Walldürn. Nach der Komplettabsage 2020 gab es 2021 immerhin eine eingeschränkte Wallfahrt. Die Hauptwallfahrtszeit vom 29. Mai bis 27. Juni war in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie in eine Wallfahrtsaison eingebettet. Die geht vom 11. April bis 17. Oktober. Wallfahrtsleiter und Stadtpfarrer Pater Josef Bregula OFM Conv., sagte am Sonntag, „es war eine Wallfahrt, die uns Pandemie-bedingt viel Engagement und Einsatz abverlangt hat“.
Vor vier Wochen habe Domkapitular Thorsten Weil aus Freiburg die Wallfahrt eröffnet und man habe mit dem Hygienekonzept diese Wallfahrt, wenn auch eingeschränkt, aber ohne Zwischenfälle durchführen können. „Wir haben in dieser Zeit viel über das Leitwort ,Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir’ gehört und dürfen uns sicher sein, dass er auch auf unserem weiteren Lebensweg unser Begleiter und Weggefährte sein wird und uns auch in schweren Zeiten immer zur Seite steht.“
Nach der Lesung aus dem Buch Jesaja durch Karin Kuhn und der Verkündung des Evangeliums nach Markus durch Diakon Hans Miko ging Pater Josef auf das Leitwort der Wallfahrt ein, „Fürchte dich nicht, den ich bin mit dir“ (Jesaja, 41,10a).
Für ihn fasse es die christliche Botschaft kurz und bündig zusammen. „Fürchte dich nicht!“ Schon bei der Geburt von Jesus rufen die Engel diese gute Nachricht den Hirten zu. Von da ab breite Jesus diese Botschaft überall aus, wo er hinkommt: Wenn er Einsame und Ausgeschlossene zu sich an den Tisch lädt; wenn er Kranke gesund macht; wenn er Ängstlichen Mut macht, ihren Lebensauftrag anzunehmen.
In allem, was Jesus damals tut, in allem, was der Geist Jesu bis heute in dieser Welt bewegt, immer klinge diese Zusage mit, wie ein Glockenton, der unser Leben begleitet: „Fürchte dich nicht, ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du gehörst zu mir!“ Deshalb hören wir diese Worte auch bei jeder Taufe; sie sind das Leitwort für christliches Leben, wie unterschiedlich es auch immer verlaufen mag. Gott spricht: „Fürchte dich nicht! Ich bin mit dir!“
Auf dem Weg durch das Leben gehe es manchmal rau zu. Plötzlich habe man das Gefühl: Ich stehe allein da. Der Boden wird mir unter den Füßen weggezogen. Ich verliere meinen Halt. „Jesus kennt diese Erfahrungen. Er redet nicht über die Sorgen der Menschen hinweg. Er versucht nicht, den Menschen ihr Leid und ihre Schrecken auszureden.
„Jesus schaut hin“
Im Gegenteil: Jesus schaut hin, wo Menschen in Not sind. Er geht bewusst zu ihnen. Gerade zu denen, die nicht für sich selbst sorgen können. Gerade zu denen, die gefangen sind in ihrer Angst, so bedrängt von dem Schweren, dass sie erlebt haben, dass sie gar nicht mehr hören können, wenn ihnen jemand zuruft ,Fürchte dich nicht!’“
Jesus gehe hin, auch und gerade wenn Menschen zweifeln. „Wenn der Glaube hilfreich sein soll, muss er sich in unseren Lebensgeschichten und in unserem Alltag bewähren, nicht nur bei schönem Wetter, sondern gerade auch in Krankheit und in stürmischen Zeiten“, so der Stadtpfarrer.
Im Evangelium habe man die Geschichte von der Bootsfahrt Jesu auf dem See Genezareth gehört. Von der Angst und den Zweifeln der Menschen auf dem Boot bei Sturmwind und hohen Wellen. Und wie Jesus Wind und Wasser zum Schweigen bringt. „Die Bibel ist realistisch: So schnell kann sich das Leben ändern! Du wirst krank. Du verlierst die Arbeit. Du stehst allein da. Kein Boden mehr unter den Füßen; das Wasser steht dir bis zum Hals“, sagte Pater Josef.
Zum Glauben gehören die Zweifel, zum Glauben gehöre es aber auch, um Gottes Aufmerksamkeit zu ringen. „Genau das tun die Freundinnen und Freunde Jesu, die mit ihm auf dem Schiff sind. Sie bitten und drängen Jesus: „Tu etwas, lass uns nicht im Stich. Du hast uns doch versprochen, bei uns zu sein und mit uns zu gehen. Du hast doch zu uns gesagt: ,Fürchtet euch nicht ich bin bei euch!’“
Wenn jemand in Not gerate, sei das oft wie bei einem Trichter: Immer enger werde unsere Welt. Die Ängste und Sorgen wachsen, niemand scheint uns mehr zu verstehen. Angst und Not machen einsam, fixiere auf einen selbst. „Hier auf dem Boot ist das anders. Die Freundinnen und Freunde Jesu sind auch im Zweifel und in der Angst zusammen nicht allein. Sie teilen ihre Angst, sie versinken nicht in ihrer Einsamkeit, sondern ringen gemeinsam um Gottes Beistand. Gemeinsam rütteln sie Jesus wach.“
Und weiter: „Genau dazu ist Kirche da. Miteinander und füreinander nach Wegen durch den Sturm zu suchen. Einander in der Angst beizustehen und füreinander zu beten. Miteinander Jesus zu drängen, dass Gott unsere Not nicht übersieht und vergisst, sondern neue Wege öffnet und bahnt. Wir brauchen einander, um uns wechselseitig im Glauben zu stärken, um Gott gemeinsam in den Ohren zu liegen, um gemeinsam zu spüren, wie Gott uns trägt und gemeinsam neue Wege zu entdecken.“
Immer informiert sein
Angst überwunden
Die Menschen im Evangelium werden gerettet, so Pater Josef, sie verlieren ihre Angst und werden in ihrem Glauben gestärkt. Gottes Macht sei stärker als der Sturm, Gottes Geist überwinde Krankheit und Tod, mache heil. Sie wurden froh, haben. Froh, weil ihre Angst überwunden wurde und sie neuen Mut bekommen haben.
Sie hätten erfahren, dass Gottes Zusage gilt: „Fürchte dich nicht!“ Sie haben auf dem stürmischen Meer erlebt, dass sie sich darauf verlassen können: „Der Glaube trägt nicht nur bei schönem Wetter, sondern auch durch die tiefen Täler und die schlimmen Stürme.“
Sie würden ihre Furcht verlieren, aber eine neue Ehrfurcht stelle sich im Gottvertrauen ein. Eine Ehrfurcht vor dem Sohn Gottes, vor Jesus, dem Wind und Wellen gehorsam sind, der am Ende seines Weges auch die Macht des Todes überwindet. „Eine Ehrfurcht, die alle Menschenfurcht hinter sich lässt und sich ganz diesem Christus anvertraut, der da ist für uns und uns durch alle Not trägt. Der uns zuruft: ,Fürchte dich nicht, ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du gehörst zu mir!’“
Hoffen auf Wallfahrt 2022
Nach der Predigt dankte der Stadtpfarrer allen, die sich für die Wallfahrt eingesetzt haben und zu ihrem Gelingen beigetragen haben. Eva-Maria Kötter, die Vorsitzende des katholischen Pfarrgemeinderates dankte Pater Josef für dessen Engagement für und bei der Wallfahrt. Und für seine Bereitschaft, neue Wege zu gehen, „um so die Wallfahrt in die Zukunft zu führen“. Gemeinsam hoffe man, die Pandemie zu überwinden und eine unbeschwerte Wallfahrt 2022 zu erleben.
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