Gelungene 750-Jahr-Feier

Fulminantes Freudenfest in Glashofen

Für die Besucher gab es am Sonntag und Montag ein tolles Programm

Von 
Engelbert Kötter
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Glashofen. Die Höhengemeinde Glashofen beging am Sonntag und dem Maifeiertag ein Doppeljubiläum: Gefeiert wurde die urkundliche Ersterwähnung des Dorfes vor 750 Jahren und das 50-jährige Bestehen des Kindergartens St. Wendelin.

Die Feierlichkeiten begannen mit einem Fest- und Dankgottesdienst am Sonntagmorgen, dem sich ein Festzug vom Gotteshaus hinüber zum Festzelt hinter dem Kindergarten anschloss. Mit drei kräftigen Schlägen zapfte Bürgermeister Markus Günther mit Ortsvorsteher Erich Bundschuh zusammen um 11.19 Uhr das erste Fass an und eröffnete damit den Festbetrieb. Die 40-köpfige Trachtenkapelle Höpfingen begleitete ihn mit ebenso heiterem wie kräftigem Klangvolumen.

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750-Jahr-Feier in Glashofen

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35 Einzelaussteller hatten die Organisatoren auf die Beine gestellt, um im Ortskern die Festbesucher bei strahlendem Sonnenschein zum vergnüglichen Flanieren durch die einzelnen Stationen und häufig auch zum Mitmachen einzuladen. Das Angebot reichte vom Bogenschießen über Darbietungen der Jugendfeuerwehr, bis hin zur Ausstellung von Oldtimern, Oldtimer-Motorrädern, Traktoren und historischen Fotos zum Ortsgeschehen.

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Auch ortsansässige Unternehmen präsentierten ihre Leistungsfähigkeit in einer kleinen Gewerbeschau. Die Kinder des Kindergartens St. Wendelin präsentierten in einer hochkarätigen Vorführung am Nachmittag mit ihren Erzieherinnen zusammen ein „Fest auf Burg St. Wendelin“. Nachtwächter kündigten dabei zahlreiche Szenen an, die von kostümierten Kindern bravourös mit Leben erfüllt wurden, zum Beispiel tanzende Prinzessinnen, kämpfende Turnierritter, fleißige Handwerker und Bauern, lustige Gaukler, zechende Burgleute – und sogar tobende Burgmäuse.

Es schloss sich ein offizieller Festakt im Festzelt an. Bürgermeister Markus Günther erinnerte daran, dass der Schlüssel der Geschichte in den Menschen selbst läge, die an ihr wie an einem Teppich mit gewebt hätten. Er lobte die Macher hinter dem Jubiläumsfest. Durch die geschaffenen Tagesattraktionen sei es ihnen gelungen, 750 Jahre Ortsgeschichte in vielen Facetten anschaulich zu machen und unter den Mitbürgern und Gästen Festtagslaune zu verbreiten.

Gegenwart gestalten

Geschichte habe den Zweck, sagte er, mithilfe gewonnener Erkenntnis Gegenwart zu gestalten. So bereite man Zukunft vor. Günther unterstrich, dass es den Glashofenern durch die Zeit hindurch immer gelungen sei, jeweilige Herausforderungen zu meistern: „Die Glashofener sind innovative Menschen, mit Weitsicht und Durchsetzungskraft.“ Als eine tragende Säule der dörflichen Gemeinschaft von heute, stellte Günther das Ehrenamt heraus. In Glashofen sorge gelebtes Miteinander für gegenseitiges Vertrauen und Zugehörigkeitsgefühl. Wer daran teilhabe, könne in Glashofen Heimat und Verwurzelung finden.

Landrat Dr. Achim Brötel attestierte Glashofen, als Ort und Dorfgemeinschaft heute gut aufgestellt zu sein. In den letzten Jahrzehnten habe Glashofen den Strukturwandel im ländlichen Raum aktiv gestaltet, sei zu einem modernen Wohn- und Lebensort mit buchstäblich preisgekrönter Dorfentwicklung geworden. Das sei das Verdienst zahlreicher „helfender Hände, mitdenkender Köpfe und durchsetzungsfähiger Persönlichkeiten“ in Glashofen.

Dr. Brötel hob die herausragenden Leistungen des ehemaligen Ortsvorstehers Heinrich „Heini“ Hennig hervor. Der habe während seiner 44-jährigen Dienstzeit Strukturen entwickelt, die ihrer Zeit weit voraus waren. Dinge, die andere noch nicht einmal als Gedanken erwogen hatten. Seine Ideen habe er mit Entschlossenheit und Mut in die Tat umgesetzt und Glashofen zu seiner modernen Struktur von heute wesentlich geprägt.

Seit 2019 führe Erich Bundschuh das von Hennig übernommene Amt mit demselben Elan weiter. Glashofen sei hervorragend aufgestellt und ziehe, als Wohnort, Menschen aufs Land. Nicht zuletzt wegen seiner Familienfreundlichkeit, dank eines eigenen Kindergartens „unter der Leitung von Patricia Ackermann und ihrem tollen Team – wirklich ein Glücksfall“.

In seiner Laudatio lud der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, Peter Hauck (MdL), dazu ein, das Jubiläum „750 Jahre Glashofen“ zeitlich zu differenzieren, in zuletzt rund 75 Jahre Demokratie – und die mehr als 675 Jahre zuvor. „Ganz zweifelsohne ist die Demokratie diejenige Periode, in der es uns allen am besten ging. Es waren Jahre in Frieden und Freiheit. Die knapp 700 Jahre zuvor, darf man wohl als eher als für die Menschen schwierige Verhältnisse bezeichnen.“

Existenzängste hätten abgenommen, seit sich niemand mehr darum sorgen müsse, ob seine selbst erzeugten Feldfrüchte dazu ausreichen werden, um mit der Familie über den Winter zu kommen. Hauck: „Auch die Menschen in Glashofen konnten sich von der landwirtschaftlichen Versorgung unabhängiger machen, konnten sich einen bescheidenen Wohlstand erwirtschaften.“ Es gäbe heute keine notgedrungenen Abwanderungen mehr, eher einen spürbaren Zuzug im ländlichen Raum.

Minister Hauck, nicht ohne Augenzwinkern: „Wenn jetzt auch noch der Brei-band-Anschluss erfolgt, gibt es keinen Grund mehr, nicht in Glashofen zu wohnen.“ Den Bürgern im Jubiläumsort gab er mit auf den Weg: „Dörfer sind keine Ansammlungen von Häusern, sondern gelebte Gemeinschaften. Das gilt es auch in Zukunft zu wahren.“

Stadtpfarrer Pater Josef Bregula unterstrich: „Nur durch die Mitarbeit von vielen kann eine Gemeinschaft gedeihen und fortbestehen.“ Mit Blick auf das 50-jährige Bestehen des Kindergartens St. Wendelin unterstrich er: „Es ist wichtig, dass gerade auch den Kindern religiöse Erfahrung nicht verlorengeht und ihnen Gottes Gegenwart unter den Menschen erlebbar gemacht wird.“ Bregula sprach mit der Festversammlung zusammen ein Dank- und Segensgebet für die Menschen Glashofens, ihren Ort und ihre Zukunft.

Grußworte

Der Evangelische Stadtpfarrer Karl Kreß skizzierte, dass 750 Jahre Glashofener Ortsgeschichte gleichzusetzen sei mit 30 Generationen von Menschen in ihrer Zeit. Er wandte sich entschieden gegen den sich ausbreitenden Zukunftspessimismus: „Eine jede Generation hatte ihre Kämpfe durchzustehen, aber Gottes Bewahrung ging immer mit ihnen. Warum also nicht auch in Zukunft? Hätten unsere Eltern so zukunftsängstlich gedacht wie wir heute, dann wären wir jetzt gar nicht da.“

Umso mehr mahnte Kreß an, die besondere Schönheit des Ortes Glashofen und seiner landschaftlichen Einbettung zu begreifen und den Ort zur Heimat für seine Bewohner zu machen. Instrumente dazu seien zukunftsfröhliches Gottvertrauen ebenso, wie bürgerliches Engagement mit der Bereitschaft, Ämter mit Verantwortung zu übernehmen.

In seiner Ansprache stellte Ortsvorsteher Erich Bundschuh noch einmal einen Abriss der an diesem Tag gefeierten Ortsgeschichte vor Augen. Er verlas nicht nur die der Feier zugrundeliegende Urkunde, sondern unterzog die Geschichte Glashofens einer strukturellen Analyse. Er zeigte auf, wie die jeweiligen historischen Sachverhalte seinerzeit die jeweilige Lebenswirklichkeit der Einwohner Glashofens geprägt haben. So weckte er das Verständnis seiner Zuhörer dafür, dass es in heutiger Zeit mehr Menschen dazu benötige, aus gestalteter Gegenwart Zukunft zu formen. „Schuster, Bäcker und Schmied sind aus dem Ort verschwunden, neue Gewerke, die es unlängst noch gar nicht gab, prägen heute den Broterwerb unserer Menschen im Ort.“

Viele Gäste auf der Höhe

Er mahnte, das bis heute für Glashofen Erreichte nicht durch „zunehmende“ Individualisierung“ aufs Spiel zu setzen, sondern die Dorfgemeinschaft durch Mittun lebendig zu halten und sie in die Zukunft zu führen. Er dankte allen, die zum Gelingen des Jubiläumsfestes an verschiedensten Stellen beigetragen haben. Schätzungsweise 2500 Gäste allein am Sonntag, waren in die Höhengemeinde gekommen.

Mit den politischen Ehrengästen zusammen enthüllte Ortsvorsteher Bundschuh eine vom akademischen Bildhauer Rainer Englert geschaffene Skulptur aus Glashofener Eiche, die Henricus von Glashoven zeigt. Diese wird im Ortskern aufgestellt werden.

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