Walldürn. Einen weiteren Höhepunkt der Hauptwallfahrtszeit „Zum kostbaren Heiligen Blut“ in Walldürn stellte am zweiten Wallfahrtssonntag das Kommen von Bischof Wolfgang Ipolt aus Görlitz sowie seine Mitgestaltung des feierlichen Pontifikalamtes als Hauptzelebrant dar. In den Mittelpunkt seiner Predigt stellte Ipolt das Leitwort der Hauptwallfahrtszeit „Als Glaubende gehen wir unseren Weg“ (2. Kor 5,7) sowie Gedanken und Überlegungen zum Glauben, wobei er dieses Thema recht zeitkritisch beleuchtete und dabei eine zeitgemäße derzeitige und künftige christliche Glaubensrichtung aufzeigte. Kirchenmusikalisch feierlich umrahmt wurde das Pontifikalamt von Kirchenmusikerin und Organistin Kathrin Og-bowa und vom Kirchenchor St. Cäcilia Walldürn und einem Bläserorchester, die gemeinsam die „Messe in Es“ von Karl Kraft zu Gehör brachten.
Bischof Wolfgang Ipolt begann seine Predigt mit den Worten: „Sie haben sich für diesen Sonntag einen Bischof aus Ostdeutschland eingeladen, aus der Gegend in unserem Land, und wahrscheinlich sogar in ganz Europa, wo es die wenigsten Christen gibt, sondern die meisten Menschen schon in der zweiten oder dritten Generation ohne Glauben und Kirche aufgewachsen sind.“
Es sei erschreckend, wie fremd es dort für viele Menschen doch sei, zu einer Kirche zu gehören und an Gott zu glauben. Normal sei es eher nicht, nicht dazu zu gehören.
Das sei eine große Herausforderung für alle Christen, die als Glaubende ihren Weg gehen würden – und zwar nicht als Schauende, wie es auch im Wallfahrtsthema laute. Das bedeute, dass wir alle selbst immer Suchende und Fragende bleiben würden, und dabei fähig werden müssten, Rechenschaft zu geben von dem, was uns der Glaube bedeute – was ihn so kostbar mache, dass wir ihn auch „praktizieren“ würden. Und dass wir ab und zu sogar dazu bereit seien, für diesen Glauben die Strapazen einer Wallfahrt auf uns zu nehmen, und Zeit und Kraft zu investieren, um diesen Glauben stärken zu lassen. Das alles sei Ausdruck dafür, dass uns der Glaube etwas bedeute.
Dass Glaube uns etwas bedeute, das sei zu wenig für die gegenwärtige Situation der Kirche und des Glaubens. Es brauche heute Christen, die davon überzeugt seien, dass der Glaube ein Schatz sei, den man auch anderen anbieten könne und von dem man auch an-deren anbieten und von dem man darum mutig Zeugnis geben könne. Es brauche heute sprachfähige und auskunftsfähige Christen, die davon überzeugt seien, dass es unter uns Menschen mit einer Sehnsucht gebe, die nur Gott allein stillen könne.
Deshalb solle ein jeder an diesem Sonntag einen Augenblick lang der Frage nachgehen: „Was schenkt uns der Glaube? Warum sind wir der Meinung, dass es sich lohnt, als Glaubende den Lebensweg zu gehen?“
Diese Frage „Was schenkt uns der Glaube?“ stellte der Bischof in den Mittelpunkt seiner Predigt und fasste drei Aspekte zusammen:
Orientierung: Der Glaube schenkt uns Orientierung, einen Maßstab aus dem Evangelium, mit dem wir nicht in die Irre gehen.
Licht: Der Glaube wirft ein neues Licht auf manche schwierige Situation im Leben und lässt mich Gottes Willen entdecken.
Gemeinschaft: Der Glaube führt mich in eine neue Gemeinschaft, ohne die wir arm wären.
Viele Christinnen und Christenverlassen die Gemeinschaft der Kirche, nach Meinung des Bischofs nicht zuerst wegen der Kirchensteuer, dies sei meist ein vorgeschobener Grund. Möge die Wallfahrt zum Herrn, der sein Blut für uns Menschen als Liebe vergossen habe, alle darin bestärken, in der Gemeinschaft der Kirche zu bleiben – auch wenn Schwächen und Fehler mitgetragen werden müssen. Solange die Kirche aus Menschen bestehe, werde sie nicht fehlerfrei sein, sondern immer zurückbleiben hinter dem, was der Herr von ihr erwarte. Aber dieses Wagnis sei Jesus Christus selbst eingegangen, als er sein Werk den Aposteln übergeben habe. Abschließend forderte der Hauptzelebrant alle Wallfahrerinnen und Wallfahrer, Pilgerinnen und Pilger, sowie alle Gottesdienstbesucher dazu auf, zu versuchen, zuversichtlich und froh von diesem Schatz des Glaubens zu sprechen. Dies könne nicht ohne Wirkung bleiben. ds
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