Walldürn. Unter dem Leitwort der Wallfahrt Zum Heiligen Blut – „Ich will euch Zukunft und Hoffnung geben“ (Jeremia, Kapitel 29, Vers 11) – stand am Mittwoch der Regionalwallfahrtstag der Frauen aus der Region Odenwald-Tauber. Im Mittelpunkt stand am Vormittag zunächst das Pontifikalamt mit Bischof Dr. Bertram Meier aus Augsburg als Hauptzelebrant. Das Pontifikalamt am Mittwochvormittag sowie die Andacht am Mittwochnachmittag wurde durch Bezirkskantorin Julia Kohler aus Tauberbischofsheim auf der Dauphin-Orgel der Basilika kirchenmusikalisch begleitet und festlich umrahmt.
Nach dem Einzug des Hauptzelebranten und des für die Gestaltung des Gottesdienstes der Frauenwallfahrt 2023 zuständigen Vorbereitungsteams mit Rosi Baumann (Tauberbischofsheim), Hildegund Berberich (Hardheim), Ingrid Faschan-Gehrig (Walldürn), Elisabeth Hell (Götzingen), Regina Köhler (Hainstadt) und Brunhilde Marquardt (Walldürn) sowie der Vertreterinnen des Dekanatsteams in die Basilika begrüßten Stadtpfarrer und Wallfahrtsleiter P. Josef Bregula OFM Conv., die kfd-Vorsitzende des Dekanats Mosbach-Buchen, Elisabeth Hell, und Bischof Dr. Bertram Meier die Teilnehmerinnen in der vollen Wallfahrtsbasilika.
Nach der von Brunhilde Marquardt als Lektorin vorgetragenen Lesung aus dem Prophetenbuch Jeremia und dem von einem Kozelebranten verkündeten Heiligen Evangelium nach Matthäus stellte der erstmals in Walldürn weilende Bischof das Leitwort in den Mittelpunkt seiner Predigt.
Wie er zu Beginn hervorhob, stamme dieses Leitwort vom Propheten Jeremia, ein Trostwort an die Gemeinde im Exil in Babylon, durch das Jeremia die Israeliten damals ermutigen wolle, auch unter den schwierigen Bedingungen des Exil Fuß zu fassen. Gott mache durch den Propheten deutlich: „Ich stehe zu euch, schaut nach vorn, resigniert nicht – ich bin bei euch!“ Wo Menschen einander Räume der Begegnung schaffen, Verantwortung füreinander tragen und ihre Potenziale entfalten würden, da eröffne sich Zukunft, das wachse Hoffnung.
Der Gekreuzigte der Heilig-Blut-Reliquie rufe allen Frauen zu, solidarisch miteinander zu sein, Mut zu fassen, nicht zu verzagen. Er als „Weltkirche-Bischof“ danke allen Frauen, die sich in ihren Pfarrgemeinden, im beruflichen und politischen Kontext wie auch im familiären Umfeld gegen jedwede ungerechte Struktur einsetzen würden, indem sie ihre Stimmen erheben würden, aber gerade auch durch ihr aktives Handeln sowie durch ihr Gebet.
Die Heilig-Blut-Reliquie, die zugleich mehrere „Verronicae“ zeigte, verweise darauf, dass es vornehmlich viele Frauen aus dem Umfeld von Jesu gewesen seien, die seinen Leidensweg begleitet hätten bis zu seinem bitteren Tod am Kreuz. Von daher verwundere es nicht, wenn die Frauen auch die ersten Zeuginnen seiner Wiederauferstehung gewesen seien. Tatsache sei, dass die Frauen im Umfeld Jesu Christi eine wichtige Rolle gespielt und eingenommen hätten. Jesus habe sie wahrgenommen, ihre Würde geachtet, sie ernst genommen – und damit manche gesellschaftliche Konvention überschritten.
Gegenwärtig werde im Rahmen der synodalen Erneuerungsprozesse viel über die Rolle der Frau in der Kirche diskutiert. Es sei eins von vielen Themen, welche die Kirche in Deutschland beschäftigen würden. Er selbst nehme momentan wahr, dass die Debatten über „den richtigen Weg“ immer schärfer und mit zunehmender Polemik geführt würden. Die Gräben würden sich zusehend vertiefen – leider!
„Viel Luft nach oben“
Kirche heute sei ohne den Einsatz vieler Frauen einfach nicht denkbar. In vielen Gemeinden seien es Frauen, die das kirchliche Leben vor Ort „am Laufen halten“ würden. Die Kirche brauche deren Zeugnis als treue Jüngerinnen Jesu. Er plädiere dafür, alle bereits bestehenden Spielräume auszunutzen, um neben den intensiven und auch berechtigten Diskussionen um Frauenpriestertum und um das Amt der Diakonin Wege zu suchen, um der Würde und der Wertschätzung der Frauen gerecht zu werden. Da sei von heute auf morgen weitaus mehr möglich und noch „viel Luft nach oben“.
Beeindruckend nach dieser Predigt dann die von den Mitgliedern des Vorbereitungsteams der Frauenwallfahrt vorgetragenen Fürbitten, und danach die symbolische Gabenbereitung am Altar, sowie im Anschluss daran das Gabengebet, der Friedensgruß, die Kommunion, das Schlussgebet, der von Hauptzelebranten erteilte Schlusssegen sowie das zum Auszug gemeinsam gesungene „Danket dem Herrn, denn er ist gut“. Die Kollekte war bestimmt für das Frauenhaus im Neckar-Odenwald-Kreis und für das kfd-Projekt „Frauen in Not“.
Am Mittwochnachmittag fand dann eine Andacht mit eucharistischem Segen mit Pater Josef als Hauptzelebrant statt, in deren Mittelpunkt die Ansprache von Dr. Jeremia Kraus vom Institut für Pastorale Bildung in Freiburg stand, und am Abend die Frauenliturgie, bei der die Regionalfrauenreferentin Regina Köhler die Leitung innehatte und in deren Mittelpunkt das Symbol des Labyrinths stand, das dazu einlud, das Leben in seiner ganzen Fülle zu durchschreiten – ein Gedanke, der sehr gut zur Sonnenwende an diesem Tag passte.
So sang die Liedermacherin Elisabeth Sandel aus Seckach zu Beginn „Ein Jahr ist schnell vorüber, es ändert sich die Zeit. Vergang´nes kehrt nicht wieder und Neues macht sich breit“, und fünf Frauen des Vorbereitungsteams erzählten von Situationen aus ihrem Leben, in denen sie sich Weisung und Begleitung wünschten. Schließlich wurden die Gottesdienstbesucherinnen dann noch eingeladen, mit dem Symbol eines Steines auch ihre Anliegen und Wünsche im Labyrinth abzulegen und im stillen Gebet vor Gott zu bringen.
Mit der Bitte um den Segen und dem gemeinsam gesungenen Lied „Sei behütet auf deinen Wegen“ endete dieser Schlussgottesdienst, und im Anschluss daran bestand dann die Möglichkeit, bei Wasser und Gebäck noch ein letztes Mal gemeinsam miteinander ins Gespräch zu kommen.
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