Walldürn. Auch am vierten Wallfahrtssonntag der vierwöchigen Wallfahrt „Zum Kostbaren Heiligen Blut“, am traditionellen „Tag der Heimatvertriebenen, Aussiedler und ausländischen Mitbürger“, weilten zahlreiche Pilger in Walldürn.
Im Mittelpunkt stand das Pontifikalamt mit Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB aus Schäftlarn, das feierlich umrahmt wurde von Organist Christopher Henk sowie vom gemischten Chor des Kirchenchores St. Cäcilia und dem MGV „Frohsinn“, die unter der Leitung von Michael Wüst die „Messe brève no. 7 in C aux Chapelles“ von Charles Gounod zur Aufführung brachten.
Nach der Begrüßung hob Stadtpfarrer und Wallfahrtsleiter P. Josef Bregula OFM Conv. hervor, dass die diesjährige Wallfahrt unter dem Leitwort „Als Glaubende gehen wir unseren Weg“ stehe. Durch diese Worte des Apostel Paulus würden wir Christen die Zusage für das ewige Leben und die Heimat bei Gott erfahren. Jesus Christus habe sein kostbares Blut für uns Menschen vergossen und hier am Walldürner Gnadenaltar als sichtbares Zeichen seiner bleibenden Gegenwart hinterlassen. So wünsche er allen, aus der Begegnung mit dem Heiligen Blut und der Feier der Heiligen Eucharistie an diesem Sonntagvormittag im Glauben gestärkt zu werden und mit Mut und Zuversicht wieder in den Alltag zurückzukehren.
Nach den von zwei Lektorinnen der Ackermann-Gemeinde vorgetragenen Lesungen sowie der Verkündigung des Heiligen Evangeliums nach Markus durch Diakon Friedhelm Bundschuh stellte Abt em. Dr. Emmeram Kränkl vom Orden der Benediktiner aus Schäftlarn Worte und Gedanken über das Leitwort der Wallfahrt zum heiligen Blut in den Mittelpunkt seiner Predigt.
Er habe bereits zweimal den Wallfahrtsort Lourdes besucht, einmal als Tourist während einer Pyrenäenwanderung mit einem Mitbruder und einmal als Pilger zusammen mit einem Pilgerzug für Kranke und Behinderte nach Lourdes.
Während er als Tourist nur die Oberfläche dieses Wallfahrtsortes gesehen und vom eigentlichen Anliegen der Wallfahrtsstätte überhaupt nichts mitbekommen habe, habe er als Pilger und Begleiter des Behindertenzuges tiefe Eindrücke mit nach Hause nehmen können. Die Gebetsatmosphäre und die liebevolle Sorge vieler Freiwilliger für die Kranken und Behinderten habe ihn tief beeindruckt. Die Kranken seien zwar nicht geheilt, aber doch gestärkt nach Hause zurückgekehrt. Diese Eindrücke, die er als Pilger und als Tourist gewonnen habe, hätten sich wie Tag und Nacht unterschieden.
Eine touristische Reise befriedige vor allem die Neugier. Wenn man etwa fremde Städte oder Länder besuche, lerne man diese als Tourist meist nur kurz und oberflächlich kennen. Der Reiseleiter zeige einem die besonderen Sehenswürdigkeiten eines Landes, aber als Tourist werde man oftmals bzw. meistens nicht konfrontiert mit dem Elend des Landes, den Slums, mit der Armut der Bevölkerung. Das „Fremde“ in diesen Ländern werde den Wünschen der Touristen angepasst und damit letztlich zur Kulisse. Als Touristen seien wir gleichsam „Rundreisende“ ohne festes Ziel, möchten Neues sehen, Spaß haben, genießen.
Ganz anders dagegen der Pilger. Er habe ein bestimmtes Ziel, nehme Strapazen auf sich, verzichte auf Komfort und Luxus und möchte nur mit dem Notwendigsten, mit möglichst wenig Ballast, auskommen, denn dieser hindere ihn ja auf dem Weg zum Ziel. Das Ziel sei der Zweck seiner Pilgerschaft – ein Ziel, das ihn auch seiner eigentlichen Bestimmung, seinem Lebenssinn näherbringe. Darum seine eine Pilgerreise oft auch verbunden mit innerer Einkehr und nicht selten auch mit Umkehr, und somit also mit Lebensänderung.
Das Leben eines typisch modernen, säkularen Menschen gleiche mehr oder weniger dem eines Touristen. Es gehe ihm um Abwechslung, Wellness, Genuss. Das Leben eines Christen dagegen nach dem Apostel Paulus einer Pilgerreise. Hier auf Erden lebten wir gleichsam in Zelten, die jederzeit abgebrochen werden könnten, die uns also keine endgültige Heimat bieten könnten. Wir lebten sozusagen in der Fremde, denn wir hätten hier auf Erden kein festes Zuhause.
Dabei würden wir diesen unseren Weg zum endgültigen Ziel nicht als Schauende, sondern als Glaubende gehen. Wir würden glauben, dass das Ziel unseres Lebens Gott sei, aber wir könnten ihn mit unseren Sinnen weder sehen, noch hören, noch tasten, noch mit unserem Verstand erfassen.
Der zuvor in der ersten Lesung gehörte Hebräerbrief stelle Abraham und seine Frau Sara als Vorbild für unseren Glauben hin. Das 2. Vatikanische Konzil habe diesen Gedanken aufgegriffen. Es sehe das die Kirche nicht mehr als „Haus voll Glorie“, als herrlich und triumphierende Kirche, sondern als pilgerndes Gottesvolk, das zwischen den Verfolgungen der Welt und den Tröstungen Gottes auf ihrem Pilgerweg dahin schreitet.
Die Zielgruppe dieses Gottesdienstes seien vor allem aus ihrer Heimat Vertriebene, Flüchtlinge und Aussiedler. Sie alle hätten die Erfahrung gemacht, dass unsere irdische Heimat nichts Festes, Sicheres, Endgültiges sei und war. Sie alle hätten ihre Heimat verlassen müssen, aus welchen Gründen auch immer.
So falle es leichter, den Status zu begreifen, den wir Christen eigentlich hätten: dass wir Pilger seien – unterwegs zu einer anderen endgültigen Heimat. In diesem Sinne seien alle ja auch an diesem Tag hierher nach Walldürn gepilgert.
Wenn wir innerlich erfasst hätten, dass wir hier auf Erden keine feste Heimat hätten, dann habe dies natürlich auch Folgen für unser Leben hier in dieser Welt, wie er im Anschluss anhand von einigen Beispiele aus dem Leben von Paulus und einiger Evangelien dann auch aufzuzeigen und deutlich zu machen versuchte. ds
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