Wallfahrt zum Heiligen Blut

„Ein kleiner Tropfen allein genügt!“

Bischof Dr. Jung hielt die Predigt beim Pontifikalamt am Wallfahrtstag für Mömbris

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ds
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Bischof Dr. Jung hielt die Predigt beim Pontifikalamt am Wallfahrtstag für Mömbris. © Bernd Stieglmeier

Walldürn. Bischof Dr. Franz Jung aus Würzburg hielt am Montag bei der Wallfahrt zum Heiligen Blut die Predigt beim Pontifikalamt am Wallfahrtstag für Mömbris. In den Mittelpunkt seiner Predigt stellte der Bischof das Leitwort der diesjährigen vierwöchigen Hauptwallfahrtszeit „Als Glaubende gehen wir unseren Weg“ (2. Kor. 5,7) sowie die Bedeutung des Blutes für jeden gläubigen Christen. Kirchenmusikalisch feierlich umrahmt wurde das Pontifikalamt von der Pilgergruppe aus Mömbris sowie von einer Bläsergruppe aus Külsheim und von der Organistin der Basilika und Kirchenmusikerin Katrin Agbowo auf der Dauphin-Orgel der Basilika.

Nachdem der Hauptzelebrant, Bischof Dr. Franz Jung aus Würzburg von den ihn begleitenden Konzelebranten und circa 30 Ministranten unter dem feierlichen Geläut der Glocken der Wallfahrtsbasilika vom katholischen Pfarrheim aus über den Wallfahrtplatz durch die voll besetzte Wallfahrtsbasilika zum Hochaltar geleitet worden war, begrüßte Stadtpfarrer und Wallfahrtsleiter P. Josef Bregula, OFM dort zu Beginn des Pontifikalamtes in seiner Begrüßungsansprache neben den von nah und Fern angereisten Wallfahrern sowie Gottesdienstbesuchern den Hauptzelebranten, Bischof Dr. Franz Jung, die Mitbrüder im Geistlichen Amt, Diakon Tobias Eckert, sowie die am Montagmorgen in Walldürn weilenden großen Pilgergruppen – darunter vor allem die Pilgergruppen aus Mömbris, Külsheim, Eiersheim und Üssigheim. Ganz besonders freute er sich darüber, dass auch viele Kranken und auf Hilfe Angewiesenen diesen Gottesdienst mitfeiern konnten.

Sichtbares Zeichen

Näher auf das Leitwort eingehend sagte er, dass es in dieser aktuellen schwierigen Zeit angesichts von so vielen Kriegen, Katastrophen und Krisen nicht immer einfach sei, im christlichen Glauben stark zu bleiben. Auch die Krankheit und andere persönliche Sorgen würden vielleicht bei dem einen oder anderen Zweifel aufkommen. Jesus Christus habe sein kostbares Blut für uns Menschen vergossen und hier am Walldürner Gnadenaltar als sichtbares Zeichen hinterlassen.

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Er wünsche allen Wallfahrerinnen und Wallfahrern, Pilgerinnen und Pilgern sowie Gottesdienstbesucher, dass ein jeder durch diese Wallfahrt an dieser Gnadenstätte gestärkt werde und mit Mut, Zuversicht und Hoffnung in den Alltag zurückkehre und weiter diesen Weg als Glaubender gehen könne.

Nach den Lesungen aus dem 1. Brief des Apostel Petrus und nach der Verkündigung des Heiligen Evangelium nach Johannes durch einen Konzelebranten stellte Bischof Dr. Jung an den Beginn seiner Wallfahrtspredigt die vom Heiligen Thomas von Aquin in seinem Hymnus zu Fronleichnam Adore te devote („Gottheit tief verborgen“) gedichteten Worte „Gleich dem Pelikane starbst du, Jesu mein; wasch in deinem Blute mich von Sünden rein. Schon ein kleiner Tropfen sühnet alle Schuld, bringt der ganzen Erde Gottes Heil und Huld“ und hob dabei insbesondere die persönlich angefügte Anmerkung und Feststellung hinzu: „Ein kleiner Tropfen allein genügt.“

„Ein kleiner Tropfen allein genügt!“ – dies kenne man auch anderen Zusammenhängen, etwa in Bezug auf die Kriminaltechnik oder auf den Blutzuckergehalt. In einem einzigen Tropfen seien die gesamten Informationen über den Menschen und sein Leben enthalten. So sei es auch mit dem einen Blutstropfen Christi: in ihm sei das Geheimnis der Lebenshingabe Christi vollkommen enthalten ohne Abstriche.

So, wie das eine Brot gebrochen werde, ohne je aufgegessen zu werden, so sei es auch mit dem Kelch, der getrunken werde, ohne jemals ausgetrunken zu werden. Und wie im kleinsten Stückchen Brot das Ganze des Heils enthalten sei, so sei auch im kleinsten Tropfen des Blutes Christi die ganze Liebe des Herrn enthalten. „Das Ganze im Fragment“, wie der große Theologe Hans Urs von Balthasar einmal formuliert habe. Das sei das Geheimnis des Sakraments, in dem ein kleines, ja kleinstes Zeichen das ganze Heil darstelle und zugleich mitteile. Denn es gehe nicht um Vielerlei und Vieles, sondern um Viel.

Hildegard von Bingen habe in einer Vision so wunderbar gesehen, wie die Personifikation der Kirche in der Figur der Maria unter dem Kreuz stehe mit einem Kelch in der Hand. Mit diesem Kelch, dem Heiligen Gral, habe sie das Blut aus der Seite Jesu Christi am Kreuz aufgefangen, damit auch ja kein Tropfen des kostbaren Blutes verloren gehe, mit dem die Schuld der Welt gesühnt worden sei.

Aber sei es nicht die Tragödie unseres Lebens, das genau dieser eine Tropfen oftmals fehle – der eine Tropfen, der nötig sei, um das Fass unserer Selbstbezogenheit endlich zum Überlaufen zu bringen, damit wir auf den anderen zugehen würden? Der eine Tropfen, der in den Kommunikationsfluss den Geist der Liebenswürdigkeit einfließen lasse, so dass die Botschaft ankomme, ohne zu verletzten. Der eine Tropfen, der deutlich mache, dass im trüben Wasser der alltäglichen Routine nicht nur Dienst nach Vorschrift gemacht werde, sondern etwas vom Herzblut spürbar werde, mit dem wir zu Werke gehen würden. Der eine Tropfen, der das Salzmeer der Tränen zu Süßwasser verwandle, das Trost und Zuversicht schenke.

Herz blutleer geworden

Ja, an dem einen Tropfen hänge so viel – wie schade, dass es oft genau an diesem einen Tropfen fehle, weil unser Herz blutleer und hart geworden sei. Es sei der eine Tropfen des Blutes Christi, der uns immer neu reinige von unserer alten Schuld. Der eine Tropfen, der uns wie unser natürliches Blut kräftige in der Abwehr gegen die Infektionen der bösen Gedanken. Es sei der eine Tropfen des göttlichen Blutes, der uns gleich dem Sauerstoff den Geist Gottes schenke, der uns aufleben lasse.

Es sei der eine Tropfen, der helfe, unsere Wunden zu schließen und uns mit Gott zu versöhnen, damit wir nicht innerlich verbluten würden. Es sei der eine Tropfen, der uns die Leidenschaft für Gott und die Liebe zu Anbetung schenke, so dass uns beides in Fleisch und Blut übergehe.

Der eine Tropfen verwandle die Welt und unser aller Leben! Auf den einen Tropfen komme es an. Daher rühre auch der ehrfürchtige Umgang mit den eucharistischen Gaben. Dieselbe Sorge, die wir an den Tag legen würden, dass kein Partikel des Leibes Christi verloren gehe und kein Tropfen des Blutes Christi verschüttet werde, dieselbe Sorge sollten wir auch an den Tag legen im Umgang mit den Gliedern am Leib Christi. Wo es uns gelinge, im ehrfürchtigen Umgang miteinander in jede Geste und jedes Wort einen Tropfen der Liebe des Herrn hineinzulegen, da würden wir wahrhaft eucharistische Menschen, die die Liebe Gottes und seines Sohnes Jesu Christi verbreiten würden.

Ein Tropfen allein genüge, denn in ihm sei alles enthalten: das sei kein Tropfen, der auf dem heißen Stein einfach verdampfe und verschwinde, sondern ein Tropfen, der uns den Himmel öffne zum ewigen Leben.

Bischof Dr. Jung beendete seine Predigt mit dem prägnanten Schlusssatz: „Ja Herr, gib uns immer diesen einen Tropfen, der so notwendig ist, dass wir aufleben und deine Erde im Geiste der Liebe verwandelt wird!“ ds

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