Schlechte Bedingungen

Wenn die Tauber „Fieber“ hat, leiden darunter besonders die Forellen

Niedrige Pegelstände führen zu Überhitzung der Gewässer

Von 
Jens-Eberhard Jahn
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Gerade im Spätsommer bietet das Paddeln auf der Tauber unvergessliche Erlebnisse. Der Naturgenuss sollte dem Naturschutz dabei nicht entgegenstehen. © Jens-Eberhard Jahn

Main-Tauber-Kreis. Schwimmbäder sind wärmer. In die Tauber zu springen kostet hingegen auch im Hochsommer ein wenig Überwindung, garantiert aber eine angenehme Abkühlung.

Viele Fische dürften das anders sehen. Denn in den letzten Jahren ließen sich regelmäßig besorgniserregende Wasserstände in der Tauber beobachten.

Markus Moll, Pressesprecher des Landratsamts, nimmt gegenüber den Fränkischen Nachrichten kein Blatt vor den Mund: „Die niedrigen Wasserstände führen zu einer Überhitzung des Gewässers. Für Gewässerorganismen wie zum Beispiel Fische stellen hohe Gewässertemperaturen eine ernstzunehmende Gefahr dar. Vor allem die Forellen und die Äschen leiden sehr stark darunter“.

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Der frühere langjährige Vorsitzende des Angelsportvereins Tauberbischofsheim (ASV), Peter Behne, wies auf der letzten Mitgliederversammlung darauf hin, dass deshalb der ASV als erster Verein im Bereich der Tauber so genannte Temperaturlogger in das Gewässer eingebaut habe. Deren Funktion erläutert er so: „Die Geräte zeichnen die Temperatur fortlaufend auf. Für nachhaltige Besatzmaßnahmen, aber auch Tierschutz bilden die damit gewonnen Daten eine unerlässliche Grundlage“.

Auch andere Wasserorganismen wie Flusskrebse seien laut Landratsamt von den Auswirkungen des Klimawandels unmittelbar betroffen. Somit sei das Ökosystem Tauber als Ganzes betroffen. Pressesprecher Moll erklärt, dass daher vom Landkreis die Wasserentnahme aus der Tauber immer wieder zeitweise unterbunden werde: „Hiervon betroffen war auch die Landwirtschaft. Wasserentnahmen waren ganz einzustellen, wenn die in den wasserrechtlichen Erlaubnissen jeweils aufgeführten Pegelstände unterschritten waren.“

Grundsätzlich ist für die Tauber das Land Baden-Württemberg zuständig. Zustandsermittlung und Gewässermonitoring werden von der Landesanstalt für Umwelt (LUBW) erledigt. Und dabei werde der bio-chemische Zustand des Flusses seit Jahren als „nicht gut“ eingestuft. Schadstoffe stammten häufig aus dem Pestizideinsatz in der Landwirtschaft und zerstörten den Lebensraum vieler alteingesessener Pflanzen- und Tierarten.

Umso wichtiger seien schützende Gewässerrandstreifen und Renaturierungsmaßnahmen, wie sie vor sieben Jahren zwischen Tauberbischofsheim und Impfingen umgesetzt wurden. Damals erhielt die Tauber dort ein völlig neues Flussbett.

Der Name des Flusses stammt aus dem Keltischen und wird von „dubr“ oder „dubron“ abgeleitet, was „schnell dahineilendes Wasser“ bedeutet. „Dubron – Die Tauber“ heißt auch ein Orchesterwerk von Roxana Littau, das 2011 in Lauda uraufgeführt wurde – verträumt und grazil fließt die Musik etwa zehn Minuten lang dahin.

Viel länger schafft das auch die Tauber nicht, denn immer wieder wird der Fluss von Wehren unterbrochen, meist zur Wasserkraftgewinnung. Für Fische stellen die Wehre aber oft unüberwindbare Hindernisse dar. Laut Markus Moll verfolgt der Main-Tauber-Kreis daher das Ziel, die Durchgängigkeit des Flusses über Fischtreppen oder Umgehungsgerinne wiederherzustellen. „Bei Wehren, die ihre Funktion zum Beispiel aufgrund der Aufgabe eines Mühlenbetriebs verloren haben, ist ein Rückbau grundsätzlich denkbar“, erklärt der Pressesprecher. Dies sei allerdings oft mit fachlichen Schwierigkeiten verbunden, da sich das Gewässer und auch der Grundwasserspiegel über eine sehr lange Zeit an den Aufstau angepasst haben. Ein Rückbau vieler Staustufen wäre auch beim Paddeln auf der Tauber praktisch. Bislang ist das Kanufahren dort ein kleines Abenteuer, ebenso wie ein Sprung ins bald wieder kühlere Wasser. Den Forellen und Äschen sei es gegönnt.

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