Gottersdorf. Jeder kann etwas. Einige auch etwas ganz Besonderes. So wie Silvia Neid und Rolf Miller. Nur muss es ein jeder für sich herausfinden. Deswegen veranstaltet der Walldürner Verein Pepperoni im Rahmen seiner Sommerbühne seit vielen Jahren eine regionale Talentschau. Auf die Bühne wagen dürfen sich dort Menschen jeden Alters. Mit allem, was sie dort – vielleicht sogar zum ersten Mal – einem Publikum präsentieren möchten. Seit 1983 gelangen so auf den Brettern, die die Welt bedeuten, beeindruckende Darbietungen von Menschen von hier: Gesang, Jonglage, Musik, Pantomime, Rezitation, ShowActs und dergleichen mehr.
Zelt war überfüllt
So war denn auch bei der diesjährigen Sommerbühne am Donnerstag, dem zweiten von vier Veranstaltungstagen, die inzwischen legendäre Talentshow der Zelt(über)füller des Abendprogramms. Über die regionalen Medien sowie vor Ort verteilte Handzettel, war im Vorfeld der Veranstaltung öffentlich um die Teilnahme von (Nachwuchs)Talenten geworben worden. „Wer etwas zeigen kann und will, ist uns herzlich willkommen“, sagt die Sprecherin des Vereins, Eva Eiermann-Sweazey, Höpfingen.
In der Region ist die Pepperoni Sommerbühne längst eine feste kulturelle Institution. Zur Pepperoni Talentbühne 2023 beispielsweise, waren heuer über 70 der 110 verfügbaren Plätze bereits im Vorverkauf vergeben worden. Die Wand des Veranstaltungszeltes musste an diesem Abend geöffnet werden, um den 130 Gästen Platz zu bieten. Trotzdem: Der Abend war Club-Atmosphäre pur: Kleinkunst, hautnah. Elf Personen mit zehn Darbietungen betraten an diesem Sommerabend die Showbühne.
Rufus Beyersdorfer, Walldürn, zehn Jahre alt, beeindruckte mit zwei Soli auf der Taschentrompete. Cellist Adrian Walch, elf Jahre, Walldürn/München, trat zum ersten Mal öffentlich mit seinem Spiel auf einer Ukulele auf. Mit „Somewhere over the rainbow“, „Halleluja“ von Jeff Buckley und Shakiras „Waka, Waka“, sorgte er für die ersten Mitsinger des Abends. Clara Eiermann, 16 Jahre, Höpfingen, erntete für ihren selbst geschriebenen Poetry Slam-Text „Es war Freitagabend und ich wollte auf ´ne Party gehen“ lang anhaltenden Applaus.
Einfühlsam und mit feiner Stimme performte Celina Stumpf, 17 Jahre, Walldürn, ihre gecoverten, anspruchsvollen Songs mit melancholischem Tiefgang vor mucksmäuschenstillem Publikum und begleitete sich dabei auf dem E-Piano selbst. Als ein Akkordeon-Duo traten Emma-Maria Trunk, 16 Jahre, Rippberg und Marlene Bock, 18 Jahre, Walldürn, auf. Beide junge Frauen werden zurzeit an der Musikschule Walldürn ausgebildet. Für ihre vier Stücke von Astor Piazzolla, darunter auch „Lasst uns Brezeln kaufen“, kassierten sie die ersten „Bravos“ des Abends.
Julia Wroblewski, 18 Jahre, Buchen, sang zur Musik ihrer Gitarre die Stücke „Providence“ und „Just a friend to you“ mit großem musikalischen Einfühlungsvermögen. Die langjährig bühnenerfahrene Katharina Römmele zeigte ihre Stimmgewalt unter anderem mit dem Stück „Creep“, von Radiohead. Als Acapella-Künstlerin trat Simone Stich vor dem Pepperoni-Publikum auf. Mit dem Stück „You raise me up“, von Josh Groban, warb sie darum, in den Wundern die jedem begegnen das Wirken mal Gottes, mal eines Menschen zu erkennen.
Astrid Dörflinger, Buchen, zog das Auditorium mit schwäbischer Mundart-Comedy in ihren Bann. Sie bespielte die Unterschiede von schwäbischer und Odenwälder Mundart. In der Figur der Mariele „telefonierte“ sie mit ihrer Freundin Lisbethle und beklagte sich bei ihr, mit ButterIn, ZuckerIn und anderen ZutatInnen einen Käsekuchen für die „Obersimple“ des VGG, des Vereins für Gendergerechtigkeit, backen zu müssen. Der Regisseur der diesjährigen Pepperoni Sommerbühne, David Koch aus Köln, gab ebenfalls ein Gastspiel auf der Talentbühne und begleitete sich auf der Gitarre zu einem Lied über die Liebe, das Leben, die Freiheit und den Tod – in kölscher Mundart.
Durch den Abend führte Manuel Sturm, Walldürn, der sich hierbei einmal mehr als versierter, situationssensibler Moderator bewies. Den Beitrag Dörflingers etwa, kommentierte er: „Auf schwäbische Comedy trifft man selten. Die meisten denken: Das spare ich mir. . .“ Zum Abschluss der Abendveranstaltung bat er alle Talente noch einmal zu sich auf die Bühne, um ihnen eine scharfe Peperoni am Bande zu überreichen.
Ein Ranking der Darbietungen nach Publikumsbeliebtheit, fand jedoch bewusst nicht statt, wie die stellvertretende Sprecherin des Vereins, Susanne Lindlau-Hecht, erläutert: „Wir veranstalten mit der Talentbühne keinen Wettbewerb, der die Präsentierenden unnötig unter Druck setzen würde. Uns geht es darum, ihnen zu ermöglichen, sich vor Publikum auszuprobieren. Sie gehen ja nicht ohne ihre gewonnenen Eindrücke und das erlebte Feedback des Publikums nach Hause. Im Vordergrund all dessen steht aber, dass sich vom Künstler bis zum Publikum ein jeder wohlfühlt und einen schönen Abend hatte.“
In die Sommernacht hinein begleitete die Veranstaltungsbesucher nach der Pepperoni Talentbühne „Space Heist“ von der Musikschule Walldürn, als Late Night Band.
Talente haben ihren Weg gemacht
Im Nachgang vorangegangener Walldürner Pepperoni-Sommerbühnen, haben einige dort aufgetretene Talente im folgenden durchaus ihren Weg gemacht. Pegasus etwa, hat viele Jahre lang als namhafte Band der Region miteinander zusammen Konzerte gespielt. Der Walldürner Matthias Schenk, heute Nürnberg, hatte sich ebenfalls auf der Pepperoni-Talentbühne ausprobiert, arbeitet heute als selbständiger Business-Kabarettist und Keynote Speaker. Er ist Gewinner des Kleinkunstpreises und des Landesmedienpreises Baden-Württemberg sowie des Pro7-Quatsch-Comedy-Contests. Er ist Preisträger des Backnanger Treppenwitzes und des Schwarzen Schafs vom Niederrhein.
Pepperoni-Talent Andreas Manz, Walldürn, absolvierte an der Scuola Dimitri in Verscio/Schweiz eine Ausbildung zum Clown und gründete 1998 mit dem Schweizer Bernard Stöckli zusammen „Compagnia Due“. Markenzeichen der beiden Künstler ist bis heute „freche Theatralität, feine Komik und waghalsiger Slapstick, gewürzt mit Poesie, Clownerie, Improvisation und einem hinreißenden Humor“. Beide feiern in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bühnenjubiläum.
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