Walldürn. Zahlreiche Wallfahrer weilten am Seniorentag der vierwöchigen Wallfahrt „Zum Kostbaren Heiligen Blut“ in Walldürn. Im Mittelpunkt stand das feierliche Pontifikalamt mit Weihbischof Professor Dr. Karlheinz Diez aus Fulda als Hauptzelebrant.
Wie Stadtpfarrer und Wallfahrtsleiter Pater Josef Bregula OFM Conv. in der Begrüßung erklärte, könne der Glaube an Gott in der aktuellen schwierigen Zeit mit so vielen Kriegen, Naturkatastrophen und vielfältigen Verwirrungen in Kirche und Welt durchaus erschüttert und auf die Probe gestellt werden. Auch die Beschwerden des Älterwerdens und die Last der Krankheit würden bei einigen manchmal Zweifel aufkommen lassen. Eines aber sei gewiss: „Gott kennt jeden Einzelnen von uns, und er kennt uns besser, als wir es uns vorstellen könnten. Gott zeigt sich uns genau in den Momenten, wo wir es am wenigsten erwarten würden. Er ist da!“
Nach den von Thomas Franz vorgetragenen Lesungen sowie der Verkündigung des Heiligen Evangelium nach Johannes durch Diakon Karl-Heinz Becker ging Weihbischof Diez auf das Leitwort der Walldürner Wallfahrt – „Als Glaubende gehen wir unseren Weg“ – sowie auf das Walldürner Blutwunder näher ein.
Nahe beim Herrn sein
Menschen würden ihren Alltag unterbrechen, um an einem heiligen Ort zu sein, an einer Gnadenstätte, von der sie sich selbst Gnaden für ihr Leben, für ihre Familien, in all ihren Sorgen und Nöten erhoffen würden. Sie wollten ganz nahe sein beim Herrn, ganz nahe dort, wo er sichtbare Zeichen seiner Nähe gewirkt habe. An einem solchen Ort sei bildlich gesprochen der Himmel offen. Dort seien die Bitten und Gebete gefühlt noch intensiver bei Gott angekommen. Das ziehe Jahr für Jahr Menschen nach Wallfahrtsorten wie Walldürn mit all deren Bitten, Sorgen und auch voller Dank.
Sein Leben mit einem Lebensbaum und den „Baumringen“ vergleichend und näher auf das Gebet und das Beten zu sprechen kommend, versuchte der Weihbischof den Wallfahrern verständlich zu machen, dass nicht immer die Erfüllung dieser gesprochenen Gebete automatisch gelinge, so wie auf Knopfdruck, selbst wenn diese an solchen besonderen Orten der Nähe Gottes gesprochen würden. Und auch nicht nach den Strapazen einer langen und manchmal auch quälenden Fußwallfahrt.
Was könne man da tun, wenn man nach solchen Erfahrungen nicht von enttäuschten Hoffnungen sprechen möchte? Er persönlich meine, dass da zwei Gedanken besonders helfen könnten und auch würden: Einmal sei es das Motto des diesjährigen Pilgerjahres von Walldürn – „Als Glaubende gehen wir unseren Weg“ –, und zum anderen sei es der Blick in das Evangelium nach Johannes, das man zuvor gehört habe.
Das Wallfahrtsmotto sag ihm zuerst, dass wir Menschen nie allein seien auf diesem unserem irdischen Weg. Wir seien als Gemeinschaft unterwegs – tragend, stützend, stärkend. Zu diesem Leben in der Gemeinschaft würden auch Fragen gehören, Ungeduld, auf den ersten Blick sicher auch unerfüllte Bitten, vielleicht auch Enttäuschungen.
Gott hat alles im Blick
„Aber wir dürften als gläubige Gemeinschaft darauf vertrauen, dass Gott immer alles im Blick habe – den Moment gerade jetzt, die Zeit in zehn Jahren, die Zeit davor. Er füge die Dinge zu einem Ganzen, das wir eines Tages zufrieden und dankbar in den Händen halten könnten.
Ein jeder anwesende Senior sei in diesem Leben schon ein ganzes Stück Weg gegangen und habe sicher bereits den größten Teil seines Lebens und damit seines Weges geschafft. Wenn man zurückblicke, dann könne man feststellen, dass das Leben zwar vorwärts gelebt, aber rückwärts verstanden werde.
Dann kämen oftmals solche Sätze zum Vorschein wie: „Gut, dass es anders gekommen ist“ oder „Der liebe Gott hat es richtig gefügt!“ Es gehe also um den Glauben, um das Vertrauen in Gottes Wege, die nicht immer unsere Wege seien. Er sei gemeinsam mit uns auf dem Weg, aber er sei der, der das Ziel kenne. Er sehe unseren Glauben und werde die Dinge gut machen. Und zum zweiten sei es der Blick ins Evangelium von Johannes. Da stehe ein ganz wichtiger Satz drin. Natürlich seien alle wichtig, aber er wolle stellvertretend einen herausgreifen: „Jeder, der an mich glaubt, geht nicht verloren, sondern hat das ewige Leben!“ Das sei doch ein gigantischer Satz. Wer glaube, der sei nicht nur nicht allein, sondern habe das ewige Leben. Das heiße, was auch immer gewesen sei und noch komme und sein werde – als Glaubende seien wir schon gerettet.
Gott habe seinen Sohn in die Welt gesandt, damit jeder, der glaube, nicht verloren gehe. Mit Jesus Christus zusammen auf dem Weg wüssten wir schon, dass am Ende alles gut werde. Darauf dürften wir hoffen, vertrauen, und dafür dürften wir danken.
Dies wolle man nun in dieser Feier der Eucharistie an diesem Ort, wo Himmel und Erde sich berühren würden, tun.
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