußgänger. Wir haben in Walldürn zudem zu wenige Ladesäulen für Elektroautos. Gerade im Hinblick auf den Tourismus, den wir ausbauen wollen, ist das nicht optimal. Das sind alles Sachen, an denen wir arbeiten müssen.

Welches dieser genannten Themen würden Sie im Falle einer Wahl zuerst angehen?

Dörr: Die Bürgernähe herzustellen ist das Wichtigste. Ich habe für mich festgelegt, dass ich in den ersten 100 Tagen in jedem Ortsteil eine Ortschaftsratssitzung besuchen möchte, um mich mit den Ortschaftsräten auszutauschen und um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Ich möchte meine Bürgertreffs jährlich wiederholen. Ich habe gemerkt, dass das den Menschen gutgetan hat. Und dann haben wir natürlich einen großen Investitions- und Sanierungsstau. Die Nibelungenhalle ist ein großes Thema. Da müssen wir ran.

Apropos Ortschaftsräte: Wie groß ist für Sie die Wertigkeit der Stadtteile?

Dörr: Aus gesellschaftlicher Sicht können wir noch mehr zusammenwachsen. Das habe ich als Rückmeldung aus den Ortsteilen bekommen. In der Diskussion ist die Idee eines jährlich wechselnden Stadtteilfestes aufgekommen. Das finde ich gut. Aus politischer Sicht sollte man es so lassen, wie es ist. Der Gemeinderat hat kürzlich über die Unechte Teilortswahl beraten. Das Wahlsystem und die Wahlbezirke sollen beibehalten werden. Der Meinung bin ich auch. Es ist wichtig, dass die Ortschaften eine Stimme im Gemeinderat haben.

Sie haben bei Ihrer Bewerbung gesagt „Unser Walldürn kann mehr“. Wie wollen Sie die Bevölkerung begeistern, sich wieder mehr mit Walldürn zu identifizieren und sich einzubringen?

Dörr: Es ist ganz wichtig, dass man die Bevölkerung auf dem Laufenden hält, was man vor hat und wie es läuft. Die Bürger könnten sich beispielsweise durch einen Jugend- oder Seniorenbeirat mehr einbringen. Dieses Projekt steht seit acht oder neun Jahren in der Schwebe. Man sollte Nutzer und Sachverständige in die Gestaltung verschiedener Projekte mit einbeziehen. Ich bin davon überzeugt, dass einige diese Möglichkeit nutzen und sich beteiligen würden.

Gibt es nicht einen großen Zwiespalt von dem, was die Bevölkerung will und dem, was auch wirklich umsetzbar ist?

Dörr: Es wird Projekte geben, bei denen es gegebenenfalls rechtliche Barrieren oder technische Hindernisse gibt. Dies muss man dann verständlich erläutern. Ich habe bei den Bürgertreffs gemerkt: Es sind viele kleine Probleme, die die Menschen bewegen.

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Können Sie da konkrete Beispiele nennen?

Dörr: In Altheim warten die Bürger seit ungefähr 14 Jahren auf zwei Straßenlaternen zwischen der Kirnauhalle und der Kirche. Die Leute sollen etwas sehen können, wenn sie nachts von einer Veranstaltung nach Hause laufen. In Wettersdorf wurde mir geschildert, dass sie dort seit zwei Jahren auf die Berechnung der Erschließungsbeiträge für die Bauplätze warten.

Sie sind Vater zweier kleiner Kinder. Haben Sie auch deshalb ein besonderes Augenmerk auf Familienthemen wie Bildung, Betreuung und Spielplätze?

Dörr: Meine Frau ist Elternbeiratsvorsitzende im Kindergarten, ich bin Elternbeirat in der Schule. Wir tauschen uns viel mit anderen Mamas und Papas aus. Da kriegt man viele Sorgen und Nöte mit. Es bewegt die Eltern, dass wir in Walldürn keinen Kinderarzt haben. Außerdem sind die Spielplätze nicht oder nur unzureichend beschattet. Wenn wir familienfreundlich sein wollen, dann müssen wir im Fokus haben: Was kann man machen, dass sich Familien hier wohlfühlen und hier wohnen bleiben wollen? Man muss aber alles im Blick haben. In unserem Haus lebt zum Beispiel ein Senior. Er und andere berichten mir wiederum über deren Bedürfnisse und Anliegen.

Wie läuft das mit der Betreuung in der Familie Dörr ab? Sie sind beide berufstätig.

Dörr: Meine Frau Kathrin ist Lehrerin und hat derzeit ein halbes Deputat. Sie hat an zwei Tagen in der Woche frei. Wenn Kathrin arbeitet, bringe ich unsere beiden Töchter in den Kindergarten und in die Schule, danach gehe ich arbeiten. Meine Eltern wohnen hier und greifen uns bei Bedarf unter die Arme. Es ist ein großer Vorteil, dass meine Frau frei hat, wenn die Kinder frei haben. Wir haben nicht das Problem, die Ferien abdecken zu müssen.

Walldürn kann mehr! Seinen Wahlslogan und viele andere Themen bespricht Bürgermeisterkandidat Meikel Dörr mit FN-Redakteurin Maren Greß. © Fürst

Was haben Ihre Kinder zur Kandidatur gesagt?

Dörr (lacht): Sie haben schon gefragt, wann sie mich wählen können. Unsere große Tochter Frida hat wochenlang darauf gewartet, dass wir die Plakate aufhängen, und sie ihren Papa sieht, wenn sie zur Schule läuft. Es war beiden Mädels wichtig, dass sie helfen dürfen. Sie wissen, dass der Papa auf dem Rathaus arbeitet und auch abends Termine hat. Das kennen sie nicht anders.

Bauplätze sind in Walldürn ein großes Thema. Sie sprechen sich für die Sanierung der Innenstadt aus. Gibt es da konkrete Ideen, wie man das angehen kann?

Dörr: Es gibt in der Innenstadt viele Baulücken. Die Stadt hat vor Jahren schon einmal Versuche unternommen und die Grundstückseigentümer angeschrieben – mit bescheidenem Erfolg. Als Bürgermeister würde ich mich dieses emotionalen Themas annehmen und das persönliche Gespräch suchen.

Emotional ist auch das Thema „Vorderer Wasen II“. Wie ist Ihre Meinung dazu?

Dörr: Der „Vordere Wasen II“ soll beim Regionalverband als künftige Wohnbauentwicklungsfläche ausgewiesen werden. Dafür wurde eine Fläche in Altheim aufgegeben, die damals im Zuge der Errichtung des Depots ausgewiesen wurde und jetzt nicht mehr gebraucht wird. Walldürn ist von allen Seiten eingeschränkt und kann nicht mehr erweitert werden – außer in Richtung „Vorderer Wasen II“. Das ist die letzte Entwicklungsfläche, die die Stadt noch hat. Momentan haben wir noch ausreichend Bauplätze, aber ich kann nicht ausschließen, dass wir den „Vorderen Wasen II“ nie brauchen werden.

Meine Kinder haben schon gefragt, wann sie mich wählen können."
Meikel Dörr Bürgermeisterkandidat

Was ist das Besondere daran, Bürgermeister seiner Heimatstadt werden zu können?

Dörr: Als ich 2001 bei der Stadt Walldürn angefangen habe zu arbeiten, war Karl-Heinz Joseph Bürgermeister. Er hat mich nachhaltig geprägt. Er hatte seine Linie und war immer gerecht. Joseph hat versucht, alle zu berücksichtigen und mitzunehmen. Als Bürgermeister habe ich die Möglichkeit, unsere Stadt, in der ich aufgewachsen bin und mit der ich mich dadurch besonders verbunden fühle, nachhaltig zu entwickeln und positiv zu prägen.

Zurück zum Anfang: Sie haben erläutert, wie Sie sich dazu entschieden haben, bei der Wahl anzutreten. Haben Sie auch einen Plan B, wenn es nicht klappt?

Dörr: Ja, den habe ich.

Würden Sie uns den bitte verraten?

Dörr: Nein.

Ach übrigens: Warum treffen wir uns auf der „Schmittshöhe“?

Dörr: Ich komme gerne hier her, weil man mitten in der Natur ist. Es ist ruhig. Man kann zudem etwas über die Geschichte der Stadt erfahren. Außerdem hat man von hier oben einen tollen Blick über die Stadt. Die „Schmittshöhe“ liegt ungefähr in der Mitte zwischen Altheim und Gottersdorf. Und als Bürgermeister ist es wichtig, mittendrin zu sein.

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